Exquisiten Kaffee schlürfen, während man in der Zeitung blättert, dabei per App schon mal die Chaiselongue für die Siesta und den Versammlungsraum für die anschließende Besprechung reservieren und sich nach getaner Arbeit noch in mit neuester Technologie ausgestatteten Duschen erfrischen, bevor man sich ins Nachtleben stürzt. All das können Mitglieder im Privatclub „Around" in Madrid seit dem 29. Oktober tun. Hinter dem Projekt steckt das erst 2017 gegründete mallorquinische Unternehmen Black Bee Hospitality, das seinen Sitz im Parc Bit in Palma hat und auf die Planung von Boutiquehotels spezialisiert ist. Die Lounges und die dort angebotenen Dienste sollen jungen Menschen aus Großstädten, die lange Wege zur Arbeit haben und einen Großteil ihrer Freizeit in der Stadt verbringen, ein zweites Zuhause bieten. „Es ist immer schwieriger, Wohlfühl-Plätze zu finden, an denen man Berufliches und Privates verbinden kann. Diesen Bedarf haben wir erkannt", so Ludovico Dupré, Mitgründer von Black Bee Hospitality.

Modell revolutionieren

Zusammen mit drei Mallorquinern will der Italiener, der von 2000 bis 2008 fest auf der Insel gelebt hat und mit einer Mallorquinerin verheiratet ist, das angelsächsische Konzept der Privatclubs für ein breiteres Publikum anpassen. Wer socio werden möchte, müsse nicht unbedingt beruflich erfolgreich und auch nicht besonders wohlhabend sein. „Uns sind vielmehr Werte wie Respekt, Gemeinschaftssinn und der Einsatz für eine nachhaltige Umwelt wichtig", sagt Dupré.

Die Preise für die Mitgliedschaft betragen monatlich zwischen 48 und 148 Euro. Je höher der Tarif, desto mehr Gäste pro Tag darf man beispielsweise mitbringen oder desto mehr Kaffees gratis trinken. Wein etwa gibt es nur beim teuersten der drei Tarife umsonst. Für das auf 500 Quadratmetern neu eröffnete Around am Paseo de la Castellana in Madrid seien schon vor der Eröffnung über 1.200 Anfragen eingegangen. Die Plätze sind jedoch auf 1.000 Mitglieder begrenzt. „Jede Anfrage wird zunächst von uns geprüft. Dann entscheiden wir, ob ein Interessent zu unserem Konzept passt", erklärt Dupré.

Bewerber müssen in einem Online-Fragebogen zwölf Fragen beantworten - etwa nach ihren Interessen, ihren Transportmitteln und von welchen Diensten des Clubs (Versammlungsräume, Verpflegung, Ruheräume) sie am meisten profitieren könnten. Auch ein Profil in einem sozialen Netzwerk muss angegeben werden. Black Bee Hospitality gleicht das dann mit den Angaben im Fragebogen ab. Zeigt sich jemand dort beispielsweise gewaltbereit, werde die Anfrage abgelehnt, so Dupré. „Wir haben nur begrenzte Kapazitäten. Die Versammlungsräume, Duschen und Chaiselongues können nicht von allen Mitgliedern gleichzeitig genutzt werden. Daher brauchen wir eine Mischung an socios".

Nicht ganz so jung

Überrascht haben den 42-Jährigen die vielen Anfragen von älteren, bis zu 50-jährigen Interessenten. Das Mindestalter beträgt 25 Jahre. Nach oben hin gebe es keine Altersgrenze. Wichtig sei den Gründern lediglich, langfristig eine Community aus Gleichgesinnten aufzubauen. Dazu bietet das Team Events wie Weinproben, Live-Konzerte im Club oder Museumsbesuche an. Angeboten wird auch eine Läufergruppe, die sich in Madrid für den Berlin-Marathon vorbereiten kann.

In Berlin soll im April 2019 im Lenzhaus, eine Querstraße vom Ku?damm entfernt, das zweite Around entstehen. Schon jetzt macht sich das Team daher darüber Gedanken, wie es die socios aus Madrid mit den Mitgliedern dort in Kontakt bringen kann. Über die Clubkarte oder die App soll künftig in allen Arounds einfach bezahlt werden können. Weitere angedachte Standorte sind Barcelona, Valencia und Rom. Neben hochwertiger Einrichtung und einer sanften Beleuchtung soll jede Lounge auch ihre eigene Persönlichkeit haben und an die im Land vorherrschenden Gegebenheiten angepasst sein. In Madrid gibt es also beispielsweise churros mit Schokolade zum Frühstück.

Auf Mallorca plant das Unternehmen bisher noch keine Lounge. Da Palma im Vergleich zu den anderen Städten relativ klein ist, muss sich das Konzept und das Netzwerk laut Ludovico Dupré zuvor erst in den anderen Städten etabliert haben. Auch in Anbetracht der sich zuspitzenden Verkehrslage rund um Palma sei aber nichts ausgeschlossen, so der italienische Unternehmer.