In den Büroräumen des Vereins „Equipo 25.2" werden Besucher derzeit freudig von einem Hund begrüßt. Den wollte der Verein eigentlich an einen ehemaligen Häftling aus der Justizvollzugsanstalt in Palma vermitteln. Der Hund muss sich aber noch etwas gedulden. Denn noch haben die Vereinsmitglieder kein neues Herrchen gefunden.

„Equipo 25.2" wurde 2014 mit dem Ziel gegründet, Gefangene vor, während und nach ihrer Haft zu unterstützen. Das Projekt, Hunde an ehemalige Häftlinge zu vermitteln, ist nur eine von vielen Aktionen des Vereins. „Wir wollen dafür sorgen, dass Gefangene echte Hilfestellung bekommen, um sich nach ihrer Strafe wieder in unserer Gesellschaft zurechtzufinden", sagt Coco Campaner, 29-jähriger Anwalt und Profiboxer. Er hat den Verein im Juni 2014 gegründet, „weil die spanische Justiz viel zu schnell Menschen einfach wegsperrt und sich dann nicht genügend um sie kümmert".

Der Name des Vereins ist simpel, die Idee, die hinter der Namensgebung steckt, ebenso: Paragraf 25 Absatz 2 der spanischen Verfassung sagt, dass Gefängnisstrafen dazu dienen, den Häftling zu resozialisieren, ihn also wieder voll in die Gesellschaft zu integrieren. In Spanien ist es der einzige Verein mit dieser Ausrichtung. Geplant sind auch Zweigstellen in Valencia und Madrid.

Ein Gefangener kann sich oft keinen Sozialarbeiter leisten

Das Team um Campaner besteht aus 17 weiteren Mallorquinern. Sozialarbeiter, Kriminologen, Anwälte, Psychologen und Journalisten sind mit dabei. Viele der Gefangenen würden ohne Hilfe des Vereins nie einen Psychologen zu Gesicht bekommen, „weil sie zu teuer sind", sagt Campaner. Dem Verein müssen Häftlinge einen monatlichen Beitrag von 30 Euro bezahlen.

Dafür bekommen sie mindestens einmal im Monat Besuch von einem Vereinsmitglied - einem Psychologen oder Sozialarbeiter ­beispielsweise, der mit ihnen arbeitet. Meist ist aber auch dieser Betrag für die Gefangenen nicht zu stemmen. „Dann springt der Verein ein", sagt Campaner. Das nötige Geld für die Betreuung der Häftlinge versucht das Team derzeit, per Crowdfunding zusammenzubringen.

Campaners Team hilft den Gefangenen auch dabei, Genehmigungen wegen guter Führung zu erhalten, um beispielsweise Besuch empfangen zu dürfen. „Das ist ein großer Anreiz für die Häftlinge, mit uns ­zusammenzuarbeiten", sagt Kriminologin Marga Cabanellas. Oft sei es zwar zunächst schwierig, gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Aber nach ein paar Wochen bessere sich das meist.

Sicherheit in einer unsichereren Lage

Nicht nur die Arbeit mit den Gefangenen hat sich der Verein zur Aufgabe gemacht. Auch die Familien und Angehörigen werden betreut. „Das Informationsmanagement der Vollzuganstalten ist nicht gut", sagt Psychologe Dennis Albertí. Gerade Familienmitglieder wollen aber wissen, was mit ihrem Angehörigen passiert und welche Abläufe es gibt. „Das gibt ihnen Sicherheit in einer sehr unsicheren Lage", sagt Albertí. Momentan betreuen die jungen Mallorquiner 66 Gefangene, etwa zwei kommen jede Woche hinzu.

Equipo 25.2 will auch Aufklärungsarbeit leisten. „Immer noch stempelt man Gefangene als Menschen zweiter Klasse ab", sagt Campaner. „Jemand, der ein Verbrechen begangen hat, ist für die meisten per se eine schlechte Person." Dabei müsse man aber auch die Lebensumstände des Häftlings kennen, um sich ein Urteil zu bilden.

Etwa 80 Prozent der Gefangenen sitzen laut Campaner wegen Diebstahls im Gefängnis. „Vielleicht hatte derjenige aber einfach nur Hunger, musste für eine Familie sorgen oder er war drogensüchtig und brauchte neuen Stoff." All diese Probleme könne man angehen, um aus dem Menschen, der in Haft sitzt, einen besseren Menschen zu machen.