Kleider machen Leute, das schrieb schon Gottfried Keller. Die Diskothek Pachá auf Mallorcas Nachbarinsel Ibiza hatte zwei Go-go-Tänzer in Uniform der Policía Local, der Ortspolizei, gebucht. Die Männer nahmen ihre Aufgabe wohl zu ernst, denn sie fingen an, tanzend den Straßenverkehr vor dem Lokal zu regeln. Das fanden die echten Beamten nicht so witzig. Sie erstatteten Anzeige. Ein Gericht sprach die Männer in der vergangenen Woche frei. Die Go-gos seien durch ihren Tanz eindeutig als Darsteller zu erkennen gewesen, so der Richter. Echte Polizisten tanzen nicht.

Der Vorfall ereignete sich zur Saison­eröffnung der Diskothek am 4. Mai. Das ­Pachá hatte erstmals in seiner Geschichte im Winter geschlossen, um Umbaumaßnahmen vorzunehmen. Zur ersten Party des ­Jahres hatte die Pachá-Gruppe 5.000 Gäste, darunter Politiker und Mitarbeiter des Rathauses, zu einem Willkommensdrink in ein Hotel gegenüber der Diskothek geladen. Beim späteren Umzug in den Tanztempel mussten die Gäste eine viel befahrene Straße überqueren. Um nicht ewig an der Ampel zu warten, stoppten die falschen Polizisten den Verkehr und eskortierten tänzelnd die fröhliche Partymeute über die Straße. Auch echte Beamte waren zugegen. Sie waren dann doch ein wenig erstaunt und erstatteten dem Rathaus Bericht. Das Rathaus gab den Fall an die Staatsanwaltschaft weiter.

Aus der Geschichte politisches Kapital zu schlagen, versucht die Oppositionspartei EPIC. Warum die feiernden Politiker tatenlos zusahen und zuließen, dass die Polizei verspottet wurde, fragte sie jetzt im Rathaus nach. Die Antwort liegt wohl auf der Hand: Auch die Politiker sahen es nicht so eng.