Zwischen Hemden aus den besten Stoffen steht eine Nähmaschine, die bereits Hunderte und Aberhunderte von maßgeschneiderten Anzügen zusammengefügt hat. Es war im Jahr 1941, als Bernardo Campins seine Schneiderei B. Campins in Palmas Carrer Peraires 17 eröffnete - und sie schnell zu einer der angesehensten in der Inselhauptstadt machte.

Am 31. Januar 2019 wird sein Sohn Juan Campins, der in den vergangenen Jahrzehnten Fingerhut und Schere geschwungen hat, die gläserne Eingangstür zum letzten Mal schließen. Er geht in Rente - acht Monate später als sein Bruder und Geschäftspartner. Ein trauriger Abschied eines Traditionsgeschäfts.

„Es geht nicht anders. Weder meine Kinder noch meine Neffen möchten die Schneiderei weiterführen. Wir haben wie die Verrückten versucht, sie zu überzeugen, aber so ist das Leben", sagt Juan Campins betrübt.

Sitzend, auf seinen Beinen liegt eine Anzughose, die es zu kürzen gilt, lässt er die Geschichte des Ladens Revue passieren. „Mein Vater lernte das Handwerk zusammen mit anderen Schneidern vor dem Bürgerkrieg. Er wurde immer besser, war sehr ehrgeizig und konnte bald auf viele Stammkunden zählen. Aber obwohl er hier im Laufe der Jahre sehr wichtige Persönlichkeiten eingekleidet hat, ist mein Vater doch immer bescheiden geblieben", sagt sein Sohn.

Damals habe es viel zu tun gegeben. „Es wurden Tausende Maßanzüge im Jahr angefertigt", so Juan Campins, der nicht nur von seinem Vater lernte, sondern auch in Madrid und Barcelona Schneiderschulen besuchte. Mittlerweile hat auch er ein halbes Jahrhundert in der Schneiderei am Carrer Peraires zugebracht. Niemals vergessen werde er die Tage im Jahr 1968, an denen die Schauspieler Michael Caine und Anthony Quinn für den Spielfilm „Teuflische Spiele" Anzüge bei Campins in Auftrag gaben. „Als Candice Bergen den Laden betrat, war ich beeindruckt von ihrer Schönheit. Ich erinnere mich gut an Quinns Humor."

Den Erfolg des kleinen Familienunternehmens fasst Campins schnell zusammen: „Einen guten Schnitt haben, nähen können, gute Mitarbeiter haben und die Kunden zuvorkommend behandeln", so Campins. Als ein Kind mit seiner Großmutter den Laden betritt, lässt er die Nadel sinken, erhebt sich lächelnd. Noch immer kämen Menschen allen Alters, um ihre Anzüge fertigen zu lassen, erklärt er später, als die Kunden gegangen sind. Hauptsächlich setze man auf einen klassischen Stil. Stücke für besondere Anlässe forderten ihre Zeit: 40 bis 50 Stunden näht Campins an einem Maßanzug und verlangt dafür zwischen 1.500 und 2.000 Euro.

Eleganz statt Used-Look

„Ich glaube, derzeit ist Eleganz nicht mehr so angesagt und die großen Marken setzen weniger auf Qualität als früher." Das verstehe er. „Aber Kleider machen Leute. Der mallorquinische Mann im Allgemeinen ist elegant", so Campins. Und auch ausländische Touristen habe er in den vergangenen Jahrzehnten häufig bedient, einige kämen jedes Jahr wieder. Wenn er nicht mehr ist, wird es für die Stammkunden schwer, Alternativen zu finden, denn ähnliche Traditionsschneidereien gibt es in Palma nicht mehr. Campins weiß aber auch: Die Zeiten ändern sich. „Wer hat diesen Trend erfunden, sich Hosen mit Löchern zu kaufen, die obendrein noch einen Haufen Geld kosten", fragt Campins kopfschüttelnd.

Wenn er bald pensioniert sei, werde er auch weiterhin frühmorgens aufstehen, so wie jeden Tag in den vergangenen 50 Jahren, versichert Campins. Statt den Laden zu öffnen, werde er dann wohl Spaziergänge unternehmen, sich an der frischen Luft aufhalten. Nadel, Faden und Schere könnten dann ruhen. „Damit ist es dann vorbei."