Wenn E-Gitarristen auf den Bühnen der Welt den röhrenden Sound durch ihren Tremolo-Hebel am Instrument verzerren, tun sie das immer öfter mit einer Erfindung von Mallorca: dem VT1 Ultra Trem. Dweezil Zappa (Sohn von Frank ­Zappa) setzt ebenso auf die in Palma de Mallorca erdachte Technik wie die Gitarristen von Chris Isaak (Hershel Yatovitz), The Prodigy (Gizz Butt), Judas Priest (Andy Sneap) oder Alejandro Sanz (David Palau und Daniel Uribe). Der absolute Durchbruch könnte für das Start-up-Unternehmen Vega Trem aber erst jetzt kommen: Der US-Gitarrenbauer Fender will sein neues Modell ­Signature mit der Inseltechnik ausstatten. „Der Kontakt entstand auf einer Messe in Kalifornien", erzählt Andrés Salleras der MZ. Zusammen mit seinem Kompagnon Isaac Vega - eigentlicher Erfinder und Namensgeber der Firma - gründete er vor drei ­Jahren Vega Trem mit dem Ziel, den Gitarrensound zu verbessern.

Das daraus entstandene Produkt - der VT1 Ultra Trem - verbindet zwei Vorteile miteinander, die die einfach nachrüstbare Vorrichtung am Instrument zurzeit so beliebt machen. Erstens kann der Saitenhalter bei dieser sogenannten Flying Bridge frei nach vorne und hinten gekippt werden. So entsteht ein besonders weich modulierbares Vibrato, das bei E-Gitarristen verwirrenderweise Tremolo heißt. Anders als bei einem üblichen Floyd-Rose-Trem lässt sich der besonders kleine Saitenhalter aber ohne Bohren oder Sägen in eine übliche E-Gitarre einbauen. Um das möglich zu machen, setzten die beiden Erfinder auf sehr hochwertigen Edelstahl, wie er sonst nur in chirurgischen Präzisionswerkzeugen benutzt wird.

Wer den in europäischen Fabriken hergestellten VT1 in seine eigene Stratocaster-Gitarre einbauen will, bestellt das Set aus Saitenhalter, Hebel, Spannern und Schrauben für knapp 300 Euro im Online-Shop. Mit etwas Geschick kann man sich die Tremolo-Einrichtung selbst einbauen. „Wer auf der Insel lebt, kann auch gern bei uns in der Werkstatt vorbeikommen", bietet Salleras an. Ansonsten könne jeder Gitarrenbauer die Handgriffe durchführen.

Mit der vor drei Jahren geborenen Idee und ersten Prototypen im Handgepäck reisten die beiden Musiker 2018 erstmals auf die internationale Fachmesse NAMM-Show im kalifornischen Anaheim. Dort überzeugten sie erste Firmen und Musiker. Seitdem ließ Vega Trem rund 3.500 der Tremolos ­herstellen - zunächst in Spanien, nun vor allem in Italien. Erste bekannte Musiker rüsteten ihre eigenen Instrumente nach. Die Hemmschwelle ist dabei ­gering, weil man ja nicht in den Gitarrenkörper bohren oder sägen muss. „Bei alten oder sehr wertvollen Instrumenten will man das ja nicht unbedingt", so Salleras.

Die meisten Abnehmer kommen bislang aus den USA, Japan, Singapur, Aus­tralien oder Großbritannien. „Auch in Deutschland haben wir einige Kunden", so der Start-up-Unternehmer. „Wir wollen jetzt mit einem bekannten Youtuber in Deutschland zusammenarbeiten", sagt Salleras, will den Namen aber noch nicht verraten. Die Corona-Krise habe das überwiegend online abgewickelte Geschäft nicht gebremst. „Eher im Gegenteil, viele hatten während des Lockdowns ja viel mehr Zeit für ihr Instrument und hatten Lust, etwas Neues auszuprobieren", meint Salleras. Sogar er selbst habe kurz darüber nachgedacht, seine alte Band „El Regreso" (Die Rückkehr) wieder aufleben zu lassen.