Inseln haben es Tim Robinson irgendwie angetan. „2006 bin ich auf die Bahamas gezogen, um dort die Büroleitung für einen Reiseunternehmer zu übernehmen", sagt der 66-jährige pensionierte Anwalt aus London. Solch eine Chance bietet sich schließlich nur einmal im Leben. Nach neun Jahren hatten er und seine deutsche Frau Sabine jedoch genug von dem Karibikparadies. „Natürlich war es wunderschön, doch kulturell, also in Sachen Konzerte oder Galerien, haben die Bahamas nicht viel zu bieten", sagt er. Zurück nach London zu ziehen, sei keine Option gewesen. „Wir hätten dort nicht mehr reingepasst." Aber Mallorca bot sich an. „Wir kennen die Insel bereits seit den 90er-Jahren, viele Freunde leben hier."Außerdem sei das kulturelle Angebot hier überwältigend gut.

Und was schon gut ist, lässt sich um weitere Angebote bereichern. Dieser Aufgabe hat sich Tim Robinson nun verschrieben. Vor ­einem Jahr hat er den Vorsitz des hier neu gegründeten Ablegers der weltweiten Kulturförderungseinrichtung „The Arts Society" übernommen. Kunstinteressierte gründeten diese Vereinigung 1968 unter dem Namen NADFAS in London, wo The Arts Society auch heute noch ihren Hauptsitz hat. „Weltweit gibt es derzeit etwa 400 Außenstellen, von Singapur über Australien bis nach Finnland." 90.000 Mitglieder zählt man, auf Mallorca haben sich immerhin schon 100 eingeschrieben. „Dabei sind wir sehr international, ungefähr 30 Prozent unserer Mitglieder sind nicht britisch, unter ihnen machen die Deutschen den größten Teil aus, gefolgt von den Skandinaviern." Mitglieder bezahlen einen Jahresbeitrag von 90 Euro und können dafür die von Tim ­Robinson angebotenen Veranstaltungen besuchen. Nicht-Mitglieder können auch kommen, zahlen dafür 20 Euro Eintritt an der Abend­kasse. Die Treffen finden im Kino CineCiutat in der Carrer de l'Emperadriu Eugènia, 6, statt. „Wir sind froh, einen mallorquinischen Partner auf der Insel gefunden zu haben, schließlich wollen wir uns mit unseren Projekten ­integrieren", sagt Tim Robinson.

An den Abenden tritt jeweils ein Redner auf, der zum Beispiel über die Werke eines berühmten Künstlers referiert. In diesem Jahr waren das unter anderen Malcolm Kenwood, ein Kunstdetektiv, der über seinen Alltag mit Fälschungen und Kunstdiebstählen berichtet hat. Oder die Kunsthistorikerin Sophie Oosterwijk von der schottischen Universität St. Andrews, die über Rembrandt sprach. „Es ist fantastisch, dabei die Werke der Künstler im Detail auf der großen Leinwand des Kinos zu betrachten", sagt Tim Robinson. Außerhalb dieser Treffen im CineCiutat veranstaltet er auch Führungen durch die Stadt Palma de Mallorca, wie zuletzt durch das ehemals jüdische Viertel. In diesem Jahr wird für die Mitglieder zudem eine Krippentour angeboten.

Und für den kommenden 29. November hat sich Tim Robinson noch etwas Besonderes vorgenommen. „Ich habe das Orchester Acadèmia 1830 kennengelernt und wollte unbedingt etwas mit ihnen machen." So ist die Idee entstanden, zusammen mit den Musikern ­einen Abend im Auditorium in Palma de Mallorca zu veranstalten, bei dem eine Reise durch die klassische musikalische Geschichte verschiedener Länder unternommen wird. „Das Hauptaugenmerk liegt auf Spanien und der Frage: Wie wird das Land von außerhalb musikalisch wahrgenommen und wie sieht es sich selbst?" Zum Beispiel, so führt er an, wurde die mit ­Spanien am häufigsten verbundene Oper „Carmen" gar nicht von einem Spanier, sondern mit Georges Bizet von einem Franzosen geschrieben. Gespielt werden an dem Abend unter anderem Stücke von Richard Wagner („Tannhäuser"), Mikhail Glinka („Ruslan und Ljudmila") oder Jean Sibelius („Finlandia"). Referieren wird der Cellist Oriol Palau, der am Konservatorium in Palma de Mallorca unterrichtet (Karten: 15 Euro, Anmeldungen und Reservierungen unter mallorca@theartssociety.org).

„Dieser Konzertabend ist für uns ein Experiment. Bei Erfolg wollen wir diese Unternehmungen ausweiten", so Tim Robinson. Ihm sei es getreu den Leitlinien der Arts Society wichtig, Menschen zusammenzubringen und ihr Leben mit Kunst und Kultur zu bereichern. „Nach unseren Veranstaltungen im CineCiutat werden Tapas und Wein gereicht, wir ­unterhalten uns, und es bilden sich Freundschaften." Für ihn die beste Art und Weise, das Inselleben zu genießen.

theartssociety.org/mallorca