Der populistische Immobilien-Milliardär und Republikaner Donald Trump ist am Freitag (20.1.) auf den Stufen des Kapitols von Washington als 45. Präsident der USA vereidigt worden. Vorbei sind die acht Jahre der Lichtgestalt Barack Obama, jetzt bricht eine neue Ära an. Keine gute, wie auch die von der MZ befragten Insel-Nordamerikaner befürchten.

Adam Perkal, ein seit 30 Jahren auf Mallorca wohnender Weinimporteur und -händler, ist mit seiner Kritik noch zurückhaltend. Obwohl ihm Donald Trumps Wahl nicht gefallen hat, gibt er ihm eine Chance. „Trump spricht Themen an, die vielen US-Bürgern auf der Seele brennen und weiß damit umzugehen", sagt Perkal. „Ich habe zwar andere Ansichten als er, aber er ist das legitime Staatsoberhaupt." Die im Vergleich zu anderen Staaten besonders große Unabhängigkeit der Justiz in den USA lässt den Weinimporteur hoffen. „Die wird ihn notfalls bremsen." Alles in allem glaubt Perkal, dass der New Yorker Tycoon als Präsident keine Probleme lösen wird - im Gegenteil. „Besonders die Umweltpolitik macht mir Sorgen." Dafür seien fortan Leute verantwortlich, denen er zutiefst misstraue. Trump hatte im Wahlkampf die fortschreitende Erwärmung der Erde wiederholt bestritten.

Wesentlich härter als Perkal geht die ehemalige Journalistin Nicole Szulc mit dem 70-Jährigen ins Gericht: „Ich bin sehr erschrocken", sagt sie. „Trump weiß doch gar nicht, wie unser Land und die Welt funktionieren." Szulc traut dem neuen Mann im Weißen Haus nicht zu, dass er seine aggressive Persönlichkeit im Amt bändigen kann. „Er greift einfach alle an, die nicht mit ihm einer Meinung sind." So wie Trump verhielten sich eigentlich nur Diktatoren. Geärgert habe sie, dass die Medienvertreter bei der betont autoritär abgehaltenen Pressekonferenz Trumps am 11. Januar nicht geschlossen den Raum verlassen hätten, nachdem Trump einen CNN-Vertreter nicht zu Wort kommen ließ. Der neue Präsident sei im Übrigen dermaßen oberflächlich, dass er „jeglichen Anstand vergewaltigt". Nicole Szulc befürchtet zudem, dass Trump gar keine Zeit haben werde, ein richtiger Präsident zu werden. „Der wird einfach zu viel Ärger mit den Gerichten am Hals haben."

Auch Ray Chatham, Ex-Modeschöpfer und Ex-Hippie, hält Donald Trump für einen zutiefst unanständigen Menschen. In diesem Zusammenhang zitiert der im Dörfchen Ariany heimische Lebenskünstler den „Washington Post"-Kommentator Richard Cohen, der kürzlich schrieb: „Donald Trump vereint alles Bedauernswerte in einer Person. Er ist sowohl ein Angeber als auch ein Betrüger. Er ist sowohl ein Tyrann als auch ein Demagoge. Er ist ein Ignorant und zugleich ein Versager, ein Betrüger und zugleich (...) ein Rassist. Seiner Selbstverliebtheit begegne ich mit Abscheu für ihn. Er wird bald Präsident der Vereinigten Staaten. Es sieht so aus, als würde ein verfassungsgemäßer Putsch aufrechterhalten." Ray Chatham vergleicht das Verhalten Donald Trumps zudem mit dem eines pubertierenden und deswegen launischen und kapriziösen Teenager-Mädchens.

Auch die im Intellektuellen-Dorf Deià wohnhafte Anthropologin Jacqueline Waldren versteht die Welt nicht mehr. Vor allem Trumps Fremdenfeindlichkeit ärgert die Autorin, die sich seit Jahren mit dem Zusammen- und Nebeneinanderleben von Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen auf Mallorca beschäftigt: „Ausgerechnet die Immi­grantennation USA vom Zufluss von Einwanderern abzuschotten wäre genauso, als würde man sämtliche Ausländer von unserer Insel ausweisen", sagt sie. Nicht nur Zuwanderern gegenüber verhalte sich Trump respektlos, auch Frauen und Behinderten. „Das ist alles fürchterlich." Waldren hofft dennoch, dass auf das „große Wahlkampftheater" des Tycoons, das für so viel Entsetzen weltweit gesorgt hatte, seriöses Regieren folgt und dass es genügend „anständige" Republikaner gibt, die Trump bremsen, wenn der auf dumme Gedanken kommen sollte.

Tief getroffen ist auch der wohl bekannteste US-Amerikaner auf Mallorca, der langjährige Konsul Tummy Bestard: „Ich bin erschrocken und besorgt", sagt der Ex-Diplomat. Dennoch müsse man Trump respektieren, denn er sei schließlich rechtmäßig gewählt worden. „Ich bin aber ein treuer Anhänger der Clintons", bekennt Bestard. Dass Hillary nicht gewonnen habe, habe ihn sehr geschmerzt. Nach der Wahl Trumps habe er denn auch einen regelrechten Desillusionierungsprozess durchleiden müssen. Er sei so sicher gewesen, dass Hillary Clinton sich durchsetzt, dass er sogar schon längere Zeit vor der Wahl eine Reise zu ihrer mutmaßlichen Amtseinführung gebucht habe. „Die habe ich dann natürlich am Ende abgesagt."