Ihre Liebsten starren die ganze Zeit aufs Handy? Vielleicht ist Robin Ratjen (28) der Grund dafür. Der gebürtige Hamburger ist das, was man einen „Influencer" auf Instagram nennt. Das heißt, er ist einer der Menschen, die mehr als 10.000 Follower in diesem sozialen Netzwerk haben und so mit ihren Fotos, Kommentaren und Aktionen einen großen Personenkreis beeinflussen können. „Ab 10.000 Follower schaltet Instagram die Möglichkeit frei, über eine Story direkt auf eine Website zu verlinken", sagt er. Seinem Account @robinratjen folgen derzeit mehr als 51.000 Menschen. „Damit bin ich der männliche Deutsche, der fest auf Mallorca lebt und die meisten Follower hat", sagt er.

Es gibt Influencer auf Instagram, deren Follower-Zahl geht in die Millionen. Der US-Mode-Ikone Kim Kardashian folgen derzeit 112 Millionen Menschen. „Ab einer Million stecken da ganze Teams dahinter, sogar Agenturen, die den Instagram-Account steuern", sagt Robin Ratjen. Instagram ist längst zu einem Geschäft geworden, bei dem große Firmen, aber auch lokale Club-Besitzer mitmischen. Robin Ratjen hat darüber seine Bachelor-Arbeit geschrieben. Thema: „Wandel im Immobilienmarketing - löst die Social- Media-Plattform Instagram die klassische Vermarktung ab?" Seine hier (sehr) kurzgefasste Antwort nach eigentlich 88 Seiten der Analyse: Ja. Wartet nur ab. „Ich arbeite in Palma für eine Immobilienagentur. Im Februar 2018 habe ich meine ersten beiden Deals über Instagram abschließen können." Ein Schweizer und ein Südafrikaner haben Robin Ratjen unabhängig voneinander über Instagram kontaktiert und Immobilien gemietet. „Meine Kollegen waren baff und wollten wissen, wie das geht. Aber das kann man nicht so einfach erklären."

Man bekommt aber eine Ahnung davon, wenn man sich Robin Ratjens Verhalten auf Instagram etwas genauer anschaut. Er veröffentlicht selten Bilder von sich, sondern postet hauptsächlich Landschaftsaufnahmen. Dabei achtet er auf eine einheitliche Bildsprache. „Ich stelle die Blautöne so ein, dass sie gleich wirken." Das mittlere Bild in seinem Account sei grundsätzlich diagonal, während das linke und das rechte daneben auf das mittlere Bild zulaufen. „Ich agiere sehr fokussiert und ruhig. Nicht so wie andere Instagramer, die jeden Tag zeigen wollen, wie toll sie sind." Er umgibt sich mit der Vorstellung von einem guten Leben, will dabei aber nicht zu luxuriös rüberkommen. Bei ihm ist ein tolles Auto ein gepflegter, alter VW-Bulli. In herrlichen Buchten schwimmen große Yachten, aber er ist nicht an Bord und trinkt Champagner. Dazu schreibt er in seinem Miniprofil, dass er Immobilienmakler ist, und das habe funktioniert. So einfach ist das? „Nein, da steckt mehr dahinter." Man brauche auch eine gewisse Reichweite, und die Menschen müssen einem vertrauen. Man müsse glaubhaft sein.

So pflegt Robin seinen Account

Nach seinem Feierabend investiert er ein, zwei Stunden, um seinen Account zu pflegen. Heißt, er beantwortet Nachrichten, schreibt anderen Instagramern und schaut sich seine Statistiken genau an. „Mittlerweile weiß ich, wann für meine Zielgruppe die optimale Zeit ist, um etwas zu posten." Der große Anteil seiner Follower sei zwischen 25 und 34 Jahre alt, mehr Männer als Frauen, die meisten kommen aus Deutschland. Er postet auch nicht zu häufig und arbeitet an seiner Glaubwürdigkeit. „Ich mache zum Beispiel eine Story mit Bewegtbildern, wie ich zum Es Trenc gehe. Erst ein, zwei Tage später poste ich Fotos von Es Trenc. Da erinnern sich die Leute, richtig, der Robin war ja beim Es Trenc." Es sei auch üblich, mit anderen erfolgreichen Instagramern Storys zu machen, um sich gegenseitig Follower zuzuschanzen. „Ich bin im Sommer 2017 mit 6.000 Followern nach Mallorca gezogen. Seitdem ist der Account regelrecht explodiert." Die Insel kennt er seit seiner Kindheit.

Seine wichtigste Erkenntnis sei gewesen: „Auf Instagram geht es um Mehrwert." Man solle sich immer fragen, was hat der User von den Posts? Manche seien sexy und verkaufen Mode, andere bieten den puren Luxus. Bei ihm sei es, dass die User ihn mit einem guten Leben auf Mallorca verbinden, an dem er sie teilhaben lässt. Es kommt halt darauf an, wie man sich verkauft, wenn man etwas verkaufen will.