Es ist die große Repsol-Tankstelle am südlichen Kreisverkehr von Son Servera, an der das Treffen stattfinden soll. Hier will Jens Büchner, einer von Deutschlands zurzeit populärsten Trash-Stars, den MZ-Reporter treffen. Der 45-Jährige fällt kaum auf, als er sich am Steuer seines nagelneuen Citroën-Kleinwagens im bis zum Bauchnabel geöffneten Hemd bemerkbar macht. „Wie geht´s denn so?", fragt der Medienstar. Die Spanier an der Tankstelle nehmen nicht weiter Notiz von ihm.

Wären hier Deutsche, wäre das wohl anders. Der Mann aus Bitterfeld hat durch die seit 2006 ausgestrahlte Vox-Doku-Soap „Goodbye Deutschland" und sein dort erworbenes Image als sympathischer Loser namens „Malle-Jens" Kultstatus erreicht. Der gelernte Anlagenmonteur hat sich selbst dort beworben. Geschildert wird in den Sendungen, wie Büchner sein Liebesleben gestaltet und wie er irgend etwas auf die Beine stellt und damit wieder baden geht. Etwa im vorigen Sommer mit einer Bar namens „Der zwölfte Mann" in Cala Ratjada, die nur wenige Monate bestand.

Im echten Leben ein Gewinner

Doch der TV-Verlierer ist im wirklichen Leben ein veritabler Gewinner. Büchner, der die seit dem Weggang von Daniela Katzenberger geschwächte Leipziger Produktionsfirma „99pro media" quasi allein am Leben hält, ertrinkt derzeit, wie er sagt, fast in Aufträgen. Er sitzt hinterm Steuer seines Autos und blickt frohgemut wie ein ­erfolgreicher Machertyp durch die Frontscheibe. Man sieht ihm an, dass er unter Strom steht. Alle wollen, dass er seine Gassenhauer singt und Witzig-Täppisches aus seinem Leben zum Besten gibt.

„Im Partylokal Karussell in Cala Millor bin ich in diesem Sommer jeden Donnerstag vor gut 600 Leuten aufgetreten", sagt Büchner. „Ich singe dann in der Regel meine Hits ´Pleite, aber sexy´, ´Arme Sau´ und vier weitere Songs und erzähle dazwischen etwas." 45 Minuten dauert seine Show, danach gibt Büchner Autogramme. Er könne zwar „nicht singen", gebe aber „die Rampensau", die er nun einmal von seinem Wesen her sei, sagt er. So geht das auch im Bierlokal „Krümels Stadl" in Peguera und bei Privatfeiern - etwa Hochzeiten auf Fincas. „40.000 Kilometer habe ich mit dem Auto innerhalb eines Jahres allein auf der Insel zurückgelegt", so Büchner, der vielleicht auch deswegen das Gespräch im Auto führen will. Der Hype sei dieses Jahr noch erheblich größer als 2014.

Auftritte im Bowling-Center und bei McDonalds

Jedes Wochenende fliegt er zudem nach Deutschland: „Zuletzt trat ich in einem Bowling-Center in Gelsenkirchen auf." Zwischendurch gibt er sich auch für Kurioses her, um an Geld zu kommen. „Ich mache immer mal wieder in Hochzeitsantrags- und Geburtstagsvideos mit." Das sei in Deutschland derzeit schwer angesagt. Schon bald steht auch ein Auftritt in Geesthacht bei Hamburg in einem McDonald´s-Restaurant bei einem Geburtstag an. Er freue sich schon darauf.

Hinzu kommen Aufnahmen für TV-Sendungen oder bunte Blätter mit Boulevard-Größen wie der ebenfalls auf Mallorca aktiven, meist unbekleidet auftretenden Micaela Schäfer. Weiterhin nimmt sich Büchner, der seit fünf Jahren in Cala Millor wohnt, zweimal pro Woche mittags Zeit, um dort im Tattoo-Studio von ­Kerstin und Wolfgang („meine besten Freunde") ein „Meet & Greet" zu veranstalten. „Ich mag es, wenn andere Leute um mich sind, das nervt mich nicht."

Heizungsfirma und Badehosen

Ein geruhsames Leben aber sieht anders aus. Zumal Büchner nach wie vor bei der Heizungsfirma „Sun Tec" in Cala Bona angestellt ist und auch Werbung für eine Badehosenmarke namens „Moses" macht („der Geschäftsführer sah mich vor vier Monaten im Krümel"). Auch an T-Shirts, die online mit seinem Konterfei vertrieben werden, verdient er. „Auf einem steht unter meiner Hackfresse ´Winner´, das mögen die Leute."

Überhaupt bemerkt der Spaßbolzen zusehends, dass sein Image als „Vollhorst", der immer wieder hinfällt, aber immer wieder aufsteht, die Menschen beflügelt. „Viele freuen sich, dass es mich noch immer gibt", erklärt er das große Interesse an seiner Person. „Dass ich ein Kämpfer bin und Mut habe." Er vermittle seinen Fans, dass er einer sei, „der sich nicht unterkriegen lässt." Und dass er so sei wie sie.

Auf dem Boden der Realität

So trubelig wie im Sommer will Jens Büchner sein Leben auch im Winter gestalten, wenn auch jenseits der dann touristenfreien Insel. Ähnlich wie andere Branchen­größen geht es dann in den Norden. „Ich habe schon Aufträge für Auftritte bei Après-Ski-Partys in den Alpen in Ischgl, Mayrhofen und Kitzbühel."

Trotz allen Erfolgs steht Jens Büchner weiter auf dem Boden der Realität. Er wisse wohl, dass so ein Hype sehr flüchtig sein kann, und arbeitet an einem zweiten Standbein. „Ich träume von einem eigenen Laden oder Restaurant oder vielleicht sogar einem Finca-Hotel", sagt er, bevor er sich verabschiedet und in seinem Citroën wieder in den Kreisverkehr an der Repsol-Tankstelle fährt.