Herr Bürgermeister von Palma, Antoni Noguera, Frau Isabel Busquets, stellvertretende Ministerpräsidentin der Balearen und Ministerin für Innovation, Forschung und Tourismus,Herr Cosme Bonet, Dezernent für Wirtschaft, Finanzen und Tourismus im mallorquinischen Inselrat, liebe Freundinnen und Freunde, liebe Kollegen,

ich weiß nicht, inwieweit der mallorquinischen Öffentlichkeit bewusst ist, wie groß das mediale Interesse an dieser Insel in Österreich, der Schweiz, vor allem aber in Deutschland ist. Auch abseits der sommerlichen Anekdoten - der ausgehungerte Mallorca-Hai in den Fängen des Boulevards - ist es ein ständiger Informationsfluss in Presse, Radio, TV, Web und Sozialen Netzwerken. Er schwillt an in der Osterwoche, legt zu Pfingsten weiter zu, ist im Juli und August eine regelrechte Flut und schwächt sich dann im Winter ab, ohne je gänzlich zu versiegen. Dabei erstaunt immer wieder, wie gut sich Mallorca verkauft. Das Wochenmagazin "Stern" etwa widmet Mallorca Jahr für Jahr einen seiner Titel. Diese Ausgabe gehört stets zu den zwei, drei meistverkauftesten des Jahres. Mallorca - das ist eine sichere Bank.

Die Qualität dieser Beiträge freilich schwankt. Als Journalisten, die wir hier eine deutschsprachige Zeitung und Online-Ausgabe über die Insel produzieren, können wir das beurteilen. Ein beträchtlicher Teil dessen, was da veröffentlicht und verbreitet wird, besteht aus Variationen einiger weniger Klischees: wie exquisit es sich am Mittelmeer leben lässt, wie reizvoll Mallorcas Natur ist, wie die Deutschen auf der Insel leben, wie es am Ballermann zugeht. Es ließe sich sogar von einer Art Semiotik sprechen, in der bestimmte Zeichen - etwa die Außenansicht der Kathedrale - nicht fehlen dürfen.

Es funktioniert. All dies weckt Assoziationen mit Urlaub, Strand, Meer und Bergen und dem Traum von einem Leben unter der Sonne. Leser, Hörer, Nutzer und Fernsehzuschauer bekommen von den Medien das, was sie von Mallorca erwarten. Ob das nun Journalismus ist, sei dahingestellt, der Insel gerecht wird es nur selten.

Und da ist noch, in wesentlich geringerem Umfang, die aktuelle Berichterstattung. In den vergangenen zwölf Monaten ­war das beherrschende Thema, wohl mit etwas Verspätung, die touristische Überfüllung. Auch im deutschsprachigen Raum ist darüber immer wieder berichtet worden. Und dazwischen gab es noch das eine oder andere weitere Thema, etwa die Wohnungskrise oder auch das Schmutzwasser im Meer. Letzteres hat überraschend wenig Aufsehen erregt, vielleicht weil es definitiv nicht das ist, was sich die Menschen von Mallorca erwarten.

Häufig handelt es sich um durchaus korrekte Beiträge, in denen die Kollegen mit allen Seiten gesprochen haben und ein Problem darlegen. Selten aber geht es darüber hinaus, was schon häufig gesagt und festgestellt wurde.

Zum Glück gibt es in diesem Informationsfluss auch hervorragende Beiträge, Beiträge die neue Perspektiven eröffnen, die weder Klischees weiterdrehen noch sich mit Routinerecherchen begnügen, Beiträge, also, die einer Insel gerecht werden, die - wie jede andere Region der Welt - unendlich komplex ist und eben deshalb faszinierend.

Es sind diese Arbeiten, die wir mit den Journalistenpreisen der Mallorca Zeitung auszeichnen wollen. Die Jury bestand aus Werner A. Perger, Politik-Journalist und ehemaliger stellvertretender Chefredakteur der "Zeit", ein gebürtiger Wiener mit einem Faible für Deutschland, der seit vielen Jahren ein Haus auf Mallorca hat; Brigitte Kramer, einer freien Journalisten, die von Bunyola aus für Medien wie die "Süddeutsche Zeitung" oder die "Neue Zürcher Zeitung" schreibt; Frank Feldmeier, unserem stellvertretenden Chefredakteur, der seit 14 Jahren über die Insel berichtet, und mir selbst.

Zu unserer Überraschung haben wir festgestellt, dass die Qualität der nominierten Beiträge von Kategorie zu Kategorie stark variierte. Die außerordentliche Zahl und Qualität der TV-Beiträge der vergangenen zwölf Monate - fast ein Dutzend TV-Filme mit über 30 Minuten Länge - hat die Nominierungen in der Kategorie Radio/Online ein wenig in den Schatten gestellt. Wir haben diese Kategorie deswegen für verwaist erklärt und uns stattdessen für einen Ex-aequo-Preis für zwei Fernsehproduktionen entschieden.

Eine von ihnen beleuchtet ebenso rasant wie unterhaltsam und ausgewogen - lassen Sie sich nicht von den "Tourist Go Home"-Sprüchen, die Sie gleich in dem Trailer sehen werden, in die Irre führen ­- wie die Tourismuswirtschaft auf Mallorca funktioniert.

Die andere, wesentlich ruhigere, erzählt eine Geschichte: wie sich im Laufe eines Jahrhunderts Generationen von Deutschen diese Insel zu eigen gemacht haben, nicht im territorialen, politischen oder wirtschaftlichen Sinn, aber sehr wohl gefühlsmäßig.

In der Kategorie Print vervollständigt unser Gewinner-Trio ein Artikel über ein so klassisches wie - zumindest seit den Zeiten von Georges Sand - heikles Thema: Mallorca im Winter.

Dies ist eine Premiere für uns. Wir wollen, dass nächstes Jahr auf diese Preise weitere folgen, wir wollen weiter ein Auge darauf haben, was in den deutschsprachigen Ländern über Mallorca veröffentlicht, gesendet und verbreitet wird. Und so hoffentlich dazu beitragen, dass die Latte der Berichterstattung etwas höher gelegt wird. Das hat sich nicht nur die deutschsprachige Öffentlichkeit verdient, sondern auch die Insel.

Vielen Dank.