Bilder mit Strandhintergrund und einer Countdown-Anzeige bis zum nächsten Malleurlaub, Werbung für eine garantiert sandfreie Strandmatte, ein Video, in dem sich ein Mann wie eine Robbe zum Pool bewegt, Empfehlungen von verlässlichen Autovermietungsfirmen oder bestimmten Hotels und nicht zu vergessen die Frage aller Fragen: „Wer ist wann und wo auf der Insel?"

Die Facebook-Gruppe „Mallorca 2018" ist ein Sammelsurium an privaten Posts, geteilten Urlaubsfotos, Videos oder Artikeln verschiedener Medien zu Mallorca. Die Nutzer: aktuell über 47.000 Menschen, die vor allem eines vereint: Sie lieben Mallorca und insbesondere den Ballermann. Jeden Tag kommen neue Mitglieder hinzu, die sich über die aktuellen Bierpreise im Megapark und im Bierkönig austauschen, Flirtpartner suchen, Kontaktdaten, nach denen sie im Rausch nicht gefragt haben, oder Mitglieder fragen nach verlorenen Handys oder Ausweisen. Wer was weiß, schreibt es in die Gruppe.

Für Christian Papay von der Social-Media-Beratung Papay Landois GmbH mit Firmensitz in Würzburg ist der Erfolg wenig verwunderlich. „Mallorca ist ein unterhaltsames Thema und eine super Marke, die mit viel Emotionalität verknüpft ist. Eine Gruppe mit Bügeltipps würde nicht so gut laufen", erklärt der 36-Jährige. Die Gruppe erzeuge ein Gemeinschaftsgefühl und den Eindruck, näher am geliebten Urlaubsziel dran zu sein. Sie sei authentischer als beispielsweise ein Reisemagazin.

Ihre Gründer, die beiden Franzosen Yugurten Jhugo und Maxime Schallhausser und ein Spanier, haben sich selbst während eines ihrer vielen Mallorca-Urlaube kennengelernt. Auch den ­Ballermann haben sie besucht. 2014 hatte die Clique dann die Idee, den vielen deutschen Mallorca-Urlaubern, wie Schallhausser sagt, eine Plattform für den Austausch zu bieten, für die „europäischen Nachbarn". Vorher hatten sie schon eine Gruppe für Franzosen gegründet, aber die lief nicht so gut wie „Mallorca 2014", die erste ­Ballermann-Gruppe des Trios. Jedes Jahr wurden neue Nachfolgegruppen ins Leben gerufen. Der Erfolg habe sich fortgesetzt. Die Gruppen, erzählt Schallhausser, seien sogar so schnell gewachsen, dass die Gründer sie nicht mehr allein moderieren konnten. „Da wir alle feste Jobs haben, können wir nicht den ganzen Tag auf unser Handy schauen", so der 28-Jährige. Also haben sie im Falle der Gruppe aus dem Jahr 2018 zum einen die Seite „I ? Mallorca" zum Administrator gemacht, zum anderen 47 Moderatoren ernannt. Die meisten von ihnen sind weiblich und kommen aus Deutschland. Schallhausser, der aus Straßburg stammt, spricht kaum Deutsch. Oft gibt er Inhalte daher in den Google Translator ein. Einen Großteil der Arbeit erledigen seine Helfer. Sie löschen ehrenamtlich Exzessfotos, Beleidigungen oder ungewollte Werbung, verwarnen oder blockieren Nutzer. „Das passiert leider jeden Tag", weiß Schallhausser. Auch wenn die Liste der blockierten Nutzer lang sei, habe es bisher noch keine ernsthafte Klage gegeben.

Momentan betreiben die Männer die Seite lediglich privat. Daher findet man dort beispielsweise auch kein Impressum. „Wir sind einfach stolz, eine so große Gruppe zu haben, die immer wieder so gut funktioniert", sagt Schallhausser.

Laut Papay würde sich die Gruppe auch gut für eine kommerzielle Nutzung eignen. „Doch dafür muss man ein Gewerbe haben. Außerdem begibt man sich in Abhängigkeit und hat auf ­einmal Verpflichtungen", sagt er. Schallhausser und seine Freunde haben schon mehrere Anfragen von Interessenten bekommen, die die Gruppe kaufen wollten. Doch momentan ist es mehr eine Herzensangelegenheit als ein Business. „Vielleicht machen wir uns zu einem späteren Zeitpunkt mal zwecks Werbung von Hotels oder Ähnlichem Gedanken", sagt Schall­hausser. Bis dahin bleibt alles beim Alten und Mallorca-Liebhaber sollen weiterhin ungestört und gleichberechtigt von der Gruppe profitieren und schöne Momente miteinander teilen.

Die Inhalte bieten laut Social-Media-Experte Papay zum einen zwar einen hohen Unterhaltungswert. Zum anderen entstehe durch sie aber auch ein einseitiges Image von Mallorca, immer in dieselbe Richtung hin: Party, Alkohol, Flirten, Ballermann.

Eine ähnliche, jedoch deutlich kleinere Gruppe, „Mallorca 2018 - Das Original", möchte laut den Angaben der Gründer seriöser und positiver sein und richtet sich auch an Nicht-Ballermann-Urlauber. Auch sie konnten mit dem Konzept „Marke Mallorca" punkten, so Papay. Doch am Ende würden sich Nutzer häufig für die größere Gruppe entscheiden - ein normaler Effekt in den sozialen Netzwerken. „Wahrscheinlich hatten die anderen die Mallorca-Gruppe zuerst. Dann hat ihnen die Viralität geholfen", vermutet Papay.

Für die Jahre 2019, 2020 und 2021 haben Schallhausser und seine Freunde jedenfalls schon einen Gruppen-Ableger gegründet. Und obwohl das Jahr noch nicht einmal angebrochen ist, teilen schon über 18.000 Menschen in der Gruppe namens „Mallorca 2019" fleißig Strandvideos oder Bilder mit der Aufschrift „Wochenendvorhersage: 100 Prozent Bier-Wahrscheinlichkeit".