Nach fünf Jahren in der Türkei und sechs Jahren auf Mallorca zieht es den Pfarrer der deutschsprachigen katholischen Gemeinde Peter Wehr zurück in seine Heimat. Im Juni tritt der 54-jährige Berliner eine neue Stelle als Seelsorger bei der Bundespolizei in Potsdam an. Von seiner Mallorca-Gemeinde verabschiedete er sich am 8. Mai mit einem Gottesdienst in der Kirche Santa Creu in Palma.

Bei Ihrem Einstiegsgottesdienst im Februar 2010 haben Sie gescherzt „Glücklich ist der, der nicht zu viel erwartet" - haben sich Ihre Erwartungen an Mallorca enttäuscht oder bestätigt?

Mallorca hat mich in keiner Weise enttäuscht - im Gegenteil. Ich war sehr gerne auf der Insel, und ich werde die Menschen, mit denen ich in der Gemeinde und außerhalb zu tun hatte, ganz gewiss vermissen.

Was zeichnet die deutsche Gemeinde auf Mallorca aus?

Eine Besonderheit ist, dass die Menschen aus verschiedenen deutschen Regionen kommen. Das ist auch für unsere Gemeindemitglieder bereichernd und interessant, dass hier Leute mit unterschiedlichen Biografien zusammenkommen. So haben sich zwischen Residenten, Teilresidenten und Urlaubern auch immer wieder schöne Kontakte ergeben.

Schafft die katholische Kirche Schnittflächen zwischen Deutschen und Mallorquinern?

Zum einen sind wir ja in der Kirche Santa Cruz zu Gast und im Gemeindehaus zur Miete, da haben wir ganz klar Berührungspunkte mit der spanischen Gemeinde. Es gab auch hier und da gemeinsame Festdienste, zum Beispiel an Maria Himmelfahrt. Dann gibt es Gemeindemitglieder, die schon sehr lange auf Mallorca sind und vielleicht auch Einheimische geheiratet haben, womit auch gelegentlich Mallorquiner in die deutsche Messe kommen. Ein ganz wichtiger Schnittpunkt war all die Jahre die Kirchenmusik. Da haben wir manches mit den Musikern der Balearen-Sinfoniker präsentiert, auch Gottesdienste gestaltet. Für mich war es zudem immer ein ­Anliegen, den Deutschen auf der Insel die Semana Santa ein Stück nahezubringen. Nach dem Gottesdienst sind wir zum Beispiel gemeinsam zu der großen Prozession gegangen.

Wie gut sind deutsche Residenten aus Ihrer Sicht auf Mallorca integriert?

Das kann ich nicht pauschal beantworten - es hängt immer auch von den Einzelnen ab. Diejenigen, die hier arbeiten, sind sehr gut integriert. Sie sprechen die Sprache, wissen sich hier zu bewegen, wissen auch mit Komplikationen umzugehen, die hier auftreten, zum Beispiel in der Verwaltung. Diejenigen, die eher punktuell kommen, möglicherweise, weil sie ein Haus auf der ­Insel besitzen, haben daran weniger Interesse, weil sie ihren Lebensmittelpunkt nach wie vor in Deutschland haben. Aber die allermeisten wollen ein wenig Spanisch sprechen und Leute kennenlernen. Da hilft ja auch die hiesige Mentalität der Freundlichkeit. Wenn ich zum Beispiel auf dem Markt in Santa Catalina einkaufe, die kennen einen. Die wissen vielleicht nicht, das ist der katholische Pfarrer Peter Wehr, aber sie wissen, man kommt immer wieder und plaudert ein wenig.

Was waren die größten Unterschiede zwischen Ihrer Arbeit in der Türkei und auf Mallorca?

Ich glaube, ein Unterschied ist, dass die eine Aufgabe innerhalb Europas war, die andere nicht. Meine Arbeit hier war unserem Selbstverständnis in Deutschland sehr viel näher, als es in der Türkei der Fall war. Auch die Arbeit in den Gemeinden war anders. Die Deutschen in Istanbul und Ankara waren zum größten Teil Entsandte von großen deutschen Firmen oder Institutionen. Der andere Unterschied ist, in einer mehrheitlich muslimischen Umwelt zu leben - ich will das gar nicht bewerten, aber es ist etwas ganz anderes. Man hat stärker das Gefühl, fremd zu sein, willkommen, aber auch fremd.

Sie kehren jetzt nach elf Jahren wieder nach Deutschland zurück -müssen Sie sich erst wieder eingewöhnen?

Da bin ich optimistisch. Aber ich muss sagen, Berlin hat sich in der Zeit sehr verändert. Die Stadt ist unglaublich international geworden, mit ganz vielen Sprachen. Ich sehe das auf jeden Fall als eine Bereicherung, aber auch als eine ganz klare Veränderung.

Was wird Ihnen aus Ihrer Mallorca-Zeit in besonders guter Erinnerung bleiben?

Ohne Frage die ökumenischen Christvespern in der Kathedrale von Palma, aber auch die Eheschließungen auf der Insel, über die man viele Leute kennenlernt. Sehr schön waren auch die Erstkommunionen, die wir gemeinsam mit den Eltern vorbereitet haben in all den Jahren. Das hat wirklich viel Freude bereitet, alle waren super dabei. Und natürlich - das möchte ich noch mal betonen - die vielen Leute in der Gemeinde. Ich glaube, es werden auch viele ­Kontakte bleiben.

Was haben Sie für Ihren Abschiedsgottesdienst geplant?

Es soll einfach ein festlicher Gottesdienst sein mit anschließendem Empfang für alle.