Die MZ hat Mallorca-Deutsche gefragt, was sie mit Palmas Stadtfest Sant Sebastià verbinden:

Daniel Pires (39), Geschäftsführer von Smart Servicios, lebt seit 2009 in Palma: „Zum ersten Mal habe ich Sant Sebastià 2009 erlebt, es ist wirklich mein Lieblingsfeiertag. Die ganze Stadt spricht darüber, und ich freue mich darauf, wenn man sich mit Freunden rund um die Grillstellen versammeln kann, es ist ja meist zu der Zeit auch knackig kalt.

Die Stadt gibt sich viel Mühe bei der Organisation, und ich finde auch viele Bands toll. Am liebsten gehe ich mit Freunden durch den Stadtteil Calatrava. Oder zur Plaça de Santa Eulàlia, die ist in der Nähe vom Rathausplatz, und man ist schnell an den Ramblas. Dann bringt man einfach etwas vino tinto mit, Fleisch und Gemüse und grillt mit. Ich mag sehr gerne die schwarze mallorquinische Blutwurst, habe aber auch immer Nürnberger Würste dabei, die gehen immer gut weg. Man hat ja meist so viel dabei, dass sich die Leute gegenseitig etwas abgeben. Es ist auch ein tolles Fest, um Leute kennenzulernen. Die Mallorquiner sind ja sonst eher zurückhaltend, aber an dem Tag ist das anders. Das fängt ja schon damit an, dass die meisten Leute vergessen, eine Zange zum Wenden des Grillguts mitzubringen. Entweder man hat eine und wird selbst angesprochen oder man fragt seinen Nachbarn. So kann man gut ins Gespräch kommen. Die Tänze lasse ich meistens aus. Ich glaube, in Deutschland gibt es nichts Vergleichbares. Vielleicht ein bisschen den Karneval, der findet ja auch draußen statt."

Anja Finke (46), Deutsch-Lehrerin, lebt seit 1999 in Palma: „In diesem Jahr werde ich nicht hingehen, mein Mann ist Feuerwehrmann und hat Dienst, und ich passe auf unsere sechs Jahre alten Zwillinge auf.

Früher sind wir zu den Konzerten gegangen, aber mit den Kindern ist das schwierig. Es ist zu der Zeit ja auch ganz schön kalt, da überlegt man es sich ja selbst als Erwachsener zweimal, ob man da noch spätabends rausgeht. Das erste Mal waren wir im Jahr 2000 dabei und haben uns die Bands angeguckt. Damals gab es tolle Gruppen, unter dem Bürgermeister Joan Fageda war das ein tolles Fest. Dann kam Catalina Cirer, und mit ihr ging es bergab. Mitgegrillt habe ich noch nicht, Sobrassada war noch nie so mein Ding. Wir haben auch schon mal mit einem Bekannten zu Sant Sebastià gegrillt, aber da waren wir eher unter uns. Die Deutschen grillen zwar viel, aber doch am liebsten im Garten oder auf der Terrasse. Wenn ich Sant Sebastià mit einem Fest in Deutschland vergleichen würde, dann vielleicht mit den Osterfeuern."

Tom Gösmann (55), Hotelier (Palau SA Font) lebt seit Ende der 90er in Palma: „Es ist eine sensationelle Veranstaltung und eine tolle Zeit, um eine Woche für kleines Geld Urlaub auf Mallorca zu machen.

Ich habe Sant Sebastià von Beginn an genossen und mache stets viele Fotos und Videos. Wenn man zum Paseo del Borne geht und durch die Stadt läuft, ist das eine runde Geschichte. Die Feuer sind grandios, der absolute Höhepunkt ist für mich der Umzug mit dem Feuerspektakel. Davon sollte man sich einfach berauschen lassen. Mitgegrillt habe ich noch nicht, meistens bin ich auch mit einer Gruppe Freunden unterwegs, und wir laufen durch die Altstadt. Ich finde diese Art von Fest wirklich einzigartig, es ist mit nichts in Deutschland zu vergleichen. Wahrscheinlich wäre es dort auch in der Form gar nicht zugelassen. In diesem Jahr bin ich aber leider nicht mit dabei, da ich eine Kreuzfahrt mache und das Hotel geschlossen hat."

Angela Krebbers (36), Event-Managerin, lebt seit 2008 in Palma: „Als ich 2008 zum ersten Mal Sant Sebastià erlebt habe, hat mich das sofort fasziniert.

Das kennt man aus Deutschland so ja nicht mit dem Feuerspucken, den Trommeln und der Musik. Beeindruckend fand ich, dass in den Straßen das Licht abgedunkelt wird, damit man das Feuerspektakel besser sieht. In einem Jahr war sogar die Kathedrale rot angeleuchtet und man konnte sich den correfoc vom Parc de la Mar anschauen. Ich habe auch schon mal an der Plaça de Tortugas mitgegrillt, da kommt man schnell ins Gespräch. Bei Sant Sebastià habe ich auch schon Leute kennengelernt, mit denen ich heute noch Kontakt habe. Besonders schön finde ich, dass sich alle so gut benehmen. Es artet nicht in so ein Massenbesäufnis aus, wie man das vom Karneval aus Deutschland her kennt. In den vergangenen vier Jahren war ich dann eher beim Sant Sebastià Petit, da ich kleine Kinder habe. Da gibt es dann tagsüber etwa Theateraufführungen, und die Kinder können spielen. Wenn sie größer sind, gehen wir bestimmt auch zu dem großen Fest."

George Riemann (57), Künstler, lebt seit 2015 Palma: „Ich war 2016 auf dem Fest mit einem mallorquinischen Ehepaar aus Palma unterwegs.

Ehrlich gesagt, war ich nicht so angetan. Wir waren in einer Seitenstraße, es war sehr kalt und wir haben im Dunkeln gegrillt. Wir hatten Schweinefleisch dabei, was sich als etwas unpraktisch herausgestellt hat. Da es keine freien Sitzmöglichkeiten gab, musste man irgendwie im Stehen mit Messer und Gabel hantieren, und dazu hatte man noch ein Glas Wein in der Hand. Es wäre wohl besser gewesen, wenn man Würstchen gegrillt hätte. Das meiste Grillgut war auch sehr verkohlt, es war einfach zu dunkel in der Straße, wo wir waren. Sehr schön fand ich aber die Atmosphäre, eine Bombenstimmung! Wir sind dann auch durch die Gegend gezogen, haben mit Bekannten meiner Freunde hierbas getrunken, und den mag ich gerne. Die dimonis beim correfoc haben mich nicht beeindruckt, das ist eher etwas für die Kinder, die das toll finden. Insgesamt ist es eine schöne Sache. Wenn ich Zeit habe, will ich in diesem Jahr zur Plaça Major und mir den Drac de na Coca angucken."

Sonya Trabelsi (36), Mutter von zwei Kindern (2,4), lebtseit 2014 in Palma: „Ich war 2015 zum ersten Mal zu Sant Sebastià unterwegs und habe mit meinem Mann gemeinsam den Kinderwagen durch das Zentrum von Palma geschoben.

Ich wollte mir das ganze Spektakel anschauen und hatte es mir mit dem Kinderwagen vorher sogar komplizierter vorgestellt. Aber es war recht unkompliziert, durch die Massen zu kommen. Da merkt man wieder, dass die Spanier sehr kinderfreundlich sind. Im vergangenen Jahr waren wir an der Plaça Major, da haben die Spanier die Kinder immer nach vorne gelassen, damit sie die Trommler gut sehen konnten, und waren sehr rücksichtsvoll. Das große Feuer und die Trommeln haben den Kindern sehr gut gefallen. Auch wenn sie im ersten Moment ein bisschen Angst hatten vor den Kostümen. Das war aber ganz schnell wieder vorbei. Toll finde ich, dass es bei dem Fest so ein Zusammengehörigkeitsgefühl gibt. Man ist gemeinsam draußen und kommt auch einfacher mit den Menschen in Kontakt. Mit Festen in Deutschland ist das nicht zu vergleichen. Mitgegrillt habe ich bislang noch nicht, das wird mir mit den Kindern zu kompliziert. Vielleicht in diesem Jahr, mein Mann ist Mallorquiner, der kennt sich mit dem Grillen ja aus. Meist bleiben wir zwei Stunden, wenn die Kinder zu müde werden, gehen wir wieder nach Hause."