Eine Überraschung am Anfang: Jan Struve (34) organisiert vom 14. bis 21. Oktober ein Treffen für Heavy-Metals-Fans im Hotelresort Iberostar Club Cala Barca (Komplettpaket mit Flug 1.199 Euro) - und ist selbst gar kein Metal-Fan. „Ich höre eher Rock und war gerade bei einem U2-Konzert", sagt er, als sich die MZ mit ihm am Flughafen in Palma trifft. Die Veranstaltung „Full Metal Holiday" gehört wie auch die Kreuzfahrt „Full Metal Cruise" zum Wacken-Imperium, bekannt durch das größte Metal-Festival der Welt mit 180 Bands in einem kleinen Ort in Schleswig-Holstein.

Ein Heavy-Metal-Treffen auf Mallorca. Wie kam es dazu?

Wir sind ja schon mit der „Full Metal Cruise", dem Kreuzfahrschiff, seit 2015 einmal im Jahr auf Mallorca. Aber Kreuzfahrten sind auch nicht für jeden etwas, für diese Leute wollten wir eine Alternative anbieten. Auf Mallorca haben wir dann ein Hotelresort gefunden, das unseren Ansprüchen entspricht. Heißt, in der direkten Umgebung gibt es keine anderen großen Hotels und wir können die Anlage exklusiv komplett mieten. Wir möchten nicht, dass sich der klassische Urlauber unter unsere Gäste mischt. Für das Hotel ist es auch eine gute Sache, normalerweise hätten die schon zugemacht.

Was erwartete den Gast bei „Full Metal Holiday" auf Mallorca?

Sonntag ist der klassische Anreisetag, da fangen wir mit einer Disco an. Ab Montag beginnt der Tag mit einem Weckruf mit Metal-Yoga und endet abends mit Metal-Karaoke und Disco. Zwischendurch gibt es bis 23 Uhr auf zwei Bühnen - am Strand und am Pool - Open-Air-Konzerte. Nach 23 Uhr machen wir aus Lärmschutzgründen drinnen weiter. Sonst haben wir Mambo Kurt dabei, der fährt gefühlt das ganze Frühjahr Fahrrad auf Mallorca und unternimmt bestimmt mit ein paar Leuten eine Tour. Crisix, eine junge Band aus Barcelona, will ein Fußball-Turnier veranstalten.

Wie viele Leute kommen?

1.400, schätze ich.

Man kann aber nicht als Insel-Resident zu dem Event? Stichwort Abendkasse.

Da arbeiten wir noch dran. Das Problem ist, dass es eine All-inclusive-Veranstaltung ist, da müsste man immer das All-inclusive-Paket für die ganz Woche bezahlen. Hinzu kommt, dass die Plätze begrenzt sind. Fürs nächste Mal überlegen wir uns etwas, wir wollen uns ja grundsätzlich öffnen. So haben wir beim „Full-Metal Cruise" auch ein Konzert an Land organisiert, im Es-Gremi-Konzertsaal in Palma.

Das war mit Doro Pesch. Die ist ja jetzt auch wieder mit von der Partie. Überhaupt sind eine Reihe alter Hasen mit dabei. Bonfire ...

... Kreator, Dirkschneider, das passt auch eher zum etwas älteren Publikum. Es sind aber auch noch ganz andere Bands am Start.

Zum Beispiel eine Gruppe aus China.

Die Chinesen sind die Gewinner unseres Metal-Battles, das Konzert auf Mallorca ist sozusagen ihr Hauptpreis. Metal-Battle ist so ein bisschen wie der Eurovision Song Contest, nur weltweit. Mittlerweile nehmen daran Bands aus 60 Nationen teil. In den Ländern finden Ausscheidungswettkämpfe statt, die 30 besten kommen nach Wacken und können je 20 Minuten spielen. Am Ende entscheidet eine Jury und das Publikum, wer gewonnen hat. Das waren in diesem Jahr die Jungs von Die From Sorrow. Wir haben auch eine Band von Mallorca mit im Programm: Helevorn. Die Metal-Szene ist auf Mallorca ja recht aktiv, es gab noch ein paar mehr Anfragen, aber irgendwann waren wir dann voll und ausgebucht.

Was sind das für Menschen, die eine Woche Heavy Metal auf Mallorca buchen?

Das Durchschnittsalter ist knapp 50, die verdienen etwas mehr als früher, die Kinder sind aus dem Haus. Geschätzt 70 Prozent der Gäste beim „Full Metal Holiday" sind Akademiker und haben keine Lust mehr, im Schlamm zu schlafen. Das ist der typische Metaller, der da kommt. Anzug aus, Kutte an. Die meisten sind Deutsche, ein paar Engländer, einer kommt aus Rio de Janeiro.

Crewmitglieder auf der „Full Metal Cruise" haben der MZ bei einem Bordbesuch erzählt, das Heavy-Metal-Fans die nettesten Gäste sind. Warum sind sie so beliebt?

Viele Tui-Cruises-Mitarbeiter legen ihre Verträge so, dass sie bei uns an Bord arbeiten

können. Unsere Metaller sagen halt „bitte" und „danke". Für sie ist der Mitarbeiter ein Mensch und nicht nur ein Erfüllungsgehilfe. Ich war einmal bei einer Techno-Cruise dabei, da ist es eher so: „Ey, gib mal ein Bier."

Wie steht es um die deutsche Metal-Szene?

Gut. Wir haben mittlerweile drei Generationen bei uns auf dem Festival in Wacken und auch auf dem Schiff - bei der letzten Fahrt waren 36 Kinder mit dabei, daran kann man sehen, dass es Nachwuchs geben wird. Wacken ist jedes Jahr ausverkauft, es gibt viele kleinere Festivals in Deutschland. Metal ist im Gegensatz zum Pop eine sehr langlebige Musik. Wer weiß, was in zehn Jahren mit Mark Foster oder so ist. Wenn man einmal Metal gehört hat, wechselt man die Musikrichtung eigentlich nicht wieder. Heavy-Metal-Fans sind sehr treu.

Wie war Wacken 2018?

Warm, traumhaft. Nach drei oder vier Jahren Regen und Schlamm haben wir dieses Jahr einfach mal echt schönes Wetter gehabt. Man musste seine Sachen nicht im Zelt trocken, die Leute waren entspannter, haben fast einen spanischen Lebensstil an den Tag gelegt.

Wie viele waren da?

75.000, ab dann ist bei uns Schluss.

Kommen Sie 2019 wieder nach Mallorca?

Wenn das Event ein Erfolg wird, dann sicherlich ja.