Martina und Hans-Josef Homscheid bezeichnen sich selbst als Exoten unter den mallorquinischen Olivenbauern. Und doch haben sie sich mit ihrer eigenen, kleinen Olivenölmanufaktur einen Traum erfüllt. „Und diesen Traum kann uns auch Corona nicht nehmen." Die beiden Auswanderer sind stolz darauf, was sie in den vergangenen vier Jahren auf ihrer Finca Can Omxai geschaffen haben: Rund um ihr Anwesen bei Santanyí hat das Paar auf einer Fläche von rund fünf Hektar etwa 1.300 Olivenbäume der mallorquinischen Sorten Arbequina und Picual angepflanzt, aus denen sie seit dem vergangenen Jahr nun in ihrer eigenen Mühle bestes Olivenöl in Bio-Qualität herstellen.

Besucher können sich bei Degustationen vom besonderen Geschmack überzeugen und lernen dabei auch alles Wissenswerte rund um den Olivenanbau und die Herstellung des Öles kennen.

Vor ihrem Leben als Olivenölproduzenten hatten die gebürtige Schwäbin und der Rheinländer gut bezahlte Jobs in der IT-Branche. Und doch fehlte den beiden irgendetwas. „Wir wollten etwas mit den Händen machen, etwas tun, wo man sofort ein Ergebnis sieht oder auch schnell merkt, wenn man etwas falsch gemacht hat", sagt Hans-Josef Homscheid.

„Unser Traum war es, etwas Landwirtschaftliches aufzubauen." Also zogen die beiden von Heidelberg nach Mallorca, um auf der Insel noch einmal ganz von vorn zu beginnen. „Die mediterrane Lebensweise hat uns fasziniert, und so haben wir überlegt, welches mediterrane Produkt zu uns passen würde." Schnell fiel die Entscheidung auf Olivenöl.

Während Martina Homscheid anfangs ihren IT-Job noch behielt und wöchentlich zwischen Deutschland und Spanien pendelte, ging ihr Mann unter anderem bei einem großen Olivenöl-Hersteller in Andalusien sowie bei Produzenten auf Mallorca in die Lehre. „Alles, was ich heute über die Olive, ihren Anbau und die Verarbeitung weiß, weiß ich von Spaniern", so Hans-Josef Homscheid. „Einen Konkurrenzgedanken kennen die wenigsten - das finde ich toll." Auch wenn es sprachlich nicht immer ganz leicht gewesen sei, habe er stets auch die Olivenbauern auf der Insel um Rat bitten können. Seit Mai hat nun auch seine Frau ihre Stelle in Deutschland aufgegeben. Seither konzentriert sie sich gemeinsam mit ihrem Mann auf das neue Geschäft rund um die Olive.

Bei Santanyí haben die beiden dafür das passende Land gefunden, das zunächst von etlichen Felsen befreit werden musste. „Wir gingen mit Fräsen vor und haben das Land danach praktisch felsenfrei gehabt", erzählt der 60-Jährige. „Unsere spanischen Nachbarn und Bauern aus der Region kamen vorbei und bestaunten unsere Vorgehensweise bei der Erschließung des Landes - denn die war für mallorquinische Verhältnisse eher ungewöhnlich."

Ungewöhnliche Wege gingen die beiden Quereinsteiger dann auch bei der Bewirtschaftung: „Wir haben neben einigen älteren Bäumen, die wir aus Andalusien bezogen haben, auch mehrere Hundert Setzlinge auf den Feldern eingepflanzt und haben eben nicht auf schon drei bis vier Jahre alte Bäume gesetzt, wie es sonst üblich ist." Dies habe zwar die erste Ernte verzögert, doch betriebswirtschaftlich sei es der bessere Weg gewesen. Bis 2024, so schätzt Hans-Josef Homscheid, könnte die Produktion von heute 2.000 auf dann immerhin bis zu 7.000 Flaschen pro Jahr gesteigert werden. „Als kleines Olivengut ist bei uns das meiste auf Handarbeit ausgelegt", so Hans-Josef Homscheid, der die Produktion mit seiner Frau fast im Alleingang stemmt. Nur ein fester Mitarbeiter und zur Erntezeit einige wenige Aushilfen unterstützen die beiden. Von den Feldern bis zur Mühle sind es auf dem kleinen Anwesen nur wenige Meter. „Entsprechend schnell können wir unsere Oliven verarbeiten und entsprechend hoch ist auch die Qualität des Öles."

Eigentlich würden die beiden gern auf den Flaschen ihres Olivenöls mit dem Herkunftssiegel „D.O. Mallorca" werben. „Doch dafür müssten wir eine sehr teure Lizenz zahlen - und die können wir uns als kleine Manufaktur nicht leisten." Verkauft werden die Flaschen zum Preis von je 15 Euro ausschließlich über den Hof­laden, den eigenen Online-Shop sowie bei den Verkostungen, die das Paar in einem eigens dafür eingerichteten Raum auf ihrer Finca anbietet.

Vor der Corona-Pandemie begrüßten die beiden dort regelmäßig Gruppen mit bis zu 18 Personen. Doch seit März finden kaum noch Besucher nach Can Omxai. Dies hat die beiden Unternehmer doppelt getroffen: So fielen zum einen die Einnahmen aus den Verkostungen weg, zum anderen stockte die Akquise von Neukunden. „Denn bei den Degustationen konnten wir immer auch Kunden gewinnen, die auch danach noch regelmäßig Flaschen über unseren Online-Shop bezogen haben", erklärt Martina Homscheid.

Glücklicherweise konzentriert sich das Geschäft mit den Verkostungen eher auf das Frühjahr und den Herbst. „Im Sommer gehen die Leute lieber an den Strand, als bei 35 Grad über Olivenfelder zu laufen und Olivenöl zu probieren", so die 50-Jährige. Die beiden blicken deshalb nun auf den bevorstehenden Herbst. „Wir hoffen, dass die Reisewarnung in den kommenden Wochen wieder aufgehoben wird - denn dann beginnt unsere Saison."

Um für neue Besucher gewappnet zu sein, bauen die beiden derzeit den Gästebereich um. „Große Verkostungsgruppen mit 15 Leuten und mehr funktionieren in dieser Zeit einfach nicht mehr", sagt der Rheinländer. Interessenten würden gezielt nach der Größe der Gruppen fragen und seien von allzu großen Gruppen abgeschreckt. Neben dem bisherigen Verkostungsraum entsteht deshalb nun ein zweiter Veranstaltungsraum mit weniger Plätzen für kleine Gruppen. „Wegen Corona bieten wir nun auch Degustationen mit nur vier Personen an."

Und eine weitere Idee zählt zu ihrem „Plan A2": „Wenn weniger Leute zu uns kommen können, müssen wir eben zu ihnen." So will das Paar Degustationen mit ihrem besonderen Olivenöl nun auch in Deutschland anbieten. In ihrem alten Heimatort Heidelberg tun sie sich dafür mit einem Gastronomen zusammen und bieten ein mediterranes Menü an. Zwischen den einzelnen Gängen, die von dem italienischen Restaurant serviert werden, dürfen die Gäste dann das Olivenöl aus Mallorca probieren. Im November sind bereits zwei Termine eingeplant - vorausgesetzt, dass sich die Lage auch in Deutschland nicht wieder verschlechtert und Restaurants wieder schließen müssen. „Wir müssen uns halt alle etwas einfallen lassen, wie es weitergehen kann", sagt Martina Homscheid.

Mehr Infos: www.canomxai.de