In Deutschland raucht etwa ein Drittel der Erwachsenenbevölkerung, also etwa 20 Millionen Männer und Frauen. Rauchen verursacht einen hohen Anteil an Erkrankungen und vorzeitigen Todesfällen, an vorderster Stelle durch Herz-Kreislauferkrankungen, Asthmaleiden (Lungenemphysem) und Lungenkrebs, der mittlerweile auf Platz drei der Krebsstatistik rangiert. 50 bis 75 Prozent der Raucher sterben an den Folgen ihrer Sucht. Allein in Deutschland finden 383 Menschen pro Tag den Tod als Folge des Rauchens, etwa so viel wie durch den Absturz eines Jumbos ums Leben kommen würden. Die Lebenserwartung sinkt um 10 bis 23 Jahre. Raucher haben etwa zehnmal mehr Falten als Nichtraucher. Die Hautfarbe und Falten haben einen nicht unerheblichen Einfluss darauf, wie Menschen einander beurteilen – vor allem was das Alter angeht.

Nikotin ist ein starker, aber legaler Suchtstoff. Er reagiert mit den niko­tinergen Rezeptoren, die Folge ist eine Ausschüttung zahlreicher Botenstoffe. Dies hat Nikotin mit „harten Drogen" wie Amphetamin und Kokain gemeinsam. Im Mittelpunkt dieser Drogenwirkungen und der des Nikotins steht der Botenstoff Dopamin. Er ist der „Macher" im Belohnungssystem. Ohne ihn gäbe es kein Glücksgefühl. Allein das Ritual, eine Zigarette zu halten, anzuzünden, den Rauch auszublasen, setzt Dopamin frei. (Auch) deshalb ist es so schwer, sich vom Glimmstängel loszusagen. Je länger der Betroffene raucht, desto schwieriger wird es, weil sich im Körper mehr Bindungsstellen für diesen Botenstoff ausgebildet haben.

Andere negative Effekte des Nikotins: Es steigert die Herz- und Atemfrequenz, verengt die Gefäße und führt zu einem Anstieg des Blutdrucks und zu Durchblutungsstörungen, steigert die Magensaftproduktion und Darmtätigkeit, vermindert den Appetit und wirkt Fett abbauend, da es die Stoffwechseltätigkeit stärkt. Dem gegenüber stehen die sogenannten positiven Empfindungen, vor allem in Kombination mit anderen Genussmitteln: erhöhte Konzentrationsfähigkeit, Zunahme der Stresstoleranz, Muskelentspannung, Abnahme der Aggressivität und Verringerung des Hungergefühls.

Bei der Tabakabhängigkeit sind körperliche und psychische Faktoren wichtig. Eine Kombination aus Verhaltens- und medikamentöser Therapie verspricht deshalb den größten Erfolg. Für die körperliche Abhängigkeit ist das Nikotin verantwortlich, bei einem Rauchstopp kommt es zu Entzugssymptomen wie Schlafstörungen, Müdigkeit, Konzentrationsmangel, Nervosität, Unruhe, Verstopfung, Hungergefühl. Die psychische Abhängigkeit äußert sich in einer heftigen Rauchlust, dem Unvermögen, auf das Rauchen in bestimmten Situation zu verzichten.

Verhaltenstherapien sind die wirksamsten Verfahren zur Raucherentwöhnung. Viele Momente sind automatisiert und wirken auf den Einzelnen unkontrollierbar (so wird zum Beispiel mit dem ersten Kaffee oder mit Beginn der Arbeit am Computer die erste Zigarette angezündet). Darum sind parallel zur Entwöhnung Gegenstrategien sehr wichtig. Welches alternative Verhalten wäre möglich? Wie lassen sich Stress­situationen anders bewältigen? Durch welches Ritual kann man die Morgenzigarette ersetzen?

Ebenso wichtig ist es, sich eine Belohnung für den Rauchstopp zu gönnen. Belohnen Sie sich nach einer bestimmten Zeit der Nikotinabstinenz mit etwas, das Sie schon immer wollten (eine Reise, ein neues Handy, neue Kleider, etc.). Auch der Freundeskreis und das Arbeitsumfeld sollten eingeweiht werden, damit niemand mehr eine Zigarette anbietet. Manchmal hilft es auch, eine Wette abzuschließen, etwa nach dem Motto: „Ich werde durchhalten."

Der Autor ist Internist und Kardiologe in der Clínica Picasso in Palma, Tel.: 971-22 06 66.