Es war im Sommer 2016, als Jana und ihre minderjährige Tochter auf richterlichen Beschluss ihre Mietwohnung in Costa de la Calma auf Mallorca verlassen mussten. Am selben Tag, sofort. "Desahucio" - Zwangsräumung. Jetzt, anderthalb Jahre später, hat das Gericht die Entscheidung zurückgezogen. Jana und ihre Tochter dürfen wieder einziehen. Doch beide haben die Ereignisse zutiefst gezeichnet.

Jana wurde komplett überrumpelt, an jenem 7. Juli 2016. Sie hatte Besorgungen gemacht, kam nach Hause und wurde bereits in der Eingangshalle des Mehrfamilienhauses gestoppt. Polizeibeamte hätten am Morgen die Schlösser ihrer Wohnung ausgetauscht, es läge ein Räumungsbeschluss vor, teilte die Rezeptionistin der geschockten Frau mit. "Sie sagte zu uns, dass das nun nicht mehr unser zuhause sei und sie uns nicht einlassen dürfe", so Jana anderthalb Jahre später im Interview mit MZ-Schwesterzeitung Diario de Mallorca.

Als sie die Polizei verständigte, bestätigten die Beamten ihr dies: Jana sei nicht weiter befugt, in der Wohnung zu wohnen. Nicht einmal kurz hinein gehen dürfe sie, auch nicht, um persönliche Dinge und Wertgegenstände heraus zu holen. Selbst ihre Ausweisdokumente und die der Tochter nicht. Geburtsurkunden, Stammbuch, Krankenkassenkarten, Pässe, Schulbücher, Kleidung, Bank- und Autopapiere - alles sollte Jana auf einmal verlieren. "Plötzlich waren Mutter und Tochter praktisch mittellos", so die Anwältin María del Pilar Barceló Durán.

Für Jana brach eine Welt zusammen. Sie habe doch immer Miete gezahlt, stets pünktlich und zuverlässig. Allein im Jahr 2015 habe sie nach Absprache mit dem Vermieter in einigen Monaten weniger gezahlt, da sie für Renovierungsarbeiten aufgekommen war. "Ich war verzweifelt. Unser ganzes Leben war dort in der Wohnung." Notdürftig kamen sie und ihre Tochter bei Bekannten unter. Nur für kurz, dachte sie damals, das muss sich doch schnell aufklären.

Immer wieder ging Jana zum Gericht, forderte Erklärungen für die Zwangsräumungen ein und eine Erlaubnis, ihre Sachen holen zu dürfen. "Wir hatten dort auch wertvollen Schmuck und Geld, das ich bei meiner Arbeit im Hotel gespart hatte", so Jana. Im Gericht sagte man ihr nur, dass allein der Eigentümer der Wohnung ihr eine Erlaubnis geben könne. Dieser jedoch gab an, selbst nicht befugt zu sein, einzutreten. "Wie sich später herausstellte, hatte er viele Schulden", so Jana.

Anderthalb Jahre lang, kurz vor Weihnachten 2017, kam dann endlich der langersehnte Bescheid: Jana dürfe ihre Sachen wieder haben und in die Wohnung zurück. Der Beschluss zur Zwangsräumung sei nicht gültig, man habe Jana im Vorfeld nicht vorschriftsgemäß informiert. Ein Fehler der Justiz. Trotzdem hat die junge Mutter bis heute nichts von ihrem Hab und Gut gesehen, der Vermieter weigert sich noch immer, sie zurück in die Wohnung zu lassen. Dass ihr Vermögen noch da ist, wenn es eines Tages so weit sein sollte, bezweifelt Jana. Sie habe die Hoffnung bereits aufgegeben. /somo