Sich sonntags auf einen Kaffee in der Bar Bosch am Paseo del Borne treffen? Das ist nicht mehr möglich. Die bekannteste Bar der Insel hat seit einigen Wochen eine Zwangspause eingelegt.

Die Leitung mit dem Inhaber Onofre Flexas und Geschäftsführer Juanjo Calzada beschloss bereits vor rund vier Monaten, das Traditionslokal nur noch von Montag bis Samstag, jeweils zwischen 7.30 morgens und 1 Uhr nachts, zu öffnen. Verantwortlich dafür seien verschiedene Faktoren, erklärt Calzada der MZ. „Zum einen haben wir unseren Betrieb etwas umstrukturiert, zum anderen gab es den Wunsch von einem Teil der Belegschaft, sonntags auch mal frei zu haben."

Hinzugekommen sei auch, dass im Mai die verpflichtende Arbeitszeiterfassung in ­Spanien in Kraft getreten ist und dass es nicht mehr so einfach sei, Überstunden anzuhäufen. Zwar hätten die Angestellten in der Bar Bosch laut Vertrag eine Wochenarbeitszeit von 40 Stunden. „Viele machten aber bislang gern bezahlte Überstunden, was dann nicht mehr ohne Weiteres ging." Laut der neuen ­Gesetzgebung sind nur 80 Überstunden im Jahr erlaubt. „Das ist sehr wenig", sagt Calzada.

Zusammengefallen sei die Einführung der neuen Regelung mit einem Zeitpunkt, in dem ohnehin mehrere Angestellte in Rente gegangen oder sich beruflich umorientiert hätten. „Da hätten wir auf einen Schlag zwölf neue Mitarbeiter einstellen müssen, und das hätte sich nicht mehr gelohnt", erklärt Calzada. So wurde beschlossen, einen Tag in der Woche zu schließen. Die Wahl fiel schnell auf den Sonntag, weil an diesem Tag in der langjährigen Erfahrung die wenigste Kundschaft komme. „Unter der Woche leben wir viel von den Angestellten im Zentrum, die zu uns besuchen."

Derzeit hat die Bar Bosch 40 Angestellte, darunter zählen auch die Mitarbeiter, die im ersten Stock im Restaurant angestellt sind. Seit drei Jahren gibt es dieses Lokal über der Bar. Gegründet wurde die Bar Bosch am 15. Februar 1936 von Jaume Bosch, seines Zeichens Koch des Gran Hotel. Bis dahin war in dem Gebäude ein Geschäft für Kleidung und Stoffe untergebracht. Die Bar war damals noch deutlich kleiner als heute, da die Hälfte des Platzes als Lagerraum genutzt wurde. Nach dem Bürgerkrieg entwickelte sich die Bar Bosch dann zum Treffpunkt mit Stamm­tischen, Spielkartenrunden und anderen Vereinigungen. In den 40er- und 50er-Jahren ließ sich auch der Banker Juan March regelmäßig blicken. Im Dezember 1979 übergab der 84-jährige Bosch die Bar für 13,5 Millionen ­Peseten an den jetzigen Besitzer Onofre Flexas und seinen Geschäftspartner Juan Suau.