Uwe Ochsenknecht ist kein Stillsitzer. Durch die Kopfhörer im Inselradio-Studio wuppen die Bässe seiner Lieblings-Reggae-Songs, die der Schauspieler am Montag (26.3.) in seiner Sendung „Ochs in the Box" von Palma de Mallorca aus über die Insel schickt. Er trommelt mit den Fingern, eine Halspastillen-Dose wird zur Rassel, er singt bei Prince Far I mit: „Throw down your gun" (Wirf deine Waffe weg). „Passt doch zu unserer Zeit", sagt er, ohne dass das Mikrofon an ist.

Prince Far I hieß eigentlich Michael James Williams und wurde 1983 im Alter von 39 Jahren in seinem Haus in Kingston (Jamaika) von Einbrechern angeschossen. Er starb kurze Zeit später an den Folgen im Krankenhaus. Prince Far I war Rastafari und einer der Mitbegründer des sogenannten Dub-Reggae. Ochsenknecht erzählt die Geschichte den Hörern. Er erklärt auch, dass beim Dub-Reggae Songs neu abgemischt, mit ordentlich Hall unterlegt werden, sodass quasi neue Songs entstehen. „Das groovt doch wie Sau", sagt er und freut sich.Montag passte gut

Es ist die erste Radioshow, die der Schauspieler in Eigen­regie macht. Inselradio-Chef ­Daniel ­Vulic habe ihm in einem Gespräch einfach mal vorgeschlagen, eine Stunde Radio auf Mallorca zu machen. „Such dir die Zeit aus, du kannst spielen, was du willst, hat er gesagt. Das fand ich schon einmal interessant", so Ochsenknecht. Montag passte ihm gut, los ging es am 15. Januar, von 20 bis 21 Uhr findet die Show seitdem statt, die Themen wechseln wöchentlich. „Eine Stunde ist eigentlich zu wenig, wenn du eine Sendung über Reggae ­machen willst, könnte die auch über drei Tage gehen."

Er sei ein eingeschworener Fan dieser Musik, seitdem er mit Anfang zwanzig drei Jahre in Amsterdam gelebt hat. In den dortigen Clubs seien viele Reggae-Künstler aufgetreten, die von England aus rübergekommen waren. „Wenn man in die Läden reingekommen ist, war es so voller Qualm, dass man erst einmal nichts gesehen hat. Und das war nicht nur Nikotin-Rauch ?" Zum Reggae-Image gehört nun mal der Joint wie die Ecstasy-Pille zum Techno-Jünger. Ochsenknecht winkt ab bei der Frage, wann er seinen letzten Joint geraucht habe. „Ist ewig her, das war nix für mich", sagt er.

Titel fallen ihm endlos ein

Zur Vorbereitung der Show - in der es an anderen Tagen auch um andere Musikstile geht - erstellt er zuerst die Playlist, dann recherchiert er zu den Hintergründen im Internet. „Ich bin eine wandelnde Jukebox. Wenn ich an einen Song denke, fällt mir sofort der nächste ein. Das ist endlos." Doch die Zeit im Studio ist natürlich begrenzt, so um die 16 Titel schlage er meist vor.

„Lieber zu viel als zu wenig", sagt Inselradio-Moderator Till Meyer, der heute die Sendung „fährt", wie es im Fachjargon heißt. Für Ochsenknecht bedeutet das: Er kann sich voll auf die Songs und das Mikrofon konzentrieren, um die technischen Details kümmert sich Till Meyer. Während der Show werden Songs auf der Playlist verschoben, manche müssen aus Zeitmangel aus dem Programm genommen werden. Wenn das Mikrofon an ist und eine kleine dran befestigte Lampe rot leuchtet, verständigen die beiden sich mit einem Blick. „Es macht wirklich Spaß, mit ihm zusammenzuarbeiten, weil er voll bei der Sache ist und auch wirklich Ahnung hat", sagt Till Meyer.

Abseits vom Mainstream

„Ich will, dass die Leute auch mal Musik hören, die keine Hits geworden sind", sagt Ochsenknecht. Die Radiolandschaft in Deutschland findet er generell nicht so spannend: „Einheits­sauce". Beim Inselradio könne er auch mal Songs spielen, die zehn Minuten lang sind. Überhaupt fehle es an neuer Musik. „Ich habe gerade eine ­Dokumentation auf Netflix über die Beatles gesehen: 'How the Beatles ­Changed The World', supergeil. Die haben die Musik der Welt verändert und das gibt es heutzutage nicht mehr. Es gibt Trends, Mischungen, aber eine Musik, die Jahrzehnte überlebt, gibt es schon lange nicht mehr." Die Band Bilderbuch aus Österreich mache gute Sachen, doch auch da würde er immer Falco raushören, das würde der Sänger ja auch zugeben.

Den Namen der Show, „Ochs in the Box", habe er sich selbst ausgedacht. Die Box sei so etwas wie seine Schatzkiste, aus der er seine Songjuwelen raushauen würde, sagt er. Am Ende bleibt immer noch etwas Zeit, um auf das aktuelle Musik­programm von Ochsenknechts Kneipe Sa Cova in Santanyí hinzuweisen. Am liebsten würde er auch dort eine Sendung machen. „Mit Live-Musik und ­Publikum", sagt Ochsenknecht. Aber zwei Stunden müssten das dann schon sein.