Nach dem Tod des französischen Staatsmannes Jacques Chirac am Donnerstag (26.9.) im Alter von 86 Jahren, erinnert man sich auf Mallorca an Chiracs Besuch zum EU-Gipfel auf der Halbinsel Formentor. Damals, im September 1995, war Chirac gerade vor ein paar Monaten eher überraschend zum französischen Staatspräsidenten gewählt worden. Zuvor war er vor allem als Pariser Bürgermeister bekannt.

Und Frankreich stand zu dem Zeitpunkt in der internationalen Kritik wegen der Atomtests im Südpazifik, auf dem unbewohnten Atoll Moruroa. Bis 1996 wurden auf Muruoa insgesamt 188 Atombomben gezündet, die meisten davon unterirdisch. Chirac wehrte sich gegen die Kritik aus Nord- und Mitteleuropa. Auch auf Mallorca gab es während Chiracs Anwesenheit Demonstrationen gegen die Nukleartests. Außerdem verband sich Chirac zusammen mit Großbritannien gegen das Schengen-Abkommen.

Gastgeber auf Mallorca war der spanische Regierungschef, der Sozialist Felipe González, der damit ein persönliches ehrgeiziges Ziel erreicht hatte, einen EU-Gipfel im Hotel Formentor auszurichten. Europa war zu dem Zeitpunkt in wichtigen Fragen tief gespalten: Außenpolitik, die Haltung zu Atomwaffen und Kernenergie, Währungsunion und die sture Weigerung der Briten, die EU durch die Maastricht-Reformen stärker zu einen.

Einen großen Durchbruch brachte der Gipfel dabei nicht, wie González zum Abschluss vor der Presse gestehen musste: "Wir haben entschieden, dass es keine Beschlüsse gibt, und das hat dieses Treffen so außerordentlich produktiv gemacht", erklärte González. Chirac bezeichnete den Gipfel auf der Halbinsel Formentor als "nützlich und nett". Stolz war er darauf, dass einige Staats- und Regierungschefs Frankreich bei den Atomtests auf Moruroa unterstützten. Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich gerieten in eine Krise. /tg