Als einer der „Alltagskämpfer" im gleichnamigen RTL-Format berät Ralf Berg regelmäßig Menschen, die sich verschuldet haben. Seit Ende 2017 ist der Schuldnerberater auch auf Mallorca tätig. Ab Ende September will Berg wieder auf der Insel sein, um gerade in der Corona-Krise finanziell gestrandeten Mallorca-Deutschen zu helfen, wie er sagt.

Welche Rückmeldungen bekommen Sie derzeit von Mallorca?

Die Menschen, die sich von der Insel melden, wissen gar nicht mehr, wie sie weitermachen sollen. Keine oder nur ganz wenige Einnahmen, die Fixkosten bestehen weiter, und das Sparbuch wurde oftmals in den vergangenen Wochen mehr oder weniger geplündert. Viele von ihnen überlegen, ganz zu schließen und nach Deutschland zurückzukehren.

Welche Gruppen sind vor allem von einer Verschuldung betroffen?

Vor allem Auswanderer, die etwas aufgezogen haben, aber auch viele Angestellte, die im Moment nicht arbeiten können, weil sie in irgendeiner Form vom Tourismus abhängen, etwa Mitarbeiter von Mietwagenfirmen oder auch Handwerker und Gärtner, weil zum Beispiel Ferienhausbesitzer bei der Wartung oder der Gartenpflege sparen.

Was raten Sie ihnen?

Wichtig ist zunächst, den finanziellen Status quo zu ermitteln. Hat sich das Business gerechnet, auch in den vergangenen Jahren? Gab es da schon rote Zahlen? Da sieht es dann auch für die kommenden Monate und Jahre schwierig aus. Es ergibt keinen Sinn, ein Geschäft offen zu lassen, das mehr Kosten als Einnahmen bringt. Dann lieber schließen und mit den Vermietern verhandeln. Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit zu einem Nebenjob, oder man verlässt die Insel für einige Monate.

Man muss unterscheiden, ob Corona die Ursache für die finanziellen Probleme ist oder diese erst noch verschärft hat?

Genau. So mancher Gastronom war vergangenes Jahr schon pleite. Wer es vorher nicht geschafft hat, wird es dieses Jahr auf keinen Fall schaffen. Nötig ist viel Psychologie, man muss die Menschen angesichts der Nachrichtenlage aufbauen. Und man muss schauen, wie man in den kommenden Monaten die nötigsten Ausgaben stemmen kann, Essen und Wohnung etwa. Alles andere muss mit den Gläubigern verhandelt werden, damit die Verbindlichkeiten aufgeschoben oder gemindert werden.

Wie stehen Verschuldete auf Mallorca im Gegensatz zu Deutschland da?

In Deutschland gibt es ein soziales Netz, das sie auffängt. Auf Mallorca rutschen leider viele durch. Eine Angleichung wird es jetzt beim Insolvenzrecht geben, infolge einer Richtlinie der EU, die umgesetzt wurde. In Spanien tritt das neue Gesetz am 1. September in Kraft. In Deutschland wird es im Oktober so weit sein. Die Menschen können dann in drei Jahren durch die Privatinsolvenz kommen, gepfändet werden nur Beträge über dem Existenzminimum. In der Vergangenheit hatten wir Betroffene auch nach Deutschland geholt, da im Insolvenzverfahren freie Wohnsitzwahl besteht.

Ist es denn eine Voraussetzung für eine Beratung bei Ihnen, dass die Menschen auch in der Sendung vorkommen?

Nein. Ich will den Menschen zeigen, dass es Hilfe gibt. Die Sendung „Alltagskämpfer" soll den Menschen Mut machen, professionelle Hilfe anzunehmen, anstatt den Kopf in den Sand zu stecken. In Deutschland ist die

Beratung kostenpflichtig, hier auf Mallorca machen wir es kostenfrei. Ich habe viele Anrufe von der Insel bekommen, und da ich relativ oft hier bin, mache ich das in meiner Freizeit.

Wie entscheidet sich, welcher Fall in die Sendung kommen wird?

Im Themenbereich Schuldenberatung entscheide ich das zusammen mit der Redaktion. Wir schauen zum Beispiel, ob es allgemeine oder zu spezifische Fälle sind. Manches ist auch rechtlich zu heikel.

Die Sendung macht einerseits verschuldeten Menschen Mut. Andere Zuschauer haben sicherlich nur Häme übrig.

Da gebe ich Ihnen recht. Leider gibt es in den vergangenen Jahren eine Entwicklung zum Voyeurismus in den Medien. Im Endeffekt kommen die Menschen aber besser aus der Sendung, als sie hineingehen. Das Fernsehen dient auch dazu, oft ein besseres Verhandlungsergebnis bei den Gläubigern zu erzielen.

Inwieweit ist in der Sendung schon eine Art Drehbuch vorgegeben?

Nur, soweit es für die Dramaturgie unerlässlich ist. Die Namen der Schuldner werden verschlüsselt, wir blenden auch Straßennamen weg. Bei den Gläubigern sind manche mit der Namensnennung einverstanden. Wenn ein Gläubiger aber darum bittet, dass wir im Rahmen eines Vergleichs den Namen herauslassen, erkennen wir das ganz bewusst an.

E-Mail: mallorca@nrw-schuldnerberater.de, Tel.: +49 151 55 77 77 25, nrw-schuldnerberater.de