Eine junge Frau bringt einen Armvoll Hershey's-Schokoladenriegel zu dem blauen Container mit dem Schild „Yachting Gives Back", der in Palmas Yachthafen an der ­alten Mole steht. Einer fällt ihr herunter. „Der geht ­direkt an Nick", sagt Dennis ­Moshofsky, der die Spende in Empfang nimmt und lacht. Nick Entwisle hebt den Riegel ­lächelnd auf und legt ihn zu den anderen.

Seit etwas mehr als ein Jahr sammeln Nick Entwisle und seine fünf bis sechs freiwilligen Helfer von Montag bis Freitag zwischen 9.30 und 10.30 Uhr Essen für Bedürftige. In dem Container stapeln sich Reis, Nudeln, Fertigsuppen und Kochkonserven. Man sieht aber auch einen Kinderwagen, Stofftiere oder Fußbälle. „Mittlerweile bringen die Leute alles Mögliche zu uns, sogar Laptops", so Nick Entwisle.

30 Jahre hat der Engländer im Hafen für die Firma Pinmar die Buchhaltung erledigt. Vor einem Jahr ist der 66-Jährige in Rente gegangen, mochte sich aber nicht gänzlich in den Ruhestand begeben. „Ich spiele kein Golf, wollte aber etwas zu tun haben", sagt er halb im Scherz. Als er im Supermarkt eines Tages die Einkaufswagen gesehen hat, wo Leute freiwillig einen Teil ihres Einkaufs für Bedürftige hinterlegen können, sei ihm die Idee für „Yachting Gives Back" gekommen. Auch Yachteigner könnten der Insel schließlich etwas zurückgeben. „Wir sind anfangs mit Flyern zu den Schiffen gegangen, und fast jeder war bereit, etwas zu spenden." Als sie dann auf Facebook für ihre Sammlungen geworben haben, sei die Sache regelrecht explodiert. „Besonders, wenn die Yachten nach dem Überwintern in der Karibik zurückkehren, sind die Lagerräume meist gut gefüllt." Aber auch sonst bleibe viel übrig.

Da seine ehemalige Firma jährlich ein ­Charity-Golfturnier veranstaltet, hatte Nick Entwisle bereits Kontakt zu hiesigen Hilfs­organisationen. Besonders eng arbeite man mit dem Verein Tardor in Palma zusammen. „Als dort 2019 eine Unterkunft für 45 Ob­dachlose aufgebaut wurde, sammelten wir auf den Yachten Kleidung, Matratzen, Kissen und ­Decken." Derlei werde meist ein Jahr von den Eignern oder Gästen genutzt, dann ein Jahr von der Crew - und danach entsorgt. Jetzt ­komme es Tardor zugute.

Seit dem Ausbruch der Pandemie hat sich die Anzahl der Bedürftigen vervielfacht, die von Tardor und anderen Organisationen wie Shambala, Mallorca Sense Fam oder SOS Mamas mit Lebensmitteln versorgt werden. Die Crews der Yachten saßen indes auf großen Vorräten für die Saisoneröffnung. „Also fragte ich die Eigner, ob ihre Köche nicht ein oder zweimal die Woche für die Essensausgaben kochen können." Sie konnten. Auf acht bis zehn Yachten werden seither Gerichte zubereitet, die Nick Entwisle mit einem geliehenen Van abholt und zu den Tafeln bringt. Dafür hat er mehrere Tausend Plastikboxen angeschafft, mit denen die Portionen ausgegeben werden. Mittlerweile beteiligen sich auch Schiffe aus anderen Häfen wie Port Adriano an der Aktion.

Wer ebenfalls Spenden übergeben will, aber keinen Zugang zum Container im Yachthafen hat, kann sich auf der Website anmelden, Freiwillige holen die Hilfen dann ab. Nick Entwisle schätzt, dass seit dem Start vor einem Jahr gut 15 Tonnen Sachspenden zusammengekommen sind. Auch Geld könne gespendet werden, das dann direkt Tardor zur Verfügung gestellt wird. Auch hier sind schon 20.000 Euro zusammengekommen. „Die Hilfe wächst und wächst", freut sich Nick Entwisle.