Wenn Marion Pfaff alias Krümel redet, kennt sie weder Punkt noch Komma. Dass die 44-jährige Sängerin Menschen begeistern kann, nimmt man ihr sofort ab. Sicherlich ist dieses extrovertiert-knackfrische Auftreten mit ein Grund dafür, dass ihr Partylokal Krümels Stadl im betulichen Ferienort Paguera momentan förmlich überrannt wird. So viele Menschen strömen jeden Tag dorthin, dass die derzeit 362 Sitzplätze mitunter gar nicht ausreichen. Vor allem nicht nach Mitternacht, wenn die Musiker auftreten.

Die nur 70 Quadratmeter messende Fläche im Kernbereich ist schon lange zu klein, gefeiert wird deshalb auch draußen und in einem anderen Gebäude. Und in einem auf sieben Tonnen Sand errichteten arabischen Zelt, der Shisha-Lounge, können die Besucher auf weichen Sesseln abhängen.

Der Hauptgrund für den schon seit Jahren anhaltenden Erfolg des unweit vom malerischen Torà-Strand befindlichen Etablissements ist sicherlich das Künstler-Aufgebot, das die Dortmunderin und ihr Ehemann Daniel Pfaff herbeischaffen. „Besonders stolz sind wir darauf, Schäfer Heinrich vom Bierkönig abgeworben zu haben", sprudelt es aus Krümel - so hatte sie schon ihr Vater genannt - heraus. Schäfer Heinrich, der sich betont vierschrötig gebende, aus der RTL-Reality-Reihe „Bauer sucht Frau" bekannte Landwirt, mauserte sich zu einer singenden Kultfigur, die vielen Menschen sympathisch ist. Auch die bekannten TV-Gesichter Micaela Schäfer, Menderes Bagçi („Deutschland sucht den Superstar"), TV-Auswanderer Jens Büchner ("Goodbye Deutschland") und Nadja Abd el Farrag alias Naddel, die ehemalige zeitweilige Lebensgefährtin des Pop-Impressarios Dieter Bohlen, sorgen dafür, dass die Hütte voll wird. Die erst im Juli verstorbene, schon Lichtjahre bekannte Schlagerlegende Chris Roberts hatte ebenfalls schon gehörig Gäste ins Stadl gespült. Und Paul Janke, der TV-Bachelor aus dem Jahr 2012, mobilisiert die Frauen. „Die Künstler sind alle irgendwie polarisierend", so die Betreiberin.

„Die Idee, hier in Paguera etwas auf die Beine zu stellen, kam uns 2010", sagt Krümel, die eigentlich gelernte Sozialversicherungsfachangestellte mit AOK-Erfahrung ist. „Im Februar 2011 machten wir den Laden auf." Als sich Krümel im Jahr 2005 im „Big Brother"-Container aufgehalten hatte, war ihr der Ballermann-Künstler Tim Toupet über den Weg gelaufen. Der machte ihr eine Zukunft auf Mallorca schmackhaft.

Als die Pfaffs das Stadl aus dem Boden stampften, rieten ihnen viele davon ab. Auch Vertreter von Bier-Herstellern hätten die Neu-Lokalbetreiber „belächelt", sagt Krümel. Nur eine Brauerei habe schlussendlich an sie geglaubt. Der hält man bis heute die Treue. Sicherlich hilfreich war, dass die Vox-Auswanderersendung „Goodbye Deutschland" die Sängerin und ihren aus Stuttgart stammenden Mann, den sie 2009 kennenlernte und der eine Booking-Agentur für Künstler betreibt, begleitete.

Krümel sang nach der Eröffnung ihres Stadls zunächst weiter im Bierkönig am Ballermann. Machermäßig drauf, wie sie ist, hatte sich die quirlige Frau nach ihrem „Big Brother"-Aufenthalt dort einfach mit einer in Köln produzierten CD mit Songs wie „Nur die Harten kommen in den Garten" oder „Oh wann kommst Du" vorgestellt. Krümel ließ sich vom auch heute noch wohlbekannten DJ Düse ein Mikrofon in die Hand drücken, stieg auf einen Tisch und begann zu singen. Und wurde vom Fleck weg engagiert.

Als Krümels Stadl immer besser ins Rollen kam, verabschiedete sich Marion Pfaff vom Bierkönig, um sich voll und ganz ihrem eigenen Laden hinzugeben. „Mittlerweile klopften immer mehr Künstler bei uns an, um hier auftreten zu können", sagt sie. Ein weiterer pushender Faktor dürfte gewesen sein, dass die Pfaffs die Nähe zum Publikum suchen. „Wir gehen zu den Leuten, quatschen mit ihnen und pflegen eine sehr familiäre Atmosphäre", sagt Krümel. „Wir sorgen hier für ein gewisses Biergartengefühl." Auch die Künstler sind angehalten, auf die Menschen zuzugehen. Die Pfaffs nehmen sich des Weiteren heraus, unbekannte Leute zusammenzusetzen, damit diese sich kennenlernen. „Hier bei uns entstanden schon Ehen und gingen kaputt." Ohnehin seien sie im Raum Paguera, wo viele Deutsche Urlaub machen, in der Betriebssaison zwischen dem 1. April und der ersten November-Woche nahezu konkurrenzlos.

Nur wenig habe bislang nicht geklappt, sagt Krümel. Gottlieb Wendehals etwa sei gar nicht bei den Gästen angekommen. Und die Idee, freies WLAN einzuführen, habe die Kommunikation zerstört, woraufhin die Pfaffs rundheraus entschieden, dies wieder abzuschaffen.

Dass der Erfolg auch die Neider aufweckt, überrascht Krümel und ihren Mann nicht. Spanische Konkurrenten aus dem Gastronomie-Bereich sagten zwar, dass sie einen nicht leiden könnten, aber dabei bleibe es auch. Doch Deutsche würden schnell ungehalten. „Uns wurde schon ?verpiss dich? aufs Auto gekratzt", so Krümel. Das funkensprühende Energiebündel lacht trotzdem laut.