Von Dr. Luai Chadid

Im Dezember 2007 und Januar 2008 führte der Verbraucherschutz Spanien eine Fragebogenaktion durch, an der sich 1.027 hier lebende Deutsche beteiligten. Bei der Auswertung der Fragebögen wurde festgestellt, dass die Mehrzahl der Befragten, nämlich 63 Prozent, in Spanien versichert ist. 26 Prozent der Befragten gaben an, noch in Deutschland versichert zu sein. Bedenklich ist, dass elf Prozent der in Spanien lebenden Deutschen angegeben haben, überhaupt nicht versichert zu sein. Besonders hoch ist auch die Zahl der Deutschen, die in Spanien arbeitslos sind. Neun Prozent der Deutschen haben vor, nach Deutschland zurückzugehen. 67 Prozent wollen in Spanien bleiben, und 24 Prozent der Befragten machten hierzu keine Angaben.

Bevor Sie einen Wechsel der Krankenversicherung planen, sollten Sie sich gründlich informieren. Zurzeit herrscht auf Mallorca Verwirrung darüber, welche Krankenversicherung für jeden einzelnen die beste ist, insbesondere für diejenigen, die in Spanien noch keine Krankenversicherung haben.

Als Selbstständiger (autónomo) ist man in jedem Fall durch seine monatlichen Beiträge in der spanischen Seguridad Social versichert. Diese ist als Basisversicherung gedacht. Voraussetzung hier sind natürlich ausreichende Kenntnisse in der spanischen Sprache, da in der Regel nicht davon ausgegangen werden sollte, deutschsprachiges Personal in den öffentlichen Krankenhäusern (Son Dureta, Hospital de Inca und Manacor sowie Son Llàtzer) und in den sogenannten PAC (kleine ambulante Zentren) anzutreffen. Auch sollte man bedenken, dass hier teils erhebliche Wartezeiten sowohl in der ambulanten Versorgung als auch in der stationären Versorgung (außer für dringliche Notfälle) in Kauf genommen werden müssen.

Wer in den Genuss einer deutschsprachigen ärztlichen Versorgung kommen möchte, sollte eine private Zusatzversicherung abschließen. Die in Deutschland privat versicherten Patienten können sich jederzeit an die hier in großer Anzahl praktizierenden Ärzte wenden. In der Regel werden alle Kosten zurückerstattet, sofern sich die Honorare an die deutsche Gebührenordnung anlehnen. Hier sollte man von Beginn an den Arzt fragen und diese Frage klären.

Als einzige deutsche Privatversicherung ist die UKV (Unionskrankenversicherung) hier auf den Balearen und auf dem Festland etabliert. Viele deutsche Ärzte haben eine Direktabrechnung mit dieser Versicherung, sodass der Patient nicht in Vorkasse gehen muss.

Es gibt aber auch eine Reihe spanischer Krankenversicherungen, die in den etwas teureren Tarifen (zum Beispiel DKV mit den Tarifen Mundi Salud, Residentes oder Top Health, aber auch Mapfre oder Sanitas) die Möglichkeit bieten, deutschsprachige Ärzte aufzusuchen, die nicht Vertragspartner dieser genannten Versicherungen sind. In der Regel erhält man in diesen Fällen 80 bis 100 Prozent der Kosten zurückerstattet.

Leider gibt es Versicherungsmakler, die gut versicherte Personen mit kostengünstigen Versprechen in andere Versicherungen locken wollen. Jeder Versicherte sollte sich vorher überlegen, ob er es sich, in Anbetracht bestehender Vorerkrankungen, leisten kann, dieses Risiko einzugehen. Man sollte sich nie dazu verführen lassen, Vorerkrankungen zu verschweigen, oder davon auszugehen, dass der Versicherungsmakler diese auch korrekt an die neue Versicherung weitergibt.

Es gibt mittlerweile eine große Anzahl von Patienten auf Mallorca, die aufgrund falscher Beratungen ihre Versicherung wechselten und nach Offenbarung der Vorerkrankungen (diese kommen bei Nachfragen fast 100-prozentig ans Tageslicht) aus der neuen Versicherung ausgeschlossen wurden und im Anschluss erhebliche finanzielle Einbußen oder gar gesundheitliche Nachteile durch Unterversorgung in Kauf nehmen mussten.

Die meist kostengünstigeren spanischen Versicherungen haben auch verständlicherweise einen abgespeckten Leistungskatalog: So werden Zahnbehandlungen meist nicht oder nur bis zu einer geringen Summe bezahlt. Das Gleiche gilt für Medikamente, die zu einem erheblichen Kostenfaktor werden können und den Preisunterschied schnell zunichte machen.

Massagen und Physiotherapien werden meist auch nicht von den spanischen Versicherungsträgern bezahlt, Kuraufenthalte sind hier weitgehend unbekannt. In jedem Fall sollte man sich immer vor der Unterschrift eine zweite Meinung einholen

(zum Beispiel im spanischen Verbraucherzentrum unter http://

cec.consumo-inc.es oder beim Arzt des Vertrauens).

Der Autor ist Internist und Kardiologe in der Clínica Picasso in Palma, Tel.: 971-22 06 66.