Finca-Stimmung nahe Cas Concos in der Gemeinde Felanitx, nächtliches Baden an Mallorcas Stränden, eine fast durchgehend von Zikaden-Zirpen untermalte Handlung: Die ARD hat am Mittwochabend (25.9.) die im September und Oktober vergangenen Jahres auf der Insel gedrehte Komödie „Nachts baden" mit Maria Furtwängler in einer der Hauptrollen ausgestrahlt. Die MZ hat darauf geachtet, wie viel Mallorca in dem Spielfilm steckt.

Darum geht's

Die „Tatort"-Kommissarin Furtwängler spielt in dem 89-minütigen Film die Rocksängerin Pola, die sich in besseren Zeiten eine Finca geleistet hat und dort ihr Comeback plant. Zu ihrer Tochter Jenny (Tijan Marei) hat sie ein schwieriges Verhältnis. Als die 20-jährige, von Panikattacken geplagte Studentin mit ihrem Studienfreund Kasimir (Jonathan Berlin) auf die Insel reist, um sich in Ruhe auf eine Prüfung vorzubereiten, geraten beide immer wieder aneinander. Mehrmals ist Jenny kurz davor, abzureisen, doch Pola überredet sie, zu bleiben. Während die Sängerin versucht, die Absage ihrer geplanten Tournee zu verkraften, brechen bei ihrer Tochter alte Wunden aus der Kindheit auf. Gegenüber ihrem introvertierten Studienfreund Kasimir spielt Jenny zunächst die Unnahbare - bis sie merkt, dass ihr Kommilitone von Polas lässigem Lebensstil zunehmend fasziniert zu sein scheint.

Mallorca als stimmungsvolle Kulisse

Nach ein paar kurzen Einstellungen aus dem Hörsaal einer deutschen Universität nimmt Regisseurin Ariane Zeller die Zuschauer direkt mit ins ländliche Mallorca. Zeller und ihr Mann Frank, der das Drehbuch des Films geschrieben hat, besitzen selbst ein Ferienhaus im Tramuntana-Dorf Galilea und wollten die Insel genau so zeigen, wie sie sie kennen, fernab von Klischees.

Das ist ihnen gelungen: Der Film verzichtet darauf, prominent die typischen touristischen Orte der Insel als Handlungsorte abzuarbeiten. Der Zuschauer wird über die erzeugte Stimmung und wenige ausgewählte Orte wie das Kongresszentrum, das Auditorium in Palma oder den Beach Club Illetas mit auf die Insel genommen.

Der Hauptdrehort, die Finca mit einladendem Pool, neben dem Aloe-Vera-Pflanzen wachsen, und einzelne Aufnahmen aus Cas Concos erzeugen das typisch ländliche Insel-Feeling. Um etwa die Distanz zur Balearen-Hauptstadt zu verdeutlichen, nimmt Jenny öfter längere Fahrten mit dem Überlandbus auf sich. Wer an einer Stelle genau hinschaut, dem fällt allerdings auf, dass die Haltestelle nahe des Ortes Cas Concos mit einem blauen statt dem typisch gelb-roten Schild nicht ganz wie eine der Haltestellen der Überlandbusse (TIB) aussieht.

Auch die Strände der Insel werden eher dezent gezeigt. Da sich die Darsteller vor allem nachts dort aufhalten, müssen selbst Residenten sehr genau hinschauen, um herauszufinden, an welcher Playa die jeweilige Szene gedreht wurde. An einer anderen Stelle, die offensichtlich am Stadtstrand von Palma spielt, scheint beim Drehen das Wetter nicht ganz mitgespielt zu haben. So sind dort zwar Liegen aufgebaut, auf denen sich Badegäste sonnen, und auch Jenny genießt in Ruhe ihren sommerlichen Drink am Chiringuito, es prasseln jedoch gut sichtbar dicke Regentropfen herunter.

Zikaden statt Musik

Dafür, dass die Protagonistin eine Rocksängerin ist, fällt die musikalische Untermalung des Films eher dezent aus. Neben Umgebungsgeräuschen wie Hundebellen und Hahnkrähen fällt ein fast durchgehendes Zikaden-Zirpen auf. Egal ob Innenaufnahmen in Polas Finca, Szenen am Parkplatz vor dem Auditorium, am Paseo Marítimo in Palma oder wenn Jenny zur Bushaltestelle oder von dort aus zur Finca zurück läuft - die Insekten zirpen wirklich immer.

Fazit: „Nachts baden" ist ein sehenswerter Sommerfilm mit origineller Handlung, der vor allem Mallorca-Residenten dazu animiert, genau hinzuschauen, da es eben kein klassischer Insel-Film ist.

„Nachts baden", Mittwoch (25.9.) um 20.15 Uhr im Ersten und bis 9.11. in der ARD-Mediathek