Als Astrid Prinzessin zu Stolberg vor über 25 Jahren mit ihrem Mann entschied, nach Mallorca zu ziehen, war das eine pragmatische Entscheidung. Der Schulatlas lag vor ihnen, sie wägten ab. Hanna Christensen ging es ähnlich, auch für sie war es ein Kompromiss mit dem Vater ihrer Tochter, der sie vor mehr als zwei Jahrzehnten nach Mallorca führte. Und Caroline Fabian? Sie zog 2006 auf die Insel, ebenfalls von praktischen Gründen geleitet. Alle entschieden einst rational - und alle spüren heute eine tiefe Verbindung zu Mallorca. Aus einer Kopf- ist eine Herzenssache geworden. Jede der drei hat ein Buch geschrieben, in dem ihre Liebe zu der Insel greifbar ist. Obwohl sie alle auch Tiefschläge erlebt haben. „Heute sind wir hier verwurzelt, aber wir haben es uns erarbeitet. Wahrscheinlich ist die Verbindung zur Insel deshalb so tief", vermutet Caroline Fabian.

Die MZ trifft die drei im Assaona Beach Club an Palmas Stadtstrand Can Pere Antoni. Die drei Powerfrauen kennen sich untereinander - „auf der Insel kennt man sich", sagen sie - haben aber nie näher miteinander zu tun gehabt. Da ist die zurückhaltende Caroline Fabian (40), Köchin, einst im Restaurant „Es Racó d'es Teix" in Deià tätig und heute als Privatköchin mit ihrer Firma „Private Cooking" erfolgreich. Da ist Astrid Prinzessin zu Stolberg (61), die die Bühne liebt, Vorträge auf Kreuzfahrtschiffen hält, sich im Laufe der Jahrzehnte zu Mallorcas prominentester Wanderführerin hochgearbeitet hat und der das Leben viel zu kurz erscheint, um alles zu tun, was sie noch gern tun möchte. Und da ist die ausdrucksstarke gebürtige Dänin Hanna Christensen („ich bin introvertiert, auch wenn das niemand merkt"), die ihr Alter nicht verraten möchte, sieben Sprachen spricht, lange Jahre bei lokalen Fernsehsendern feste Sendeplätze für Interviews, Reportagen und Moderationen gehabt hat und sich mittlerweile vor allem auf Events und Medientraining fokussiert.

So unterschiedlich ihre Lebenswege auch sein mögen, sie alle haben erlebt, dass es nicht leicht fällt, auf Mallorca Fuß zu fassen - und dass es mit einer ordentlichen Portion Durchhaltevermögen dennoch möglich ist. „Habt ihr nicht auch die Phase durchgemacht, in der man in einem kalten, feuchten Haus lebt?", fragt Caroline Fabian in die Runde - und die anderen beiden stimmen lachend zu. „Oder eine Krisensituation erlebt, in der man merkt, dass es so nicht weitergeht?", fragt Stolberg.

Luxus Selbstbestimmung

Doch die drei haben es geschafft, sich einen Luxus aufzubauen, den sie nicht mehr missen möchten: „Wir können heute selbst entscheiden, was wir machen und mit wem wir zusammenarbeiten wollen. Und wir verdienen Geld damit", sagt Stolberg. Genau wie Christensen habe sie nicht das Gefühl zu arbeiten, wenn sie ihren Tätigkeiten nachgeht. „Es gehört einfach zu meinem Leben, und es macht mir Spaß."

Karriere steht für die drei deshalb auch vor allem unter dem Gesichtspunkt der Selbstverwirklichung und nicht dem des großen Geldes - zumindest mittlerweile. „Wenn man einen so wenig gradlinigen Weg geht wie wir, dann durchläuft man automatisch verschiedene Phasen. Ich hatte sehr wohl eine Zeit lang das Verlangen, meine damalige Agentur weiter auszubauen und zu vergrößern", erzählt Hanna Christensen. Aber irgendwann habe sie gemerkt, dass ihre Tätigkeit bei der täglichen Produktion von TV-Sendungen sich allein auf die Kontrolle der Mitarbeiter beschränkte. Dass kein Platz mehr blieb für Kreativität und Weiterbildung. „Irgendwann ist es persönlich und professionell ausgelebt, und dann muss etwas Neues her - auch wenn diese Phasen mich erst dorthin gebracht haben, wo ich jetzt bin", findet Christensen.

Fabian nickt. „Auch ich habe vor wenigen Jahren noch vorgehabt, meine Firma auszubauen, denn die Nachfrage nach Privatköchen ist riesig und man könnte mehr Umsatz machen und mehr Mitarbeiter einstellen. Aber davon bin ich abgekommen. Es würde das Persönliche zu den Kunden zerstören, das mir immer so wichtig war. Ich habe begriffen, dass man jeden Tag viel lernen und viel an sich selbst verändern kann - das ist das Wachstum, das ich heute vorziehe", sagt sie.

So sehr die drei in ihrer Arbeit aufgehen, so gelegen kam ihnen dennoch die Ausgangssperre. „Das war für mich der Punkt, an dem ich mir sagte: ,Jetzt habe ich endlich Zeit, ein Buch zu schreiben'" , sagt Stolberg. Und so entstand „Einblicke Mallorca. Land und Leute, Sitten und Bräuche" (Druck auf Nachfrage, 9,99 Euro bei Amazon). „Es ist kein gewöhnlicher Reiseführer, in dem man Öffnungszeiten der Sehenswürdigkeiten findet. Vielmehr ist es ein Buch für Menschen, die sich für das mediterrane Lebensgefühl interessieren", erklärt Stolberg. Die Gedanken und Informationen dazu habe sie schon lange im Kopf. „Es war eher so, dass ich auswählen und sortieren musste, damit es nicht zu lang wird."

Auch Hanna Christensens „Liebesgrüße aus Mallorca. E-Book für Mallorca-Liebhaber mit 210 Videos" (4,50 Euro, bei Amazon) besteht vor allem aus Informationen und Eindrücken, die Christensen durch ihre Fernseharbeit und durch den Kontakt mit Insulanern gesammelt hat. „Ich hatte alles in der Schublade, die Ausgangssperre hat mir die Möglichkeit gegeben, es zusammenzubringen. Und weil es ein E-Book ist, werde ich es weiter ständig aktualisieren." Und auch Caroline Fabian hat die Corona-Auszeit geholfen - obwohl sie schon das vergangene Jahr über viel an „Mallorca. Das Kochbuch. Rezeptegearbeitet hat. Im August soll es im Dorling-Kindersley-Verlag erscheinen (28 Euro). „Es gab noch so vieles fertigzustellen, ich glaube, ich hätte es nie geschafft, wenn ich nebenbei normal gearbeitet hätte."

Alle drei Bücher erheben nicht den Anspruch, allumfassend zu sein. Sie sind nicht besserwisserisch. „ Wer auf Mallorca erfolgreich sein will, der muss begreifen, dass die Insel ohne uns auch funktioniert. Sie wartet nicht, dass wir mit tollen Ideen kommen", sagt Christensen. „Wir sind hier nur Gäste", fügt Stolberg hinzu und Fabian bestätigt: „Die Insel kann auch ohne uns. Mit den Büchern sind wir alle eine Art Vermittler unserer Welt, deshalb war es mir sehr wichtig, von mir abzulenken und viele Insulaner im Buch vorzustellen."

Diese Sichtweise, da sind sich die drei einig, sei es auch, die letztlich über Erfolg oder Misserfolg, über Zufriedenheit oder Unzufriedenheit auf der Insel entscheidet. „Man muss authentisch für sich bleiben, aber auch flexibel sein, und von vorgefertigten Plänen abweichen können", rät Astrid Stolberg. Denn es laufe eben nicht immer alles so, wie man es aus Deutschland kenne. Ganz wichtig sei dabei Empathie und der Wille, sich auf die hiesige Kultur einzulassen. Christensen hat dazu auch schon eine neue Buchidee im Kopf. „Mallorca ungeschminkt", ist der Arbeitstitel, verrät sie augenzwinkernd. „Das ist dann ein Buch, das sich nicht an Urlauber wendet, sondern an Auswanderer, damit sie wissen, was auf sie zukommt, und nicht nach ein paar Jahren frustriert zurückgehen." Die Autorinnen jedenfalls haben diese Option für sich schon lange ausgeschlossen. Sie bleiben hier - gespannt darauf, was das Inselleben noch für sie bereithält.