Als der Radio- und Fernsehjournalist Joan Calafat und drei Freunde vor gut 30 Jahren aus einer Laune heraus in einem Haus in Palmas gutbürgerlichem Vorort Son Sardina mit rudimentären Geräten einen TV-Kanal zum Laufen brachten, werden sie vielleicht gehofft, aber nicht geahnt haben, dass er 2017 noch immer existiert. „Das Markenzeichen unseres 'Canal 4' waren in den 80er-Jahren mit Laiendarstellern und Handkameras in der Serra de Tramuntana gedrehte Western", sagt Juana Bonet. „Calafat hatte diese ungewöhnliche Idee." Die agile Managerin ist die für den Medienbereich zuständige Geschäftsführerin der vom Immobilien-Unternehmer und Firmenberater Jacint Farrús geleiteten Firmengruppe, die aus der Grup 4 und der Gruppe Marxant besteht. Gegründet hatte den Sender 1986 ein anderer Unternehmer, Emili Bohigas. „Canal 4 heißt er, weil damals nur drei andere TV-Kanäle auf Mallorca zu empfangen waren."

Juana Bonet sitzt in einem Saal im zweiten Stock eines schmucken Bürogebäudes im Parc Bit, Mallorcas wuseligem Gründerviertel. Im Erdgeschoss befinden sich die Redaktion und die Studioräume des Fernsehens und des erst 2016 gegründeten Radio-Ablegers. „Wir haben 14 nur für uns tätige Mitarbeiter, hinzu kommen externe Produktionsfirmen, die uns zuliefern." War der Canal 4, der sich ausschließlich aus ­Werbeeinnahmen finanziert, zunächst nur auf Mallorca beschränkt, ist er seit 2014 auf den gesamten Balearen präsent, und das digital. Seit einiger Zeit gibt es auch ein Nachrichtenportal im Web: canal4diario.com. Die Fernsehmacher sind traditionell vor allem im sozialen und politischen Bereich unterwegs. Wichtig wurden aber in den letzten Jahren auch Society-Events und Kulinarisches. Deshalb stellten sie entsprechende Formate wie „Energía Femenina" oder das Kochformat „Cuinam" auf die Beine.

Unten im Redaktionsbereich geht es trubelig zu: Im Radiostudio wird gerade die ehemalige Präsidentin des Balearen-Parlaments Xelo Huertas interviewt. Sportjournalist Juan Antonio Bauzà bereitet wenige Meter entfernt im Großraum seine jeden Montag um 22 Uhr laufende Sendung „Fora de Joc" vor. „Wir haben einen sehr guten Draht zu Tennisstar Rafa Nadal und seinem Onkel Toni aufgebaut", freut er sich. „Doch hauptsächlich beschäftigen wir uns mit Fußball, auch wenn Real Mallorca gerade abgestiegen ist." Des Weiteren konzentriert man sich im Sportbereich auf den auf den Inseln beim Volke so beliebten Trabrennsport.

Hinter einer Trennwand sitzt die Nachrichten- und Politik-Koryphäe des Senders, Biel Ramis. Der Journalist moderiert jeden Abend um 20 Uhr auf Katalanisch ein lokales Journal namens „Avui" (Heute). „Das sind keine herkömmlichen Nachrichten, sondern wir konzentrieren uns auf zwei bis drei Themen und beleuchten sie sehr gründlich mit Berichten und Interviews", sagt er. „Wir fühlen uns keiner politischen Richtung verpflichtet, Kriterium für die Themenauswahl ist der Grad der Betroffenheit des Bürgers." Wenn die linke Landesregierung Mist baut, prangert Biel Ramis das genauso an wie wenn das konservative Politiker tun.

Ebenfalls im News- und Politikbereich tummelt sich Maria Puigròs. Die Journalistin moderiert von Montag bis Donnerstag das Format „Tot 4". „Ich lade immer vier Leute ein, die mitei­nander über politische oder soziale Themen diskutieren", sagt sie. „Ich halte mich eher zurück und achte darauf, dass die Diskussion nicht ausartet." Maria Puigròs greift immer auf einen Pool von 40 tertulianos, wie die Gäste auf Spanisch heißen, zurück. „Manchmal sprechen wir nur Katalanisch, manchmal nur Spanisch und manchmal beide Sprachen."

Geschäftsleiterin Juana Bonet ist sichtlich stolz auf das bislang erreichte, zumal der größte Wettbewerber der mit vielen Millionen ausgestattete und der Landesregierung unterstehende Kanal IB3 ist, der sich nicht auf dem freien Markt behaupten muss. „Wir kommen mit einem Bruchteil des Geldes aus und müssen immer darauf schauen, was gerade bei den Menschen besonders gut ankommt", sagt sie. Es ist wohl die geschickte Marktanalyse, dank derer der TV-Kanal sich so lange halten konnte. Ob hausgemachte Cowboy-Filme auch heute wieder im Canal 4 laufen können? „Wenn die Leute das wollen, warum nicht?", sagt Juana Bonet.