Ähnlich wie die evangelische Konfirmation in Deutschland ist die katholische Erstkommunion in Spanien ein Ereignis, für das sich viele Eltern finanziell verausgaben. Jetzt im Frühling wird dieser katholische Ritus, den Kinder zwischen 7 und 10 Jahren über sich ergehen lassen müssen, traditionell über die Bühne gebracht. Anders als in den Jahren der Wirtschaftskrise sind die Eltern inzwischen wieder freigiebiger: 3.100 Kinder hatten 2015 auf Mallorca die Kommunion absolviert, 2016 waren es bereits 3.574. Die Feiern gehen richtig ins Geld: 3.000 bis 3.500 Euro kommen gut und gerne zusammen für Kleidung, Schuhe, Fotos, Geschenke, Kinderunterhaltung, Blumen für die Kirche und das obligate Festessen mit vielen Gästen.

Besonders teuer wird es, wenn ein Mädchen eingekleidet werden muss - das kann bis zu 600 Euro kosten. Wobei in diesem Jahr ein gewisser Trend zum mittelalterlichen Kleid zu verzeichnen sei, wie Pilar Riera, Sprecherin des Kaufhauses Corte Inglés in Palma, feststellt. Auch Hosen sowie kürzere Röcke seien gefragt - früher kaum denkbar für Mädchen in Spanien. „Es gibt Mütter, die bei der Wahl des Kommunionskleides ihrer Töchter nervöser sind, als sie an ihrem eigenen Hochzeitstag waren", so Pilar Riera. Immer beliebter werde es, sich zusätzlich mit einem Zweitkleidchen einzudecken, damit die Prinzesschen nach der Zeremonie in der Kirche bequem spielen können. Hinzu kommen passende Schuhe und der in Spanien so beliebte krönchenartige Haarschmuck für die ­Mädchen.

Jungen kommen billiger: Für eine Jackett-Hemd-und-Hosen-Kombination müssen die Eltern lediglich um die 100 Euro ausgeben. Das war früher anders, als viele noch für im Schnitt 300 Euro als Seemänner oder Admiräle ausstaffiert wurden.

Weil die Kommunion ein wichtiger Einnahmefaktor für die Bekleidungsgeschäfte ist, beeilt man sich bereits kurz nach dem Dreikönigstag, die neuesten Modelle in die Schaufenster­ zu stellen. Der Corte Inglés organisiert sogar gelegentlich Modenschauen, um die Eltern zu überzeugen.

Hat man sich erst einmal mit Kleidern eingedeckt, wird´s erst recht teuer. Die Restaurants, in denen man sich nach dem Gottesdienst mit der Familie und den Freunden zusammensetzt, müssen in der Regel bereits vier bis fünf Monate im Voraus reserviert werden. Das spezielle Kommunions­menü schlägt pro Erwachsenem mit 30 bis 40 Euro zu Buche, jedes Kind zahlt 17 bis 20 Euro. Zusätzlich müssen die Tische dekoriert werden, und vielleicht kommt auch noch ein Photocall hinzu - das Paradieren der Festteilnehmer vor einem Fotografen. Beides kostet etwa 250 Euro. Für zusätzliche Porträts und Bilder vom Profifotografen können noch einmal 300 Euro draufgehen. Gebäck, Torten und Süßigkeiten kosten 100 bis 150 Euro.

Wer noch mehr Geld als ohnehin schon ausgeben kann, lässt zum Beispiel Hüpfburgen installieren und verpflichtet Zauberer oder andere Unterhaltungskünstler. Zwei Stunden Animation kosten 350 Euro, ein Zauberer kann sogar 500 Euro verlangen. Der auf Mallorca beliebte Mago Félix lebt bereits seit 15 Jahren nicht zuletzt von den Kommunionsfeiern. Hier verlangt er mehr als bei anderen Shows, weil er sich, wie er sagt, noch mehr konzentrieren muss. „Magie für Kinder ist mit am schwierigsten", sagt er. Trotz der hohen Kosten ist die Nachfrage groß, um Groß und Klein bei Laune zu halten.

In vielen Dörfern ist es üblich, dass sich die Eltern von Kindern, die im gleichen Restaurant feiern, die Kosten untereinander aufteilen. Zumal auch noch Geld für Geschenke investiert werden muss: Tablets, iPads, Videospiele, Fahr­räder, Uhren oder Schmuck oder Reisen zu Eurodisney in Paris - die lieben Kleinen wollen verwöhnt werden. Wer zu einer Erstkommunion eingeladen wird, sollte sich bei den Eltern denn auch ­ diplomatisch erkundigen, ob nicht ein Geldgeschenk angebracht wäre - und sich bei Höhe oder Wert des Geschenks an den Kosten des Gedecks für Kinder oder Erwachsene ­orientieren.

Angesichts der Verwandlung des Konsumrausches weist Pater Toni Vadell von der Diözese Mallorca auf den eigentlichen Anlass hin: „die tiefe Bedeutung dieses Sakraments". Mit der Erstkommunion, die allein Getaufte erhalten können, wird der zuvor mit einem speziellen Unterricht darauf vorbereitete junge Katholik in die Gemeinschaft der Gläubigen eingeführt. Wobei Pater Vadell die Feiern nicht strikt ablehnt. Schließlich würden gerade die kleinen Mädchen darauf brennen, sich in einem Prinzessinnenkleid zu präsentieren.

Für mehr Schlichtheit plädiert hingegen der Pfarrer der Kirche Sant Pau in Palmas Viertel Son Dameto. Llorenç Fernández lädt die Kinder nebst Geschwistern, Eltern und Großeltern zum Ensaimada-Eis in ein gemeindeeigenes Lokal ein. Was die Kleidung betrifft, reiche es, sich an einem Kindergeburtstag zu orientieren.