Auf dem Weg zum Museum von Dieter Liedtke fahren Besucher derzeit an einer Großbaustelle vorbei. Betonmischmaschinen und Lkw mit Eisenträgern schieben sich die schmalen Küstenstraßen von Port d'Andratx hinauf und hinunter. Auf der Baustelle wird entladen, geschweißt und gehämmert. In welch beeindruckender Naturkulisse hier geackert wird, dafür haben die Arbeiter keinen Blick.

Ein paar Hundert Meter weiter ist die Hektik verflogen. Ruhig und einsam liegt das Liedtke-Museum am Ende des Carrer Olivera. Irgendwie ein Urgestein in Port d'Andratx, immerhin gibt es das an einen steinernen Irrgarten erinnernde Haus seit Ende der 80er-Jahre. Museums-Chef Dieter Liedtke ist sein einziger Gast im kleinen Café auf der Terrasse.

Kein Hickhack um die Sprachen

Der 75-Jährige mit dem weißen Rauschebart hat es sich unter einem Heizstrahler gemütlich gemacht. Was gibt es denn Neues in seinem Haus? „Nun, wir zeigen jeden Abend ab 20 Uhr, außer montags, einen Musikfilm von Tango bis Ballett", sagt er. „Musikfilme, weil es dann keinen Hickhack um die Sprachen gibt." Außerdem könne man sich von ihm jetzt wegsperren lassen. Seit Kurzem bietet das Liedtke-Museum neben seinen neun Gästezimmer auch einen sogenannten Escape Room an. Will heißen: Wer mag, kann sich in einen Raum sperren lassen und dort Rätsel lösen, um wieder hinauszukommen.

Boyan Mineu, einer von drei Mitarbeitern, die zurzeit im Museum arbeiten, hat den Escape Room entworfen und begleitet die Besucher durch den Raum . „Alles ist auf die Kunst und die Ideen von Dieter Liedtke aufgebaut", sagt er. Am Anfang ist alles dunkel, und man hört nur sphärische Musik. Dann muss man eine Kugel durch ein bewegliches Labyrinth bewegen. Schafft man das, bekommt man einen Schlüssel, um das Licht anschalten zu können. Weitere Schatztruhen wollen geöffnet werden, etwa indem Fragen zum Beispiel zu dem Verwendungszweck von vorgeschichtlichen Kultstätten beantwortet werden müssen.

"Alles wissenschaftlich belegt"

Es geht viel darum, dass Energie nie verschwindet, auch eine Masse hat, dass Gene durch Gedanken manipuliert werden können und dass negative Informationen krank machen sollen. „Alles wissenschaftlich belegt", sagt Dieter Liedtke. So ganz ohne die Hilfe von Boyan Mineu wird es sicherlich schwer, den Raum wieder zu verlassen. „Welche neue Theorie verbindet und löst die alten Rätsel unserer Kulturen?", steht unter einem Bild. Dafür müsse man sich schon etwas mit Liedtkes Kunst auseinandersetzen. Aber dafür sei der Raum ja da, sagt Boyan Mineu. Es sei bislang jedem gelungen, die Rätsel zu knacken. Am besten bucht man vorher als eine Gruppe (Tel. 971-67 47 13). 58 Euro kostet eine Stunde für bis zu fünf Personen.

Nach wie vor bietet Dieter Liedtke Kunst-Seminare an (Seminare mit Gästezimmer ab 137 Euro pro Nacht), wobei es um seine Sicht auf die Kunst geht. „Kunst ist immer Innova­tion", sagt er. „Ohne Innovation ist ein Gemälde nur ein Dekorationsstück." Darum dreht sich auch seine seit 2005 bestehende Dauerausstellung weiter oben im Gebäude, in der er Drucke mit Werken großer Meister bearbeitet hat. Wie das Selbstbildnis im Pelzrock von Albrecht Dürer aus dem Jahr 1500. „So eine Frontalansicht hatte vor Dürer noch niemand gemacht, das ist die Innovation." Also hat Liedtke diesen Teil des Bildes rot markiert, alles was alt ist, gelb. „So erkennt man die Innovation und kann sein Gehirn darauf schulen."

Friedenszentrum in Valencia

Der Rundgang durch das Museum ist kostenfrei. Am Ende der Tour nimmt Liedkte wieder Platz unter dem Heizstrahler. Sein Fuß macht ihm etwas zu schaffen, „Gicht", sagt er. „Das habe ich aber bald im Griff, ich will 20 Kilo abnehmen und fit werden, um das nächste Projekt zu stemmen. Ich will in Valencia ein Friedenszentrum errichten." Er greift zu einem der Bücher auf dem Tisch, er hat sie alle selbst geschrieben. „Globalpeace", steht auf dem jüngsten Einband, zu sehen sind Zeichnungen von Gebäuden, darunter eine Pyramide mit Glasfassade, mehrere gigantisch anmutende Hochhäuser.

Das Friedenszentrum soll Platz bieten für eine Universität, Hotel, die Weltreligionen sollen sich dort vereinen. Ein Gelände hat Liedtke schon ins Auge gefasst, er sucht noch nach Sponsoren. „Geld ist nicht wichtig, ich habe ja auch das Museum hier gebaut, als keiner daran geglaubt hat", sagt er und grinst. Punkt für Dieter Liedtke.