Da ist dieser Fleck auf dem Hemd von Harald Krassnitzer. Im Film "Familie Wöhler auf Mallorca" spielt er den Metzger-Sohn Klaus Wöhler, er nimmt mitten in der Tramuntana ein kleines schwarzes Schwein auf den Arm - und wird von dem Ferkel angepinkelt. Eigentlich geht es in der Szene um den Familienstreit, der sich hier seinem Höhepunkt nähert. Aber man schaut nur auf den Fleck, er scheint ein Eigenleben zu haben...

Zu viel wollen wir nicht verraten über den auf Mallorca gedrehten ARD-Film, der an diesem Samstagabend Premiere hat und den die MZ schon vorab sehen konnte. Machen Sie sich selbst ein Bild von dem Plot der Familie im Dauer-Streit, die beim Wandern auf Mallorca ihren Familienfrieden finden will. Falls Sie die nach den Regeln der öffentlich-rechtlichen Familienunterhaltung gestrickte Geschichte nicht in den Bann zieht, achten Sie doch auf folgende Dinge:

Die Geografie

Aus dramaturgischen Grenzen wurde ordentlich die Geografie verschoben. Da findet zum Beispiel die Anfahrt vom Flughafen ins Bergdorf Valldemossa über die Serpentinenstraße von Sa Calobra statt - die Kurven machen sich offenbar besser. Nach einer Rast an der Steilküste von Sa Foradada - der Ort ist auch ohne den berühmten Lochfelsen im Bild zu erkennen -, setzt die Familie nochmal zu einer Bergüberquerung an, obwohl Deià keine Stunde Fußmarsch entlang der Küste entfernt ist. Und nach einem Wanderunfall werden Klaus und Sohn Mark (Tino Mewes) ins Krankenhaus Sant Joan de Déu in Coll d'en Rabassa geflogen. Das Hospital ist zwar in Wirklichkeit auf Reha-Maßnahmen spezialisiert, liegt aber einfach schöner als Son Espases, nämlich direkt am Meer.

Die Authentizität

Entschädigt für derlei dramaturgische Freiheit werden echte Mallorca-Fans für anderthalb Stunden Aufnahmen, die das gesamte Tramuntana-Gebiet im Nordwesten der Insel permanent in Szene setzen. Trockensteinmauern, Olivenbäume, Ziegen, Mönchsgeier - alle Zutaten sind dabei. Zusammen mit den Protagonisten können die Zuschauer ihre eigenen Ausflüge Revue passieren lassen.

"Ich muss jetzt unbedingt eine Sobrasada probieren, aus cerdo negro", sagt Krassnitzer fachkundig gleich zu Beginn des Films - Metzger ist eben Metzger. Einen Pluspunkt gibt es auch für die authentische Mallorquinerin mit ihren Ziegen, die einige Worte in der Inselsprache loswerden darf - zu oft sind in solchen Fällen deutsche Schauspieler zu sehen, die mit ihrem bemühten spanischen Akzent eher an Italiener erinnern.

Die Musik

Wenn mallorquinische Landschaften im deutschen Fernsehen erscheinen, erklingt fast immer spanische Gitarre, die eigentlich so gar nicht zu Mallorca gehört. Im Fall der Familie Wöhler bleibt sie einem zumindest bis zur Hälfte des Films erspart, ansonsten kann die Filmmusik mit Originalität punkten. Gleich drei Western-Klassiker des italienischen Komponisten Ennio Morricone sind praktisch in voller Länge zu hören, "My name is nobody", "Farewell to Cheyenne" und "Für eine Handvoll Dollar". Die Tramuntana als feindliche Steppenlandschaft, in der sich die Familienmitglieder verirren, die Füße verstauchen, ums Erbe streiten und duellieren - das entschädigt für vieles.

Weitere Infos zu Handlung und Dreharbeiten

Fotogalerie: Erkennen Sie die Landschaft wieder?