MZ-Fotografin Nele Bendgens hatte nicht schlecht gestaunt, als ihr elfjähriger Sohn Pau nach Plastikflaschen für die Schule fragte. Um die Umwelt zu schonen, sind wiederbefüllbare Behältnisse aus Metall eigentlich lieber gesehen. „Aber das ist doch für ein Spiel", protestierte Pau. „Das machen jetzt alle." Die „Water Bottle Flip Challenge" geht auch an Mallorca nicht vorbei. Bei dem Zeitvertreib muss eine Wasserflasche so geworfen werden, dass sie sich in der Luft dreht und gerade zum Stehen kommt.

Den Anfang machte der US-Amerikaner Michael Senatore bei einer Talentshow auf seiner Highschool. Das Video, das Senatore bei einem einfachen Flip zeigt, wurde bei Youtube seit Mai fast 7 Millionen Mal angeklickt. Einer der Klicks kam auch von einem der Kinder auf der Schule von Pau. Als dann die erste Flasche flog, wollten auf einmal alle mitspielen - egal, ob jung oder alt, Mädchen oder Junge.

Die Wurfgeschosse fanden die Kinder in den Mülleimern. Schnell verbesserten sie den Flip und fanden heraus, welches die ideale Flasche ist. „Auf die Füllung kommt es an", sagt Paus Klassenkamerad Hugo Bestard. „Wenn die Flasche zu voll ist, dreht sie sich zu schnell und die Rotation ist schwieriger zu kontrollieren." Eine ideale Füllmenge sei etwa ein Drittel des Inhalts. Um das zu testen, haben die Kinder einen Trick: Vor dem Flip lassen sie die Flasche gerade nach unten fallen. Wenn es schon da Probleme gibt, dass sie stehen bleibt, muss nachjustiert werden.

Besser ist auch eine Flasche mit härterem Boden, da die mit dünnem Plastik schnell verbeulen und nach ein paar Würfen unbrauchbar werden. Über das optimale Fassungsvermögen sind sich die Kinder uneinig. „Ein-Liter-Flaschen sind am besten", meint Pau. Sein Freund Lautáro Noseda plädiert für den halben Liter. „Die liegen besser in der Hand."

In den Pausen tragen die Kinder kleine Turniere aus. Vier hintereinander stehende Bänke sind das Spielfeld. „Wer dreimal die Flasche auf einer Bank zum Stehen gebracht hat, darf zur nächsten", erklärt Hugo. Gewonnen hat der, der als Erster alle Bänke abgearbeitet hat. Zum Ärger der Lehrer spielten die Schüler auch in der Stunde. „Wir haben die Flaschen neben den Stühlen stehen", sagt Pau. „Immer wenn sich der Lehrer zur Tafel umdreht, flippen wir schnell."

Den Anfängern empfehlen die Kinder, sich eine Wand zu suchen. Die gibt der Flasche beim Landen Stabilität. Wer eine größere Herausforderung sucht, der kann auch unter dem Bein, hinter dem Rücken oder über den Kopf werfen. Schwieriger wird es auch, wenn die Flasche auf dem Deckel landen soll.

Inspiration gibt es bei zahlreichen Videos im Internet. Auf einem davon ist der portugiesische Fußballer Cristiano Ronaldo zu sehen. Beim angeblich ersten Versuch landet seine Flasche punktgenau auf dem Tisch. Wie viele erste Versuche er dafür gebraucht hat, ist nicht bekannt.