Wenn man mit Ricky spricht, ist er freundlich wie ein livrierter Oberkellner, der einem jeden Wunsch von den Lippen abliest. Der Brasilianer ist seit fünf Jahren beim Katmandu-Erlebnispark in Magaluf beschäftigt und macht jetzt etwas Neues: Im vor einigen Tagen eröffneten Horrorhaus „Night of the Frozen Dead" darf er eine kurze Szene mit Knalleffekt spielen. „Ansonsten sind wir total normal", so der Hobbyschauspieler zur MZ, nachdem er sich für seinen Auftritt zwei Stunden lang unter anderem mit einer Frauenperücke und gruselig hellen Spezialkontaktlinsen maskiert hat. Er ist kein studierter Schauspieler. Ricky sitzt mit 15 Kollegen in einem größeren Aufenthaltsraum des angeschlossenen Katmandu-Hotels, draußen planschen Gäste fröhlich im Pool, es scheint noch die Sonne. Es ist das Gebäude, an dessen Wand vor zwei Jahren eine riesige Yeti-Puppe befestigt wurde, deren Kopf sich, noch so eine schräge Nummer, immerzu bewegt.

Marco aus Mallorca spielt einen Leichenwäscher. Er hat einen pechschwarzen Zylinder auf, ebenso wie Ricky ist er blass ­geschminkt. „Ich bin zuerst freundlich und schreie dann die Leute an und werfe mit Ausdrücken um mich", definiert er sein Erschreck-Rezept. Ricky fügt hinzu, dass lang anhaltende Stille und dann plötzlich hereinbrechendes chaotisch-lautes Herumbrüllen einen noch viel nachhaltigeren Eindruck bei den Besuchern hinterlassen würden.

Es ist halt nicht die Verkleidung allein, die erschreckt. Auch mit Spezialeffekten wie lauten Knall- oder Rasselgeräuschen, die auf gruselige Gestalten fallende Lichtstrahlen begleiten, werden die Leute geschockt. Oder mit einem besonders fahlen bläulichen Licht, das auf das Gesicht eines der Darsteller fällt, und ätherisch-leiser und zugleich unheimlicher Hintergrundmusik, wie man sie aus Gruselfilmen kennt. Oder mit leichten Berührungen der Schulter eines Gastes im Dunkeln.

400.000 Euro investiert

Die Horrorhaus-Idee gehe auf ein in den USA ersonnenes Patent zurück, weiß Simon Hirst, der Geschäftsführer des vom Engländer und Minigolf-Spezialisten Karel Johnson aus dem Boden gestampften Parks. „400.000 Euro haben wir investiert, vier Monate haben wir gebraucht, um das Gebäude einzurichten." Die sonstigen Highlights des Parks sind bekanntlich eher harmloser Natur - so wie der Klettergarten, das verkehrt herum stehende Haus oder der Wasserpark, wo sich die Kiddies vergnügen. Ins Horrorhaus darf man erst ab 18 Jahren.

Was auch okay ist, denn das, was während des dramaturgisch stringent konzipierten Rundgang passiert, lehrt auch nicht über Gebühr sensible Menschen das Gruseln: Mal ist es minutenlang stockdunkel und Fratzen glotzen einen an, wenn nur sekundenlang das Licht ein wenig blitzt. In einem weiteren Raum hängen mit blutähnlicher Farbe beschmierte längliche meterhohe weiße Tüten, in denen zumeist Puppen stecken. Wenn in einer dann ein von einem der Schauspieler verkörperter lebender Toter zuckt, schreien auch urlaubende Youngster, die im richtigen Leben eher auf cool machen dürften. Woanders randaliert mit gefletschten Zähnen hinter einem Gitter ein durchgedreht wie der Mörder Charles Manson dreinblickender Sträfling, und in einem Gang kichert eine weiß gekleidete kleinwüchsige hexenähnliche Frau mit weißen Augäpfeln ohne Pupillen dermaßen verstörend, dass auch gestandene Männer zusammenzucken.

Der Guide ist gar nicht so fies

25 Minuten dauert das Horror-Spektakel, das nur von Freitag- bis Sonntagabend dargeboten wird. Begleitet wird man von einem sowohl vertrauenswürdigen als auch halbgruseligen Guide, der die Gäste auf Spanisch und auf Englisch (Termine erfragen) durch das verwinkelte mehrstöckige Haus führt. Zeit zum Ausruhen gibt es nicht, eine Schock-Szene jagt die andere, und am Ende ist man froh, wenn alles vorbei ist.

Man erkennt sofort, dass sich die Park-Manager sowohl bei der Ausstaffierung der Schauspieler als auch bei der Einstudierung der Grusel-Effekte ins Zeug gelegt haben. Und so verfehlt dieses Erlebnis der speziellen Art seine Wirkung nicht. Es dürfte zartere Gemüter allerdings auch nicht traumatisieren, da die Schauspieler selbstredend rechtlich gesetzte Grenzen nicht überschreiten: Tätlich angegriffen wird keiner der Gäste. Dennoch: Wenn der ein oder andere nach dem Gang der speziellen Art aus dem Schlaf schreckt, wäre das keine Überraschung.

Das Horror-Spektakel „Night of the Frozen Dead" läuft von 21 bis 0 Uhr. Letzter Einlass ist um 23.30 Uhr. Die Besucher werden in überschaubaren Grüppchen geführt. Der Eintrittspreis ist mit 17,90 Euro zwar gesalzen, aber angesichts der Intensität des Erlebnisses durchaus angemessen.