Um mit einem Auto aufzufallen, ist es nicht unbedingt nötig, einen Ferrari oder Rolls-Royce zu fahren. Davon kann Michael Schulte-Karring ein Lied singen. Der 51-jährige Deutsche tourt in einem VW 1.600 L aus dem Jahr 1971 durch die Lande, um Geld für krebskranke Kinder und deren Eltern zu sammeln. Am vergangenen Wochenende machte er auf Mallorca halt - dort, wo der in der Eifel geborene Schulte-Karring von 2000 bis 2008 lebte und sich in Peguera als selbst­ständiger Zahntechniker ein Labor aufgebaut hatte.

Die Geschichte hinter dem mit Unterschriften nur so übersäten Oldtimer begann streng genommen vor 14 Jahren. Schulte-Karring hatte den 54 PS starken VW von seiner Großmutter zur bestandenen Meisterprüfung 1998 geschenkt bekommen. Fünf Jahre lang stand das Auto in einer Scheune in Schulte-Karrings Heimat, bevor er das Auto 2003 nach Mallorca überführte. Auf der Fahrt sei ihm damals die Sympathie nur so entgegengeschlagen. Unter anderem wollten mehrere Tankwarte auf seinem Tankdeckel unterschreiben. „Das musste ich doch nutzen", erzählt Schulte-Karring. Er begann zunächst, krebskranke Kinder auf dem eierschalenfarbenen Wagen unterschreiben zu lassen. Mithilfe des Wagens wollte er Geld für sie sammeln.

2005 wurde daraus eine erste „Tour der Hoffnung". Seine Großmutter gab ihm 50 Euro für die Spendenbox, während er sie um den Kölner Dom kutschierte. Schulte-Karring baute die Idee aus und organisierte eine zweite und eine dritte „Tour der Hoffnung". Er stellte auf Mallorca Spendenboxen auf und brachte Geschenke von Deutschland nach Spanien und umgekehrt. Mehrere Hotels, die ihn unterstützten, luden deutsche Familien mit krebskranken Kindern nach Mallorca zum Urlauben ein.

Und: Schulte-Karring sammelte wie ein fleißiges Eichhörnchen Unterschriften: von „ganz normalen Menschen", wie er sagt, über Schauspieler wie Uwe Ochsenknecht, Sänger wie Jürgen Drews bis hin zu Profisportlern, wie etwa den Spielern von Hannover 96, Borussia Dortmund oder VfL Wolfsburg.

Dann war zunächst wieder Schluss mit den Touren. Schulte-Karring verließ die Insel und baute sich in Deutschland ein berufliches Auskommen auf. Bis er im August 2016 genügend Kraft und ein finanzielles Polster gesammelt hatte, um dem VW 1.600 L noch eine Abschiedstour zu ermöglichen. „Mehr würde er nicht mitmachen." Er ließ den Wagen wieder herrichten und steckte nach eigenen Angaben eine fünfstellige Summe hinein.

Seit ein paar Wochen ist der 51-Jährige nun mit seinem VW wieder unterwegs, ließ schon die schwedische Eishockey-Nationalmannschaft, die kurz zuvor in Köln Weltmeister wurde, unterschreiben. Bis zur Fußball-Nationalmannschaft ist er nicht vorgerückt, obwohl er im Mannschaftshotel in Stuttgart vor dem Spiel gegen Norwegen Anfang September untergebracht war.

Nach der Tour soll der Wagen versteigert werden. Schulte-Karring hofft auf eine fünfstellige Summe - zu gleichen Teilen für alle Empfänger: die Altenhilfe Köln, die Kinderkrebsstiftung Bonn, die mallorquinische Kinderkrebshilfe Aspanob, die Hospizvereinigung Ahrkreis und eine fünfte Einrichtung, die derjenige festlegen darf, der das Auto ersteigert. Ort und genaues Datum der Auktion stehen noch nicht fest.