Eine 400 Kilogramm schwere Elefantenbar, das Werbeplakat einer französischen Zigarettenmarke aus dem Jahr 1947 mit einem Elefanten, Teekannen und Uhren in Elefantenform, Holzschnitzereien, die den indischen Elefantengott Ganesha zeigen, Münzen mit dem Elefanten-Kopf, zwei aus Gummihandschuhen geformte Elefanten, Telefonkarten und jede Menge Elefanten-Kitsch aus Fabriken in China und Korea. Wer die Finca Elefantorre zwischen Porreres und Montuïri auf Mallorca betritt, in der Jürgen Sehnbruch über 1.000 Elefantenfiguren aus mehr als 20 Ländern angehäuft hat, läuft Gefahr, an einem Stoßzahn hängen zu bleiben.

Auf den Dreh mit den Elefanten kam der Ausstellungsdesigner und Innenarchitekt aus Essen in Afrika. Anfang der 80er-Jahre richtete er in Kenia ein Hotel ein und betrieb eine Tauchbasis. Mit dem Ultraleichtflieger überflog er die Naturparks am Kilimandscharo - und zählte Elefanten. So fasziniert war er von diesen „großen, dicken, kräftigen und skurrilen Tieren, die nur positive Eigenschaften haben", dass er sie zum Objekt einer „fast manischen" Sammelbegierde machte.

Advent, Advent....

Jetzt löst Sehnbruch seine Kollektion auf. Bei einem Adventsbasar am Samstag (1.12.) ab 15 Uhr und an allen Adventssonntagen zwischen 11 und 18 Uhr möchte er möglichst viele seiner Dickhäuter in gute Hände abgeben. „Ich will alles, was mich belastet, loswerden. Mit ins Grab nehmen, kann ich ja sowieso nichts", sagt der 71-Jährige.

Sehnbruch plant aus gesundheitlichen Gründen, im kommenden Jahr einige Zeit in Sri Lanka oder Indien zu verbringen. Die vergangenen sechs Jahre hätten viel Zeit, Nerven und Geld gekostet, erzählt er beim MZ-Besuch auf der Elefanten-Finca. 2003 hatte Sehnbruch das Anwesen Florian Grimm, einem der damals letzten Nachfahren der Gebrüder Grimm abgekauft. 2009 und 2010 hat er es dann zu einem schicken Ayurveda-Zentrum mit Gästehaus umbauen lassen. Dann wurde der Liebhaber der jahrtausendealten Heilart, die er in Indien und Sri Lanka schätzen gelernt hat, krank. 2012, erst ein Jahr, nachdem das Zentrum in Betrieb gegangen war, beschloss er, aus der Finca auszuziehen und seine Anteile zu verkaufen.

Ende eines Ayurveda-Zentrums

In den Jahren danach habe es viel Ärger ­gegeben, erzählt Jürgen Sehnbruch. Verträge seien nicht erfüllt, Geld nicht gezahlt, und die Finca stattdessen widerrechtlich besetzt worden, so seine Version der Geschichte. Dirk Dietzel, dessen Frau die Geschäftsführerin des betreibenden Ayurveda-Zentrums ist, bestreitet diese Aussagen. Im Gegenteil würden Gerichtsurteile bestätigen, dass die Firma dort rechtmäßig gearbeitet und ihren Sitz hatte. Dass es Streitigkeiten zwischen der ­Ayurveda- und der Elefantorre-Gesellschaft gegeben habe, bestätigt allerdings auch ­Dietzel. Beide Parteien hätten sich letztlich geeinigt, den Geschäftsbetrieb in Montuïri im ­Februar 2018 aufzugeben.

Nun, einige Monate später, macht die Finca einen vernachlässigten Eindruck, der Garten wirkt ungepflegt, die Steine sind schmutzig, die Türklinken teilweise kaputt. Hier und da riecht es noch nach Ayurveda-Öl. Anfang des neuen Jahres soll die Finca zum Verkauf angeboten werden.

Davor müssen die vielen Elefanten, die noch an den Wänden hängen, im Garten stehen oder auch noch verpackt in Kisten verstaut sind, das Anwesen verlassen.

Zu jeder Figur weiß Sehnbruch, der sich nicht umsonst auch „Don Elefante" nennt, eine eigene Geschichte zu erzählen. Einige Stücke, die ihm besonders am Herzen liegen, sagt er, gebe er nur ab, wenn er sich sicher sei, dass der neue Besitzer sie wertschätzt. Seinen teuersten Elefanten, eine Bronzefigur von Salvador Dalí aus einer Serie von 350 Stück, hat er vor Kurzem für eine niedrige fünfstellige Summe an einen anderen Sammler verkauft. Wer beim Basar und an den Adventssonntagen einen Elefanten erstehen möchte, muss nicht ganz so tief in den Geldbeutel greifen. Kleinere Porzellanfiguren, Sticker, Anstecker oder Telefonkarten gibt es schon für wenige Euros. „Ich werde kaum Gegenstände mit einem festen Preis auszeichnen. Stattdessen werde ich mir einfach die Gebote der Besucher anhören."

Kampf dem Elfenbeinhandel

Sehnbruch, der seit 15 Jahren fest auf Mallorca lebt, will einen Wohnsitz auf der Insel behalten. Erst einmal aber zieht es ihn wieder nach Asien, wo er sich nicht nur dem Yoga und der Meditation widmen will, sondern auch dem Schutz der Elefanten. Schon 1994 verbrachte er ein halbes Jahr in Sri Lanka und half bei der Pflege von verwaisten Elefantenjungen. Nun möchte er sich im Kampf gegen die Wilderei und den Elfenbeinhandel engagieren.

Die Finca Elefantorre befindet sich an der Straße von Montüiri nach Porreres (Ma-5030, km 2,1). ­Basar am Samstag ab 15 Uhr und an allen Adventssonntagen von 11 bis 18 Uhr. Weitere Infos und Anfahrt bei Facebook unter FacebookJuergen Sehnbruch (Don Elefante)