In dem kleinen Besprechungsraum in der Gewerbehalle im Industriegebiet Can Valero in Palma hat der Vormieter eine gepuzzelte Ansicht Londons an der Wand hängen gelassen. Es ist eines dieser Viele-Tausend-Teile-Puzzles, und mittendrin fehlt ein einziges kleines Stück. Johannes Kunkel und Veronica Priefer, das Produzenten- und Autoren-Duo der RTL-Serie „König von Palma", schauen dieser Tage oft darauf, und fragen sich, welches Puzzlestück ihnen noch bei der Planung fehlen könnte.

65 Drehtage, ein Millionen-Etat und ein Prestige-Projekt für RTL: Es ist ein ganz großes Rad, an dem die beiden da zu Pandemie-Zeiten drehen. Zurück geht nicht mehr. „Irgendwann muss man eine Entscheidung fällen, vor sechs Monaten rechnete man noch nicht mit der dritten Welle", sagt Johannes Kunkel. Am 13. April ist Drehstart in Can Picafort, wo ein Biergarten aufgebaut wird, der so aussehen soll wie Anfang der 90er-Jahre. „König von Palma", das soll eine Auswanderer- und Urlauber-Geschichte aus der Zeit der Wiedervereinigung auf Mallorca werden, einer Zeit, in der am Ballermann noch „geschunkelt statt gegrölt" wurde, wie Veronica Priefer gesagt.

Drei Lastwagenladungen mit den Kostümen sind an diesem Dienstag (30.3.) bereits in Palma eingetroffen. Hauptdarsteller Henning Baum („Der letzte Bulle") ist auch schon da, und der US-Regisseur Damian John Harper hat am Vortag mit seinen Mitarbeitern Hunderte von Requisiten einzeln begutachtet. Manche davon haben schon fast Sammlerwert, etwa die klobigen DDR-Walkmans. „Wir freuen uns auch noch über jedes alte Auto, gerne aus den 70ern", sagt Veronica Priefer.

Der bis ins Detail ausgearbeitete Drehplan steht, und an den Wänden eines Großraumbüros in der Gewerbehalle hängen Dutzende Bilder. Sie zeigen, wie die Locations in dem zunächst auf sechs Teile angelegten Film auszusehen haben. Es muss alles passen beim „König von Palma" - ohne dass das Dreieck Zeit-Qualität-Geld in sich zusammenbricht.

Und das inmitten der Pandemie, mit Sicherheitsvorkehrungen, die sich immer weiter verästeln und schon fast militärisch geplant sein wollen. Komparsen in kleine Gruppen aufteilen. Komparsen testen. Auf Testergebnis warten. Komparsen zum Drehort fahren. „Allein dafür gehen am Tag schon zwei Stunden drauf", seufzt Johannes Kunkel. An die 2.500 Statisten, verteilt über all die Drehtage, waren geplant, am Ende werden es wohl sogar über 3.000 Komparsen sein.

Die Resonanz auf den MZ-Aufruf Mitte Februar sei überwältigend gewesen, doch noch immer würden welche gebraucht. Gesucht werden Menschen, „die man sich in der Welt von damals vorstellen kann", sagt Kunkel, die möglichst keine Tattoos, aber dafür lange Haare haben, oder die womöglich beim ersten Versuch an den Formularen gescheitert sind (siehe unten).

Eine Hauptrolle musste wegen Terminproblemen noch einmal umbesetzt werden, dafür sind die spanischen Darsteller mithilfe einer Casterin aus Barcelona mittlerweile gefunden. Über weitere Details der Besetzung halten sich Kunkel und Priefer ebenso bedeckt wie darüber, welche Mallorca-Nasen noch durchs Bild huschen werden, wenn die Serie wie geplant Mitte 2022 zunächst auf der RTL-Online-Plattform TVNOW startet.

Zumal bis dahin noch vieles klappen muss und wenig schiefgehen darf. „Der erste Erfolg ist, dass die erste Klappe fällt", sagt Veronica Priefer und blickt auf das Puzzle an der Wand.

Kontakt: Bewerbungen als Komparse bitte mit Name, Kontaktdaten und zwei Bildern (Ganzkörper und Porträt) an die E-Mail komparsen.kvp@gmail.com