Mehrere Wochen lang schipperte die „Yasmine of the Sea" durch das Mittelmeer, machte Stationen an der Nordostküste Sardiniens, in Valencia sowie auf Ibiza und legte schließlich am 6. September im Hafen von Palma de Mallorca an, wo sie am 18. Juli ihre Reise begonnen hatte. An Bord der 80 Meter langen Luxusyacht: Mitglieder der Königsfamilie von Katar - und mindestens ein Seemann mit Covid-19.

Wegen Letzterem steht die komplette, offenbar 25-köpfige Besatzung nun unter Quarantäne. Die Crew-Mitglieder hatten mehr als 50 Tage engen Kontakt mit dem infizierten Seemann an Bord gehabt. Nach ersten Untersuchungen steht seit Mittwoch (9.9.) fest, dass mindestens drei weitere Besatzungsmitglieder mit dem Coronavirus infiziert sind. Und es könnten sich noch weit mehr Menschen angesteckt haben.

Denn auf ihrer Reise durch das Mittelmeer gingen zahlreiche Gäste auf dem Luxusschiff ein und aus. Zudem machten die katarischen Schiffseigner etliche Ausflüge und kamen dabei mit vielen Personen in Kontakt. Zwar ist bisher noch unklar, ob auch Mitglieder der Königsfamilie erkrankt sind. Fakt ist aber, dass Abdullah bin Chalifa Al Thani, Mitglied der Königsfamilie von Katar und zwischen 1996 und 2007 Premierminister des Landes, die Yacht erst am 5. September zusammen mit Teilen der Familie in Valencia verlassen hat und an diesem Tag das erkrankte Besatzungsmitglied bereits deutliche Symptome von Covid-19 aufwies. Das bestätigen Quellen aus dem Umfeld. Nach dem Halt in Valencia fuhr die Yacht schließlich weiter nach Palma.

Komplette Crew darf Schiff nicht verlassen

Wie der Club de Mar, wo die „Yasmine of the Sea" seither vor Anker liegt, in einer Pressemitteilung erklärte, klagte das infizierte Besatzungsmitglied über Halsschmerzen, ansonsten gehe es ihm gut. Die Besatzung befinde sich in Quarantäne und verlasse das Schiff lediglich, um Müll zu entsorgen. Alle Crew-Mitglieder sollten sich zudem einem PCR-Test unterziehen. Die Yacht könne sich selbst versorgen und sei nicht auf Dienstleistungen des Hafens angewiesen, kein Angestellter habe direkten Kontakt mit der Besatzung. Zudem sei ein Haus angemietet worden, um bei Bedarf Besatzungsmitglieder isolieren zu können.

Auf ihrer Reise durch das Mittelmeer hatte das 2001 bei der niederländischen Werft Oceanco - einem der exklusivsten Megayachtbauern der Welt - gefertigte Schiff auch in Porto Cervo an der Costa Smeralda Halt gemacht, wo gleich mehrere Landgänge stattfanden und wo nach Medienberichten zeitgleich ein Ausbruch von Covid-19 mit 91 Neuinfektionen an nur einem Tag gemeldet wurde. Mit 70 Fällen war dabei der Club „Billionaire" des ehemaligen Formel-1-Managers Flavio Briatore der Corona-Hotspot. In dem elitären Club geben sich die Reichen und Schönen die Klinke in die Hand. Einige Medien berichteten, dass Briatore selbst auch an Corona erkrankt sei.

Nach dem Besuch in Porto Cervo nahm die „Yasmine of the Sea" Kurs auf Ibiza, wo die Yacht zwischen dem 28. August und 1. September zweimal anlegte. Wieder gab es mehrere Landgänge, und die Königsfamilie erhielt auch mehrere Besuche auf dem Schiff.

Auf der Suche nach dem Scheich

Während sich die Behörden in Palma nun um die Crew kümmern, steht auch Al Thani im Fokus der Nachforschungen. So suchen Tracer des balearischen Gesundheitsministeriums nun nach dem Scheich. Sie wollen herausfinden, ob der Prinz von Katar und seine Familie auf der Yacht immer den Sicherheitsabstand zu den jetzt positiv getesteten Crew-Mitgliedern eingehalten haben und für mehr als 15 Minuten mit den Infizierten zusammen waren. Sollte dem so sein, müsste die Königsfamilie theoretisch ebenfalls getestet und unter Quarantäne gestellt werden. Ob alle Personen, mit denen Crew und Passagiere der „Yasmine of the Sea" Kontakt hatten, noch ausfindig gemacht werden können, ist zweifelhaft.

Den Crew-Mitgliedern, die momentan auf dem Luxusschiff im Hafen von Palma unter Quarantäne stehen, scheint der Ernst der Lage derweil offenbar nicht in aller Konsequenz klar zu sein. Denn wie ein Reporter der MZ-Schwesterzeitung „Diario de Mallorca" vor Ort beobachten konnte, hielten die Besatzungsmitglieder die erforderlichen Sicherheitsabstände nicht ein und liefen auch mehrfach um das Schiff herum - und gefährdeten damit

Unbeteiligte.