Eigentlich wollte er nur seine Ruhe haben. Deshalb kam Uli Rohkst 2008 nach Mallorca. „Der Plan war nichts tun, Golf spielen, Spazieren gehen, Essen gehen, in die Stadt gehen, mit dem Auto rumfahren, am Strand liegen und warten bis man stirbt."

Daraus wurde nichts. Sein Naturell stand dem Frührentner-Dasein im Wege. „Nach fünf Monaten bin ich bekloppt geworden, es musste Beschäftigung her. Egal was!" Um Arbeit ging es ihm nicht, sondern darum, nicht abzustumpfen, nicht blöd zu werden unter der Sonne Mallorcas.

Seine Karriere begann Rohkst Anfang der 70er-Jahre in Bonn als Werber, doch seine Kunden waren ihm allesamt zu kleinkariert. Statt auf die lustigen visionären Slogans von Rohkst zu setzen, wünschten seine Klienten das Althergebrachte. Rohkst schmiss entnervt hin und begab sich in die Grauzone des Import-Export-Geschäftes, dealte sogar mit Radaranlagen, die er in den damaligen Ostblock verschieben wollte. „Das war alles legal, aber gerade mal so", erinnerte sich der Rheinländer in einem letzten Gespräch. Doch viele seiner damaligen Geschäftspartner starben eines unnatürlichen Todes. Rohkst wechselte deshalb in den Computervertrieb, später eröffnete er in München Striplokale und Table Dance Bars. „Ich musste meiner Mutter versprechen, dass es bei mir keine Prostitution gab, und ich habe mich daran gehalten."

Zu dieser Zeit entwickelte Rohkst sein größtes Feindbild: das Finanzamt. „Die haben mich aufgefressen!". Rohkst verkaufte voller Wut auf die Geldeintreiber seinen gesamten Besitz und zog fortan durch die Länder der Erde, bis er Mallorca fand und blieb. Hier schuf er mit dem „et Dömsche" eine Gaststätte, die schnell zu einer Institution wurde unter Rheinländern. Besonders im September - während der sogenannten Kölschen Woche - platzte der Laden aus allen Nähten. Das lag auch daran, dass Rohkst dafür sorgte, dass sein geliebtes Reissdorf Kölsch an die Playa kam, er es exklusiv ausschenken durfte.

Mit dem „Dings" kam eine zweite Kneipe hinzu - direkt gegenüber vom Dömsche. Ein Hostel folgte, aber etwas wichtiges fehlte zur vollendeten Glückseligkeit: Cevapcici. „Ich hatte immer so Hunger darauf, deshalb habe ich jahrelang versucht Leute zu überreden doch ein jugoslawisches Restaurant an der Playa zu eröffnen. Als keiner wollte, hab ich es eben selber gemacht."

Ein Schicksalsschlag folgte Ende 2017. Sein Sohn Marius starb unerwartet, und auch Rohkst Gesundheit hielt mit dem unternehmerischen Tatendrang und dem ungesunden Nachtleben nicht mehr mit. Ein Arzt attestierte COPD. Silvester 2019 hatte er mit seinem Roller einen schweren Unfall, hinzu kamen ein Hörsturz und Vorhofflimmern.

Schließlich kam Rohkst Anfang Februar 2020 ins Krankenhaus, doch die Ärzte konnten nicht mehr viel für ihn tun. Am Morgen des 25. März schloss Rohkst für immer die Augen. Als sein Sohn Max auf der Facebook-Seite vom Et Dömsche den Tod seines Vaters verkündete, zeigte sich die Ballermann-Gemeinschaft erschüttert. Viele Nachbarn, Ballermann-Künstler, Freunde, aber auch Konkurrenten kondolierten.

Ein ehemaliger Angestellter schreibt: „Ich hoffe, nachdem Du Reissdorf an die Playa geholt hast, dass du es jetzt auch im Himmel ausschenkst. Du wirst an der Playa fehlen aber sicher wird die Playa dich nie vergessen".

Normalerweise würde jetzt ein Blumenmeer in der Bierstraße vor dem Dömsche liegen, doch die aktuelle Ausgangssperre verhindert das. Aber wenn das Leben zurückkehrt, werden unzählige Kölschgläser in den Himmel gestreckt werden zu ehren eines echten Ballermann-Originals. Uli Rohkst hinterlässt eine Lücke nicht nur in der Bierstraße. Die Partygemeinde hat einen ihrer wichtigsten Anführer verloren. Uli Rohkst wurde 67 Jahre alt.