Wie können Kinder und Jugendliche in Konflikt- und Kriegsgebieten besser geschützt werden? Um diese Frage ging es bei der dritten internationalen Konferenz sicherer Schulen von Montag (27.5.) bis Mittwoch im Kongresszentrum von Palma de Mallorca. Geladen hatten das spanische Außenministerium und die Organisation Save the children, unterstützt wird das Treffen, das 2015 in Oslo zum ersten Mal abgehalten wurde und 2017 in Buenos Aires stattfand, von Norwegen und Argentinien.

Der spanische Außenminister Josep Borrell hob zum Auftakt der Tagung hervor, dass es allein zwischen 2013 und 2017 weltweit rund 13.000 Angriffe gegen Schulen, Universitäten und andere Bildungseinrichtungen gegeben hat. Er forderte, dass auch im Kriegszustand der Grundsatz gelten sollte, dass Schulen und die darin befindlichen Kinder geschützt werden müssen. Auch die Lehrer arbeiten teils in unmittelbarer Lebensgefahr. Allein in der Region Borno in Nigeria sind zwischen 2011 und 2013 bei Angriffen von Milizen 2.900 Lehrer ums Leben gekommen, 1.900 mussten die Gegend verlassen. Drei Jahre gab es keinen Unterricht in Borno.

Krisenherde aber gibt es viele: Laut UNICEF-Leiterin Henrietta Fore haben im vergangenen Jahr speziell in Afghanistan Angriffe auf Schulen stark zugenommen. Gab es 2017 noch 68 Attacken, waren es im vergangenen Jahr schon 192, also fast dreimal so viele. „Die Bildung in Afghanistan steht unter Beschuss", sagte Fore. Laut UNICEF-Zahlen haben die bewaffneten Konflikte in dem Land bis Dezember 2018 zur Schließung von rund 1.000 Schulen geführt. Mit schwerwiegenden Folgen für die junge Generation im Land: Nach UNICEF-Schätzungen gehen rund 3,7 Millionen Kinder und Jugendliche in Afghanistan zwischen sieben und 17 Jahren derzeit nicht zur Schule - etwa die Hälfte der Bevölkerung im schulpflichtigen Alter. Besonders betroffen seien Mädchen.

Auch im Fall von Syrien gehen die Experten davon aus, dass rund ein Drittel der schulpflichtigen Mädchen und Jungen nicht zur Schule gehen kann, weil die Gebäude bei Angriffen zerstört wurden. Mit Muzoon Almellehan war eine 20-jährige Betroffene aus Syrien nach Palma gekommen, die 2011 Hals über Kopf ihre Sachen packen und mit ihrer Familie das Land verlassen musste. Die junge Frau wurde zur UNICEF-Botschafterin ernannt, als erster Flüchtling. Almellehan erzählt in einem Interview mit der MZ-Schwesterzeitung „Diario de Mallorca" unter anderem, dass sie als Zwölfjährige lediglich einen Rucksack mit ihren Schulbüchern aus Syrien mitnahm, als ihr Vater ihr eingeschärft hatte, sie solle nur das Wichtigste einpacken.

Bildung sei das A und O. Deshalb setzt sich Almellehan dafür ein, dass Flüchtlingskinder in Großbritannien, wo sie nun mit ihrer Familie lebt, Schulbildung erhalten. In ihrem Heimatland Syrien sei seit Kriegsbeginn die Bildung, zuvor eines der zentralen Themen, in den Hintergrund getreten. Die Tagung in Palma sollte auch dazu dienen, dass sich weitere Länder der Erklärung zu sicheren Schulen anschließen. Derzeit haben sich 89 Länder rund um den Globus dazu verpflichtet, Bildungseinrichtungen zu schützen und darauf zu verzichten, Schulen und Universitäten zu militärischen Zwecken zu nutzen. Länder wie die Ukraine, Kolumbien oder die Philippinen jedoch fehlen noch. Auch wird die Verpflichtung nicht immer eingehalten.

Die Tagung in Palma war hochkarätig besetzt. Neben Königin Letizia, die das Treffen am Mittwoch beschloss, waren unter anderem die norwegische Staatssekretärin Marianne Hagen, der ukrainische Bildungsminister Roman Greba, der guatemaltekische Bildungsminister Oscar Hugo López Rivas sowie die spanische Verteidigungsministerin Margarita Robles neben rund 200 weiteren Experten aus Politik und Gesellschaft zugegen. In Palma wurden die Teilnehmer unter anderem mit dem Nachbau einer von Bomben zerstörten Schule in Syrien empfangen. Der Künstler Raúl Armenteros hatte die Installation im Kulturzentrum Can Balaguer aufgebaut.