Cristina Campos (Barcelona, 1975) hat zunächst in Barcelona und danach in Heidelberg Geistes­wissenschaften studiert. Nach ihrer Rückkehr in ihre Heimat heuerte sie in der Filmbranche an. Seit zehn Jahren ist sie als Casting-Agentin tätig. Nebenbei lebt sie ihre Leidenschaft fürs Schreiben aus. Ihr 2016 veröffentlichter Romanerstling, „Pan de limón con semillas de amapola", erscheint mittlerweile in der 12. Auflage. Die vor zwei Monaten unter dem Titel „Die Insel der Zitronenblüten" erschienene deutsche Übersetzung hat es bis auf die Spiegel-Bestsellerliste gebracht und sich bereits über 50.000 Mal verkauft. Das Buch handelt von zwei Schwestern, die in der Jugend voneinander getrennt wurden. Die Ältere verblieb auf Mallorca, die Jüngere landete bei einer Hilfsorganisation in Äthiopien. Das ihnen von einer myste­riösen Frau vermachte Erbe - eine Bäckerei in Valldemossa - führt dazu, dass sich ihre Lebenswege abermals kreuzen.

Warum gerade Mallorca als Handlungsort?

Im Jahr 2014 brauchte ich eine berufliche und familiäre Auszeit. Ich verbrachte den gesamten März über in Valldemossa und kam auf den Geschmack der Insel.

Dann war Ihnen schon klar, worüber Sie schreiben wollten?

Nein, überhaupt nicht. Das Einzige, was ich wusste, war, dass es um Frauen und um Brot gehen sollte. Dann hat es sich ergeben, dass ich in Valldemossa die Bäckerei Ca'n Molinas entdeckte, die im Mittelpunkt meiner Erzählung steht.

Warum interessierten Sie sich so für Brot und Bäckerei?

Weil sich in einer Bäckerei wesentlich besser über Gefühle sprechen lässt als beispielsweise in

einer Tanzschule. Wenn in aller Früh Brot gebacken wird, ist das ideal für ungestörte Dialoge und Gedankengänge.

Ausgerechnet Valldemossa. Tappen Sie da nicht in die Falle der Mallorca-Klischees?

Nein, denn mir ist die Gefühlswelt meiner Figuren am wichtigsten. Natürlich hilft der Wiedererkennungseffekt der Insel beim Verkauf, die Geschichte über das Schicksal dieser Frauen könnte aber genauso gut auf Menorca oder auch Island spielen.

Wie erklären Sie sich den großen Erfolg Ihres Buches?

Ich hatte ihn jedenfalls nicht unbedingt erwartet. In den vergangenen Jahren waren bereits drei von mir verfasste Drehbücher abgelehnt worden und in der Schublade gelandet, und ich hatte nicht damit gerechnet, dass das Buch überhaupt erscheint. Wobei der Erfolg der deutschen Ausgabe alles andere in den Schatten stellt, schon auf der Frankfurter Buchmesse haben sich vier Verlage um die Rechte bemüht. Ich bin davon überzeugt, dass meine enge Beziehung zu Deutschland diesen Erfolg ermöglicht.

Wie kam diese Verbindung zu Deutschland zustande?

Ende der 90er-Jahre bin ich im Rahmen des Erasmus-Programms ursprünglich für lediglich sechs Monate nach Heidelberg gekommen. Am Ende sind drei wundervolle Jahre daraus geworden, in denen ich Deutschland lieben gelernt habe. Die Menschen waren sehr großzügig zu mir. Mit dem Buch wollte ich ihnen etwas

zurückschenken. Auch eine wichtige Figur in dem Roman stammt aus Deutschland.

„Die Insel der Zitronenblüten" ist mittlerweile in acht Sprachen erschienen, darunter Bulgarisch und Polnisch, nicht aber auf Englisch. Warum nicht?

Auf dem englischsprachigen Markt zu erscheinen, ist deutlich schwieriger. Es gibt dort bereits eine Fülle an muttersprachlichen Autoren und Publikationen.

Neben Mallorca spielen auch Äthiopien und die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen eine wichtige Rolle in Ihrem Buch. Wie haben Sie das recherchiert?

Hier konnte ich auf die Hilfe meiner besten Freundin zurückgreifen, die seit Langem bei Ärzte ohne Grenzen arbeitet. Für die medizinischen Details zählte ich auf das Fachwissen meines Schwiegervaters. Er ist Gynäkologe.

Gibt es Pläne für eine Verfilmung des Werkes?

Ja. 2016 wurde der Roman bei der Berlinale als eines von zehn Werken ausgewählt, um auf die große Leinwand gebracht zu werden. Das Drehbuch habe ich gemeinsam mit dem bekannten Filmemacher

Benito Zambrano verfasst, und die spanische Produktionsfirma Filmax hat sich die Rechte gesichert, wobei etwaige Co-Produzenten immer willkommen sind. Näheres kann ich aber noch nicht sagen.

Ihr ganz persönlicher Lieblingsort auf Mallorca?

Ich war damals häufiger in S'Estaca bei Valldemossa - ein Naturhafen, der nur über eine Serpentinenstraße und zu Fuß zu erreichen ist.

In Peguera wollen Sie auf einem Katamaran aus Ihrem Buch lesen. Wie kam es dazu?

Ich habe Kontakt zu Bettina Höner, der Besitzerin der Deutschen Buchhandlung in Paguera aufgenommen. Sie kam dann schnell auf die Idee und hat den Rest organisiert, wofür ich ihr sehr

dankbar bin.

Die unabdingbare Frage an eine Schriftstellerin: Welches Buch lesen Sie selbst gerade?

„Das Haus der vergessenen Bücher" von Christopher Morley. Es handelt von einem besonderen

Antiquariat im New Yorker Stadtteil Brooklyn zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

LESUNG AUF DEM SCHIFF

Cristina Campos liest am 21. Juli auf dem „Crucero Cormoran" vor Peguera aus ihrem Buch. Abfahrt um 10.45 Uhr am Tora-Strand bei der Tiefgarage. Dauer bis 13 Uhr. Tickets (15 Euro) unter cruceroscormoran.com,

Tel.: 971-68 68 49 oder bei der Deutschen Buchhandlung Paguera, Tel.: 672-53 81 26.