Die Menschen sollten wieder Hüte tragen, finden der österreichische Kunsthändler Karl ­Maria Kinsky und seine Frau, die deutsche Künstlerin und Hutmacherin Judith Kinsky. „Hüte verleihen einem Individualität", sagt sie. „Und qualitative Hüte stehen auch für einen gewissen Nachhaltigkeitsgedanken. Denn die wirft man nicht so schnell weg oder tauscht sie aus. Sie sind wie Markenbrillen."

Da von schönen Worten allein keiner zum Huttragen inspiriert wird, veranstalten die Kinskys, die seit rund drei Jahren zumindest teilweise in Porto Cristo leben, vom 3. bis 9.8. die erste „Hat Week" auf Mallorca. Im Mittelpunkt der Woche steht eine Ausstellung. Die Kinskys hatten dazu vor zwei Monaten einen internationalen Wettbewerb ausgerufen. Die Hutmacher konnten sich in den Kategorien „Gala" und „Beach" bewerben. 44 Designer aus 16 Ländern reichten 80 Hüte ein, die während der Woche in der Boutique Bikini Beach am Passeig Mallorca ausgestellt sind. Bis auf einen Teilnehmer kamen übrigens alle Einreichungen von Frauen.

Internationale Jury

Eine internationale Jury aus zwei Hutmachern (Christine Rohr aus Österreich und Eugenia Jiménez aus Valencia) und einem Hutblockhersteller (Highland Hat Blocks) hat die Gewinner gekürt. Die zehn besten Arbeiten in den beiden Kategorien werden bei der Schau besonders hervorgehoben. Neben den Hüten aus dem Wettbewerb zeigen auch die Juroren und Judith Kinsky ihre Kreationen.

Das Publikum soll sich nicht nur an den filigranen Kreationen erfreuen, sondern kann auch ein wenig über die Geschichte des Huts auf Mallorca lernen. Dafür haben die Veranstalter eine Kooperation mit der Sombrería Casa Julià in Palma abgeschlossen. Der Laden im Carrer Sindicat ist das letzte verbliebene Hutgeschäft der Stadt und stellt für die Schau einige klassische Exemplare zur Verfügung (siehe auch rechts).

Hutspaziergang

Bei der Eröffnungsfeier, die am 3.8. ab 19 Uhr im ­direkt neben der Boutique Bikini Beach ­gelegenen Hotel Saratoga stattfindet, gibt es auch für die Besucher einen kleinen Wettbewerb. „Wir wollen natürlich, dass die Leute im Hut zu uns kommen", sagt Karl Maria Kinsky. „Wer an der Fotowand ein Selfie macht und es uns per Whatsapp schickt, kann eine Kreation von Judith Kinsky im Wert von 150 Euro gewinnen." Der Gewinner werde noch am gleichen Abend bekannt gegeben.

Daneben gibt es während der Hutwoche zwei weitere Events. Am 7.8. wollen die Kinskys den Hut auf die Straßen tragen. Inspiriert von einem Londoner Vorbild organisieren sie einen Hat Walk, im Grunde also einen Spaziergang mit Hut. Von der Ausstellung geht es dabei ab 17 Uhr zunächst zur Kathedrale, danach runter an die Alte Mole. Dort findet ein Fotoshooting statt, bei dem es auch Oltimer-Autos geben wird.

Mut zum Hut

„Heutzutage muss man sich ja geradezu trauen, einen Hut zu tragen", sagt Karl Maria Kinsky. „Viele Leute haben Angst, dass man denkt, sie wollten sich in den Mittelpunkt stellen, wenn sie was am Kopf tragen." Normalisierung durch Präsenz ist sozusagen das Motto der Hut-Fans. Jeder, der seinen Stolz auf seine Kopfbedeckung öffentlich zeigen möchte, ist zu dem Spaziergang durch die Stadt eingeladen.

Zum Abschluss der Woche gibt es noch - wie könnte es anders sein - ein Treffen auf der Trabrennbahn in Palma. Am 9.8. ist dort ab 20 Uhr Ladies Night, die Palma Hat Week ist zu Gast - und soll dabei helfen, dass sich das Rennen ein bisschen wie in Ascot anfühlt. Karl Maria und Judith Kinsky hoffen, dass die Palma Hat Week dazu beitragen kann, die praktisch schon ausgestorbene Hutmacherszene auf der Insel wiederzubeleben. „Solange es Trabrennen gibt oder auch Hochzeiten, so lange wird es einen Bedarf geben, auch auf der Insel", so Karl Maria Kinsky.