Dass es jenseits der schönen Strände auch dimonis auf Mallorca gibt, war Adrian Bielmeier lange nicht bekannt. Und das, obwohl der Schweizer seit zehn Jahren immer wieder Urlaub in Cala Millor macht. Erst durch einen Facebook-Kontakt mit Raül Valls, dem Vorsitzenden einer colla von Teufeln aus Consell, wurde dem Mann aus dem Weiler

Welschenrohr bei Biel bewusst, dass seine Krampusläufer hier eine gute Figur abgeben könnten.

Krampus - das ist eine als Teufel daherkommende Schreckgestalt mit vorchristlichen Wurzeln, die vor allem in Bayern und Österreich etwa seit dem 16. Jahrhundert den heiligen Nikolaus begleitet. Während letzterer die braven Kinder beschenkt, bereitet es den diabolischen Wesen einen Heidenspaß, böse Bengel notfalls mit Peitschenhieben zu züchtigen. Wie die dimonis auf Mallorca treten die Krampusse bei Aufmärschen in Gruppen auf, um die Leute zu erschrecken.

Auch die Mallorquiner wussten lange Zeit nichts von den Krampussen - bis einige Bewohner Consells bei einem Österreich-Besuch auf die Gesinnungsgenossen aufmerksam wurden. Später recherchierte man bei Facebook und stieß so auf die Schweizer. Die zwölf Eidgenossen hatten die viel ältere österreichische Tradition erst 2008 übernommen, nennen sich „Schnapslochgeister" und haben sich mit Masken aus Zirbenholz eingedeckt, die von einem Schnitzer im Nachbarland angefertigt werden.

„In der Schweiz gibt es bislang nur fünf solcher Gruppen", sagt Adrian Bielmeier. Er ist hörbar stolz darauf, vor Jahren den ersten eidgenössischen Krampuslauf organisiert zu haben. Ein neues Phänomen also, so wie die dimonis das auf Mallorca auch einmal waren. Das eher katalanische Treiben wurde erst nach dem Tod des Diktators Francisco Franco 1975 als kulturelle Abgrenzung zum kastilischen Spanien populär.

Dass man sich da mal kennenlernen musste, lag auf der Hand. Auf Initiative von Raül Valls, seines Zeichens auch TV-Journalist bei IB3, lud die Gemeinde Bielmeier und seine Kollegen ein, um am Samstag (22.10.) im Rahmen der Herbstmesse einen gemeinsamen Feuerlauf zu gestalten: den Dimokrampus.

Adrian Bielmeier war durchaus beeindruckt. „Mir ist aufgefallen, dass man hier sehr eng beisammensteht", sagt er. Das sei bei den Krampusläufen daheim anders. Dort hielten die Leute immer einen gewissen Abstand. Und so viel Schweiß flösse unter den Fellen und hinter den engen Sehschlitzen der Masken in der Schweiz auch nicht. In Consell kletterte das Thermometer tagsüber auf bis zu 29 Grad. Etwa eine Stunde dauerte das abendliche Spektakel. „Die Leute waren alle sehr freundlich." Und kein Kind habe beim Anblick der Krampusse so erschrocken aufgegreint wie in Mitteleuropa üblich - das ist Bielmeier aufgefallen. Kein Wunder, sagt Raül Valls abgeklärt: „Hier in Consell gibt es alle naselang dimonis zu sehen. Da kann man den Kindern so schnell nichts vormachen."