Es mag sein, dass Christine Kaufmann keine Affären auf Mallorca hatte. In ihrem letzten, am Samstag (20.5.) veröffentlichten Buch „Liebesgeschichten" (Attenkofer-Verlag Straubing, 24,80 Euro) verliert die am 28.3. mit 72 Jahren an Leukämie verstorbene Schauspielerin jedenfalls nur ein paar Worte über die Insel. Und das, obwohl die durch Harald Reinls Heimatfilm „Rosen-Resli" von 1954 berühmt gewordene Künstlerin schon 1959 mit 14 Jahren erstmals hierhin gekommen war. Sie drehte damals auf Mallorca den Film „Ein Thron für Christine" mit dem italienischen Regisseur Luis César Amadori.

In dem posthumen Buch der Glamour-Queen, das eine Woche vor ihrem Tod fertig wurde, erwähnt die Kaufmann die Insel nur im Zusammenhang mit ihrer Mutter, der französischen Maskenbildnerin Genevieve Gavaert. Die habe Geld, das sie mit ihren ersten Hollywood-Filmen verdiente, „eingesteckt". Einmal habe die Mutter in Los Angeles 50 Prozent einer Gage von Kaufmanns damaligem Lebensgefährten

Tony Curtis (1925-2010) „vorgestreckt" bekommen. „Danach flog sie zurück nach Europa und baute Häuser in Mallorca." Es war halt so, dass „meine Mutter mir (...) eine Rechnung für alles ausstellte, was seit meiner ­Kindheit für mich ausgegeben wurde". Das klingt nicht nach einem ­optimalen Verhältnis zu der Frau, die ­Christine Kaufmann in dem Buch „­Sphinxgesicht" nennt. ­Gavaert hatte die junge Christine zum Ballett gebracht, ihre Filmkarriere ­vorangetrieben.

Die für ihr Hollywood-Debüt „Stadt ohne Mitleid" mit Kirk Douglas 1961 mit einem Golden Globe geehrte Schauspielerin ist die Frucht einer Ende des Zweiten Weltkriegs verpönten Liaison: Ihre Mutter hatte sich mit dem deutschen Luftwaffen-Offizier Johannes Kaufmann eingelassen. Sie wurde in Österreich, wohin die Familie vor Kriegsende umquartiert worden war, geboren. München wurde der Lebensmittelpunkt der zweisprachig aufgewachsenen Kaufmann. Die bayerische Landeshauptstadt lobt sie in dem Buch.

Kaufmanns „Liebesgeschichten" lesen sich so süffig wie „Bunte"-Artikel, man erfährt viel über Affären der Frau zwischen L.?A. und Argentinien, die nach der von 1963 bis 1967 dauernden Ehe mit Curtis drei weitere Male verheiratet war. Doch in die Tiefe geht das Buch nicht, weshalb es dem Format dieser vielgesichtigen Künstlerin, die auch mit Berühmtheiten wie dem Regisseur Reiner Werner Fassbinder zusammenarbeitete, nicht gerecht wird. Heimatfilme waren eine ihrer Seiten, in den 70- und 80er-Jahren übernahm sie zunehmend anspruchsvolle Rollen wie in Werner Schroeters „Tag der ­Idioten" (1981).

War es das auf Mallorca einprasselnde Banale, das die Kaufmann, deren Tochter Allegra hier lange wohnte, auf Distanz brachte? In den Monaten vor ihrem Lebensende äußerte sie sich jedenfalls nicht positiv. „Ich hatte keine Lust mehr auf die übervolle Insel", zitierte die „Bild-Zeitung" sie 2016 nach der Auflösung des Familiendomizils hier. „Eigentlich habe ich Mallorca immer gehasst, aber ich wollte es als Treffpunkt für die Familie erhalten."