Sie kommen zu unserem Treffen nicht mit Motorrädern. Stefan Milojevic (27), Präsident des spanischen Ablegers der United Tribuns, fährt einen drei Jahre alten Golf. Vizepräsident Gaston Elsasser (41) kommt in einen Kia Carens. „Wir mögen Motorräder", sagt Gaston Elsasser. Aber eine Motorrad-Tradition wie andere Clubs habe man nicht. Vor vier Monaten haben die United Tribuns ihren ersten Spanien-Chapter eröffnet, am Sonnabend (24.3.) will man die Eröffnung des Clubhauses in der Carrer de Trasminé am südlichen Anfang der Playa feiern. „Wir erwarten Brüder aus allen Teilen der Welt", sagt Präsident Stefan Milojevic. Er selbst stammt aus Serbien, kam mit seinen Eltern nach Mallorca und lebt hier seit 26 Jahren.

Der Ober-Boss ist in Bosnien

Der sogenannte Welt-Präsident und Chef aller Chapters - so heißen die Orts- oder Landesgruppen - ist der ehemalige bosnische Boxer Almir Culum, genannt „Boki", der die Vereinigung 2004 in Villingen-Schwenningen (Baden-Württemberg) gegründet hat. Er führt die Gruppierung von seinem Heimatland Bosnien aus.

„Die Mitglieder sind sowohl im Security- und Türsteherbereich als auch im Rotlichtmilieu zu finden", sagt Markus Schäfert, Leiter der Stabsstelle Kommunikation und Medien des bayerischen Verfassungsschutzes. Almir Culum wird laut der Zeitung „Schwarzwälder Bote" per internationalem Haftbefehl gesucht. Der Verfassungsschutz beobachtet die Gruppierung im Zusammenhang mit Organisierter Kriminalität.

In Bayern gibt es sechs Chapter

„In Bayern existieren derzeit sechs Chapter der United Tribuns in den Regionen Augsburg, Ingolstadt, München, Nürnberg, Rosenheim und Ulm, Neu-Ulm", sagt Schäfert. International hätten sie im Jahr 2017 ihren Expansionswillen untermauert. „Mittlerweile bestehen circa 30 Chapter in vier Ländern: Deutschland, Italien, Österreich und Bosnien-Herzegowina. Zudem bemühen sich die United Tribuns um Chapter-Gründungen in den USA, in skandinavischen Ländern und auf der Balearen-Insel Mallorca", sagt Schäfert. Doch was wollen die United Tribuns auf der Ferieninsel?

„Wir haben als Vereinigung jetzt eine Steuernummer und arbeiten als Security oder als Bodyguards. Ich zum Beispiel arbeite als Türsteher in Magaluf", sagt Stefan Milojevic. Bis 2017 haben einige Mitglieder des heutigen Chapters auch im Bierkönig als Sicherheitskräfte gearbeitet. Doch nach Vorwürfen, dass die Security einige Gäste zu hart angefasst habe, hat der Bierkönig die Mannschaft ausgetauscht. Enrique Gimenez (30) war vergangenes Jahr mit dabei. „Klar geht es bei den Massen an Betrunkenen auch mal heftiger zu", sagt er. Aber es sei kein Problem der United Tribuns gewesen. „Von den 40 Angestellten waren vielleicht drei bei den United Tribuns", so Kike Ciménez. „Vor allem haben sie dort nicht als United Tribuns gearbeitet, sondern als Privatpersonen", wirft Präsident Stefan Milojevic bestimmend ein. Das sei ein gewaltiger und manchmal auch gewalttätiger ­Unterschied.

Alkohol, Rauchen oder Drogen sind Tabu

„Wenn ich mich mit einer Kutte oder einem Schriftzug als Mitglied der United Tribuns zu erkennen gebe, gelten gewisse Regeln", sagt er. Alkohol, Rauchen oder Drogen seien dann tabu. „Wer sich nicht daran hält, fliegt raus." Auch Prügeleien auf der Straße seien verpönt. „Dafür haben wir den Boxring. Wir sind Sportler", sagt Stefan Milojevic. Der 1,94 Meter große Serbe ist MMA-Kämpfer. Mixed Martial Arts ist ein Vollkontaktsport, der in der Regel in einem Käfig ausgetragen wird, in dem aber nicht viele Regeln gelten. Am 21. April hat er im ­Teatro Foguero seinen nächsten Kampf.

In Deutschland jedoch gab es in den vergangenen Jahren blutige Auseinandersetzungen der United Tribuns, die nicht auf sportlicher Ebene ausgetragen wurden. Im Verfassungsschutzbericht Bayern aus dem Jahr 2016 ist zu lesen, dass der Vizepräsident des Chapters Ulm/Neu Ulm bei einer Schießerei mit den Black Jackets getötet wurde. Im gleichen Jahr wurde in Leipzig ein United-Tribuns-Anwärter bei einen Schusswechsel mit den Hells Angels getötet. Es wird vermutet, dass es sich dabei um Territorialstreitigkeiten gehandelt hat.Zu Deutschland haben sie keinen Bezug

Zu den Vorgängen in Deutschland könne man sich nicht äußern. „Ich war nicht dabei", sagt Stefan Milojevic. Die Chapter würden trotz hierarchischer Führung selbstständig operieren. Stefan Milojevic und Gaston Elsasser sind beide seit August 2017 bei den United Tribuns, vorher seien sie in keinem Club gewesen.

Der Polizei auf Mallorca liegen bislang keine Informationen zu den United Tribuns vor. Man werde aber ein Auge auf sie haben. Auch die örtlichen Hells Angels wollen sich nicht äußern: Clubs sprächen grundsätzlich nicht öffentlich übereinander, heißt es dort. Zu dem Miteinander auf Mallorca sagt Stefan Milojevic nur, dass es keine Konkurrenz-Situation gebe. Man begegne sich mit Respekt, was nicht heiße, dass man jemanden um Erlaubnis gefragt habe, als man den Chapter eröffnete.

Bislang zählen die United Tribuns hier 10 Mitglieder, im Clubhaus will man ein Tattoo-Studio eröffnen. „Wir sind eine offene Gruppe", sagt Gaston Elsasser. Es werde auch Bier ausgeschenkt, vorrangig für Besucher. Für Mitglieder der United Tribuns gilt das Gesetz der Kutte, und die bleibt nun mal trocken.