Der Fotografin und dem Redakteur war schon Tage vor dem Termin etwas mulmig. In einem Container schweben, der von einem Kran bis in 75 Meter Höhe über der alten Mole in Palma gehoben wird? Und dann darin auch noch etwas essen? Ob das gutgeht? Ging es: Die Sorgen waren unbegründet, am Ende war es überhaupt keine wackelige Angelegenheit. Wobei auch eine Rolle gespielt haben mag, dass der Container dann doch lediglich in 30 Metern Höhe gegenüber der Kathedrale von Palma schwebte.

Eingeladen hatte das Küchenstudio Leicht Cocinas de Nopper in Santa Ponça. Der Container wiederum kam vom Kochfeldhersteller Bora aus Oberbayern. Die Firma will mit einer das ganze Jahr andauernden Tour durch zahlreiche europäische Großstädte ihre Dunstabzugshauben bekannt machen. Die unterscheiden sich dadurch von denen der Konkurrenz, dass sie im Herd integriert sind und den Dampf direkt in einen neben der Kochplatte installierten Abzug saugen.

Warum diese Vorführung vor geladenen Gästen in einem Container hoch über Erde und Wasser stattfinden musste, wurde nicht ganz klar, spektakulär war sie aber auf jeden Fall. Palma machte den Auftakt dieser sogenannten „Revolution-Tour". Als Standort für das Unterfangen hatte sich das Unternehmen einen freien Platz hinter dem Restaurant Varadero ausgesucht, der in die Zuständigkeit der Hafenbehörde fällt. Die Erlaubnis dafür einzuholen, scheint nicht ganz einfach gewesen zu sein. Eine Mitarbeiterin von Bora verdrehte auf diesbezügliche Nachfrage jedenfalls die Augen.

Gemeinsam mit 14 anderen Mutigen ging es am Freitagnachmittag beinahe unmerklich in die Luft. Niemand schrie, niemandem wurde schwindelig. Der Kochcontainer war ursprünglich mal auf einem Lkw befestigt und diente als Versorgungseinheit des inzwischen in der Elite-Liga angekommenen und mit einem Foodtruck ausgestatteten Radteams Bora-Hansgrohe, Da der ausrangierte Container auf dem Dach Ösen besitzt, um ihn vom Lkw herunterzuheben, kam man auf die Idee, ihn an einen Kran zu hängen.

„Normalerweise soll sich der Container in der Luft drehen. Aber heute ist das ein wenig zu riskant, sodass wir ihn etwas fixieren", hatte einer der Techniker am Boden erklärt. Der Container ist mit einem automatischen Windmesser ausgerüstet. Sobald der Wind mehr als 7 km/h pro Sekunde weht, schlägt das Gerät Alarm. Dann muss die Box wieder herabgelassen werden. Als ab dem Spätnachmittag der Wind langsam Sturmstärke annahm, blieb die Küche denn auch wohlweislich kalt und mitsamt ihrem Dunstabzug am Boden.

Exklusiv war natürlich der Blick von dort oben aufs Meer und die Altstadt von Palma. Dazu bereitete Koch Armin Auer den Gästen an Bord innerhalb von 30 Minuten ein kleines Gericht im Wok zu. Und schon ging es, ebenso langsam, wieder in Richtung Boden. Wo bereits die nächsten Neugierigen auf ihren Flug warteten.