„I'm dreaming of a white Christmas". Das Weihnachtslied klingt gedämpft aus einem der Restaurants am Luxushafen Puerto Portals. Es ist Freitagabend, 18.30 Uhr, und von Schnee ist bei gut elf Grad keine Spur. Trotzdem, irgendwo hier muss sie sein, die vom Marketing des Yachthafens so hochgelobte Schlittschuhbahn. Das Highlight des Weihnachtsmarkts, wie es auf der Homepage heißt. Eislaufen mit Blick aufs Mittelmeer, und dann auch noch auf ökologischem Eis - das klingt gut!

Ich bleibe verdutzt stehen. Vor mir sehe ich einen mit Plastikbarrieren eingezäunten Bereich, auf dem knapp ein Dutzend Kinder - etwa zwischen zwei und sechs Jahren alt - hin und her schliddern. Ich schaue genauer hin, öffne das Törchen und fühle: Die weiße Fläche, über die die Schlittschuhe kratzen, ist weder kalt noch nass noch eisig.

„Kunststoff", erklärt mir Flor Sansanelli, die in der kleinen Holzhütte nebenan die Schuhe verleiht. „Richtiges Eis am Schmelzen zu hindern wäre viel zu teuer und nicht nachhaltig", fügt sie hinzu. So viel also zum Thema ökologisch. Langsam gehe ich von außen die Piste ab. Quer komme ich auf 40 Schritte, längst auf 15. Irgendwie hatte ich mir das Ganze doch etwas größer vorgestellt. Und als Erwachsene möchte ich den Kindern auch nicht den knappen Platz streitig machen. „4 Euro für 20 Minuten", bietet mir Sansanelli dennoch ein Paar Schlittschuhe an. „Abends kommen oft auch Rentner vorbei." Ich lehne dankend ab, schaue auf die mit Weihnachtslichtern behangenen Palmen. Nein, ich komme nicht in Stimmung. So geschmackvoll die Marktstände am anderen Ende des Hafens auch sein mögen, und so vergnügt die Kleinkinder quietschen: Die Anreise aus Palma zum Schlittschuhlaufen hat sich für mich definitiv nicht gelohnt.

Aber es gibt ja noch eine andere Möglichkeit. Zwölf Kilometer weiter die Küste runter, in Port Adriano. Hier soll sogar die „größte Eisbahn Mallorcas" aufgebaut sein, wie im Internet zu lesen ist. Auch hier ist von „ökologischem Eis" die Rede. Wehmütig denke ich an die zugefrorenen Seen im Sauerland oder die Eissporthallen, die ich aus meiner Kindheit in Deutschland kenne. Aber was soll's, eine Chance bekommt Mallorca noch zu beweisen, dass Eislaufen auch hier möglich ist.

In Port Adriano angelangt stimmt das Durchschnittsalter der Eisläufer zuversichtlich: Hier haben Teenager die Überhand, ziehen zwischen Kindern und Erwachsenen teils gekonnte, teils waghalsige Bahnen. Immerhin auf 25 mal 50 Schritte komme ich beim Ablaufen der Piste. Und obendrein ist der Schlittschuhverleih auch noch kostenlos. „Das ist kein echtes Eis", sagt ein kleines Mädchen zu seinem Papa. Ich nicke zustimmend, stelle mich dann aber trotzdem in die Schlange. Keine fünf Minuten später habe ich die Schuhe in der Hand und stehe mitten auf dem Kunststofffeld. Die erste Runde ist wackelig, die zweite besser. Tatsächlich, man kann sich daran gewöhnen, auf Kunststoff zu fahren. Auch wenn es immer noch irritierend ist, keine Atemwolken in der Nachtluft zu sehen, und einige sogar im T-Shirt fahren.

Nebenan ertönt Gejohle. Dort ist eine kleine, etwa drei Meter hohe Rodelbahn aufgebaut. Auch kein Vergleich zu einer richtigen Piste, aber ebenfalls kostenlos, und Klein und Groß scheint's zu gefallen. Den Glühwein an der Bude nebenan verkneife ich mir - ich schwitze fast vom Bahnenziehen. Mit ein bisschen Fantasie ist es hier doch ähnlich wie im Sauerland. Wenn die Yachten nicht wären. Oder Melchor, einer der Reyes, der in einer transparenten Kunsstoffblase die Wünsche der Kleinsten entgegennimmt. Auch er hat hier, genau genommen, eine Woche vor dem Dreikönigstag, nichts verloren.

Die Piste in Puerto Portals ist nur noch bis Donnerstag (3.1.1) von 12 bis 21 Uhr geöffnet. Die in Port Adriano bis einschließlich Montag (7.1.) von 12 bis 20 Uhr.