Am 15. März 2020 war Marion Thomsen gerade mit ihrer Gruppe von einer Wanderung in den Bergen nach Port de Sóller auf Mallorca zurückgekehrt, da fragte sie eine Bekannte auf der Straße erstaunt: „Wie, Ihr wart wandern?" In luftiger Höhe und im bewussten Digital-Detox-Modus hatte die 55 Jahre alte Fastenwander-Leiterin noch gar nicht mitbekommen, dass die spanische Regierung die Bewegungsfreiheit am darauffolgenden Tag massiv einschränken würde. Die Pandemie hatte die Gruppe mitten in einer Woche getroffen, in der die Teilnehmer eigentlich abschalten, zu sich kommen und mit reichlich Bewegung ihrem Körper und Geist etwas Gutes tun sollten. „Zwei Frauen sind daraufhin direkt abgereist", erzählt Thomsen der MZ. Unter diesen Umständen könnten sie sich nicht entspannen, erklärten sie der Residentin.

Mit den übrigen Teilnehmerinnen brachte Thomsen die Fastenwander-Woche noch zu Ende. Statt Wandern stand von da an aber zweimal am Tag Yoga und Qigong auf dem Programm. Obwohl der Kurs nicht wie geplant laufen konnte, ist sie sich sicher: „Die Teilnehmer sind mit einem ganz anderen Bewusstsein in die Pandemie gegangen."

Die Monate September bis Mai sind eigentlich Hauptsaison für die Fastenwander-Führerin. Doch nun war erst einmal Schluss, der Folgekurs mit elf Teilnehmern im Kloster Lluc: sofort abgesagt. Die Wanderschuhe landeten erst einmal hinten im Schrank.

Inselfeeling statt Bildschirm

Die Mallorca-Liebhaberin nutzte die Monate der Pandemie, um sich in anderen Bereichen weiterzubilden, etwa mehr über die Wirkung von Cacao, einer heilenden Pflanze der Maya und Azteken, zu lernen. In der unübersichtlichen Lage der Lockerungen und neuen Beschränkungen versuchte auch sie später, ihr Angebot digital anzubieten. Testweise begleitete sie so online einige Freunde, die dann auf eigene Faust zu Hause wandern gingen. Doch sie stellte schnell fest: „Meine Klienten wollen keine Online-Kurse, die wollen die Natur Mallorcas erleben." Ob Mittelmeersonne, frische Meeresbrise oder die steinigen Bergwege: Man müsse die Elemente von hier spüren können. „Ich hätte auch gar keine Lust, Fastenwandern woanders als auf Mallorca anzubieten", meint die Residentin.

Schon als sie die Insel vor 20 Jahren regelmäßig mit ihrer Familie besuchte, war die Fastenwander-Führerin, die mit ihrem Ex-Mann zwei mittlerweile erwachsene Kinder hat, immer wieder mit professionellen Wander-

Guides unterwegs. Die Gegend um Sóller, Biniaraix und den Cúber-Stausee hat es ihr besonders angetan. Immer wieder überlegte die langjährige Mallorca-Urlauberin, den Lebensmittelpunkt auf ihre Lieblingsinsel zu verlegen. Doch ihre Kinder, mit denen sie noch heute stark verbunden ist, wollten nicht mit auswandern. „Ich wollte etwas machen, womit ich mehr Zeit auf der Insel verbringen kann. Wie kann ich meinen Weg gehen, ohne mich zu sehr von meinen Kindern zu entfernen?", habe sie sich immer wieder gefragt. Seit 2017 hat Thomsen nun ganzjährig ein Haus in Sóller gemietet und pendelt zwischen dem Orangental und Berlin hin und her.

In Vor-Pandemie-Zeiten bot sie, neben vereinzelten Fastenwander-Wochen im Kloster Lluc, ihr Programm auf Deutsch bis zu 14 Mal jährlich vor allem im nahe gelegenen Biniaraix an. Ab 1.080 Euro pro Woche zahlen Teilnehmer. Im Preis enthalten sind Übernachtung, Wandertouren, Yoga-Stunden und die Verpflegung. Ja, die gibt es auch beim Fasten, zumindest bei dem von Thomsen. „Wir machen kein Nullfasten, sondern die Methode nach Buchinger, das heißt, wir nehmen keine feste Nahrung zu uns", erklärt die Kundalini-Yoga-Lehrerin. Nach einer allmorgendlichen Teerunde gibt es bei den zwölf bis 18 Kilometer langen Wanderungen etwa Zitronenschnitze mit Honig. Jeder Teilnehmer darf zudem neben Wasser und Tee bis zu 0,2 Liter durchgetriebenen Orangensaft täglich trinken. Jeden Abend wartet dann, quasi als Belohnung, eine Gemüsebrühe oder pürierte Suppe.

Einige Tage vor Beginn der Fastenwander-Woche sollten die Teilnehmer bereits auf Suchtmittel wie Nikotin verzichten und die Zuckermenge stark reduzieren. So helfen sie dem Körper später, sich leichter umzustellen. An Tag eins gibt es dann einen abführend wirkenden Trunk aus Glauber- oder Bittersalz und jeden Tag einen Einlauf. „Am ersten Tag werden sich die meisten Teilnehmer noch schlapp fühlen, doch schon nach 24 Stunden ist der Körper auf den Fastenmodus eingestellt, und man fühlt sich wieder gut", so Thomsen. Am dritten Tag, so heißt es, kann bei vielen die Fastenkrise eintreten. Emotionen wie Wut und Ärger kommen dann hoch, der Kreislauf schwächelt. Um von den ständigen Gedanken ans Nicht-Essen abzulenken, hat Thomsen ein gutes Rezept: Struktur in Form von Yoga, Meditation und Übungen im Stehen beim Wandern. Und allen, die es doch mit der Angst zu tun bekommen, versichert sie immer wieder: „Ein gesunder Körper hat genug Substanz für 21 Tage Fasten."

Marion Thomsen

Nächste geplante Fastenwander-Woche: 17. bis 24. April (je nach Restriktionen)

Tel.: +49 172-91 56 60 0

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