Es wäre wie ein Sechser im Lotto gewesen. Ausgerechnet bei der Sommerausgabe von „Wetten, dass?..?" in der Stierkampfarena in Palma sollte Jürgen Drews im Jahr 2000 mit Costa Cordalis auftreten und dabei neben seinem Hit „Ein Bett im Kornfeld" auch einen neuen Song performen. Der Werbeeffekt wäre sensationell gewesen. Eigens für den Auftritt kreierte Drews den Song „Wieder alles im Griff". Doch im Griff ­hatten die Mallorquiner leider auch die Ver­antwortlichen des ZDF. Die fanden es gar nicht lustig, dass Ballermann-Stars in ihrer traditionsreichen Arena auftreten und so Mallorcas Sauftourismus-Image schüren würden. Also wurden Drews und Cordalis wieder ausgeladen. Offenbar vom schlechten Gewissen getrieben begrüßte Gottschalk die beiden dann zumindest als Zuschauer persönlich in der Show als die „wahren Könige von Mallorca", da Spaniens damaliger König Juan Carlos ja gerade nicht da war. Was folgte, war dann doch noch wie der beschworene Sechser im Lotto: Die Presse nahm die Wortkrea­tion Gottschalks auf und bezeichnete Drews von nun an als „König von Mallorca". Einen Namen, den Drews bis heute nicht mehr losgeworden ist. Der oft als „selbst ernannter König von Mallorca" Bezeichnete, hat sich diesen ­Titel also nie selbst gegeben.

Was davor und auch danach geschah im Leben des Jürgen Drews, ­darüber hat er nun ein Buch geschrieben. „Es war alles am besten" heißt die 320 Seiten dicke Autobiografie, die pünktlich zum 75. Geburtstag des Schlagersängers erschienen ist. Drews nimmt seine Fans mit auf eine Reise - beginnend in seiner Kindheit in Brandenburg als Sohn eines Wehrmachtarztes, den ersten musikalischen Gehversuchen als Solosänger und als Mitglied von Bands. In Erinnerungen schwelgend erzählt er von den ersten Aufnahmen in Studios mit riesigen Tonbandmaschinen und davon, dass in seinem Haus auf Mallorca in seinem privaten Studio heute nur noch ein wirklich gutes Mikrofon, ein Laptop und ein Lautsprecher stehen. In seiner langen Karriere hat sich die Technik eben verändert.

Das gelte aber nicht für die Liebe zur Musik, die ihn vom anfangs schüchternen zum heute selbstbewussten Mann gemacht habe, die ihm aber auch viel abverlangte. So habe er beispielsweise jenen Song, der einmal zu seinem größten Erfolg werden sollte, zunächst alles andere als geliebt. „Ein Bett im Kornfeld", ein Cover des Songs „Let Your Love Flow" der US-Band Bellamy Brothers, habe er anfangs gar nicht singen wollen. „Ich wollte überhaupt nicht auf Deutsch singen." Bis ­dahin hatte Drews immer auf Englisch gesungen - und Rockmusik geliebt. Auf Drängen ­seiner Plattenfirma nahm er den Song unter der Regie von Produzent Ralph Siegel dann doch auf. Der Rest ist Geschichte. Der Titel ­verkaufte sich wie geschnitten Brot und gehört seitdem zum festen Repertoire.

Auf Mallorca war Drews übrigens eher durch Zufall gelandet, wie er in dem Buch verrät. Eigentlich hatte es ihm die Nachbarinsel ­Ibiza angetan. Hier wollte er musikalisch Fuß fassen. „Da bekam ich einen Anruf. Ob ich mir vorstellen könne, auf Mallorca aufzutreten. Wie bitte? Auf Malle? Never ever! Bitte sofort absagen!", beschreibt er seine erste Reaktion. Doch die Verantwortlichen aus dem „Oberbayern", die da angerufen ­hatten, blieben hart­näckig. Am Ende ­verdoppelten sie die Gage - und Drews willigte ein. Der Auftritt wurde zum Erfolg und das Oberbayern für viele Jahre Drews' zweites Wohnzimmer.

Anfangs seien ihm die Aufritte am Ballermann noch peinlich gewesen. Aus Angst vor ­einem Imageschaden wollte er sie nicht publik machen: Werbung durfte es keine geben. Doch es sprach sich schnell herum, wie Drews die ­Partymeute im Griff hatte. Der im Mai 2000 eröffnete Megapark wurde auf Drews aufmerksam, warb ihn ab und machte ihn zum ­ältesten Partysänger auf der Mallorca-Bühne. Ausführlich berichtet Drews in dem Buch von seiner Zeit im Megapark, wo er bis zur Corona-Krise regelmäßig auch mit Mickie Krause ­auftrat. Wie es dort nun nach der zumindest ­vorübergehenden Schließung weitergehen soll, bleibt unerwähnt, da das Buch vor der ­Pandemie entstanden ist.

Als Star bezeichnet sich der heute im Münsterland lebende Jürgen Drews übrigens nicht. Er sei „im Grunde genommen ein Dienstleister". Seine Frau Ramona nennt ihn einen Workaholic. Doch dank ihr habe er ein gutes Maß für die Arbeit gefunden. Mit 75 tut er gut daran, sein Leben so zu führen. Auch wenn er verspricht: „Ich hab noch lange nicht genug!"

„Es war alles am besten", Goldmann ­Verlag, 320 Seiten, 12 Euro, Paperback