Nur eine kleine Bewegung, und die Zigarette ist aus Harald Burbas Hand verschwunden. Etwas komplizierter ist dagegen schon sein sogenannter Acaan-Kartentrick (Any card at any number), bei dem der Gastwirt und Neu-Magier ohne hinzusehen spontan jede Spielkarte aus dem Fächer ziehen kann, die ihm vom Publikum zugerufen wird. Damit und mit vielen anderen Kunststückchen, welche er in den vergangenen Jahren bei Spezialhändlern gekauft und erlernt hat, will Burba ab sofort seine Gäste in den Bann ziehen.

Dafür hat der Besitzer des Restaurants Café Bistrol Pablo in Santanyí (Carrer Sol, 1) ein Mini-Theater geschaffen, in dem bis zu 16 Zuschauer Platz finden.

400 Tricks beherrscht der im Münsterland geborene 64-Jährige.„Für 49,50 Euro biete ich ihnen dienstags, freitags und sonntags ab 18.30 Uhr zunächst ein Dinner samt einem Getränk und dann im Obergeschoss eine 90-minütige Show mit 15 Highlights", so Burba. Er macht das, weil er glaubt, dass die Leute wieder vermehrt Lust auf echte Varieté-Unterhaltung haben. „Eigene Event-Lokale werden immer populärer", sagt Burba.

Während seiner Show will sich der elegant gekleidete Magier nicht auf einer Bühne von seinen Gästen abgrenzen, sondern, während mysteriös halblaut Hintergrundmusik durch den abgedunkelten und mit Magier-Bildern verzierten Raum wabert, unter sie mischen.

Auf viel Technologie, wie sie zum Beispiel in Las Vegas zum Einsatz kommt, aber auch auf ganz alte Klassiker, wie etwa einen Hasen aus dem Zylinder ziehen, verzichtet Burba.

Stattdessen fasziniert er mit simplen Dingen wie mit einer gefüllten, unverschlossenen Wasserflasche, die er umdreht und aus der wundersamerweise nichts herausfließt. Oder er sticht sich vor aller Augen scheinbar eine Nadel durch den Arm.

Ein gewisser Klaus Havenstein (1922 bis 1998) war es, der Burba zur Zauberei brachte. „Als ich Anfang der 60er-Jahre noch Kind war, moderierte dieser Schauspieler im deutschen Fernsehen eine Sendung namens ´Sport, Spiel und Spannung´?", sagt der seit 2006 auf Mallorca lebende Wahl-Insulaner der MZ. „Dort trat auch mal ein Zauberer mit Namen Kalang auf, der mich begeisterte." Doch lange Zeit blieb Burba nur Zuschauer.

Es bedurfte eines weiteren Erlebnisses, um ihn gänzlich von der Zauberei zu überzeugen: „In Südfrankreich sah ich einmal auf einem Nachtflohmarkt unter einer Akazie einen Magier, der eine Show gab und auch Tricks verkaufte." Von ihm erwarb er sein erstes Kunststück, die Magie nahm ihren Lauf.

Sein Lokal in der urig-­schmucken Sol-Gasse unweit der Kirche von Santanyí und der Plaça Major betreibt Burba seit 2011. 2009 hatte er bereits Räume gegenüber angemietet. „Das wurde zu teuer, und seit 2014 bewirtschafte ich mit meiner Frau nur noch das Objekt mit der Nummer eins", sagt er.

Bevor sie in die Nummer eins zogen, waren die Räume samt lauschigem Innenhof eine illegale Mini-Müllhalde. „Alte Kühlschränke und Fahrräder stapelten sich hier unter anderem, ein Schwein lebte vor sich hin", sagt Burba. Das alles auf Vordermann zu bringen („jeder Stein hier ist neu") kostete den Westfalen viel Mühe und Geld. „Der Besitzer hatte mir das Haus mit einem riesigen altertümlichen Schlüssel geöffnet", erinnert sich Burba.

Kurze Zeit nach der Eröffnung 2011 erleichterte ein wie vom Himmel gefallener Glücksfall das Geschäftsleben des Harald Burba: „Eines Tages erschien hier eine Frau und rief: Das ist es, das ist es!" Er habe erst verstanden, worum es ging, als sich die Dame als Mitglied der Filmcrew der ARD-Seifenoper „Verbotene Liebe" zu erkennen gab. Das putzig-authentische Interieur begeisterte die Macher der bis 2015 in der ARD gezeigten Vorabend-Soap so sehr, dass sie hier einige Szenen ihrer Mallorca-­Folgen drehen wollten. Burba willigte selbstredend ein. „Palmen wurden auf die Straße gestellt und alles umdekoriert", sagt er. Das Engagement der Filmleute spülte Burba und seiner Frau, die im Don Pablo virtuos Gambas und Bio-Rind aus Irland zubereitet, unerwartetes Geld in die Kasse. Ein zusätzlicher Gewinn wurde, dass nach Ausstrahlung der Folgen im TV Fans der Serie in sein Haus einkehrten. „Es gab Leute, die sich genau auf den Stuhl setzen wollten, auf denen einer ihrer angehimmelten Stars gesessen hatte, und sie waren glücklich", sagt Burba.

Bevor er seinen Traum vom erfolgreichen Wirtsdasein unter der Mittelmeersonne ­verwirklichen konnte, hatte er auf Mallorca allerdings eine nicht allzu schöne Zeit erlebt. Einige Monate lang ­malochten er und seine Frau als angestellte Hausverwalter eines schwerreichen Deutschen, dem Besitzer eines in Palmas Edelvorort Son Vida gelegenen Anwesens. Dieses war vollgestellt mit Antiquitäten aus aller Welt und verfügte des Weiteren sogar über eine aus Marmorpulver gepresste Badewanne. „Wir fühlten uns dort aber nach einiger Zeit wie Sklaven und verabschiedeten uns wieder", sagt Burba.

Jetzt dagegen schwebt er „auf Wolke sieben" und vielleicht, so seine neue Show gut ankommt, bald auf Wolke acht. Burba steht in seinem Mini-Theater und zaubert wie aus dem Nichts eine Münze in seine Hand. Mit etwas Glück und Geschick landen davon künftig ein paar in seiner Kasse und Burbas Traum von einem zauberhaften Wirtshaus geht in Erfüllung.

Anmeldungen: 971-64 21 31, 664-09 80 91, seniorharaldo@web.de