Wussten Sie, dass Ihr Herz in der Regel nur zwischen 250 bis 350 Gramm wiegt und bis zu Ihrem 70. Lebensjahr über 2,5 Milliarden Mal in Ihrer Brust schlägt? Oder wussten Sie, dass in einem Jahr weltweit eine Bevölkerung, wie sie in New York lebt, an den Folgen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung stirbt?

Unser Herz ist, verglichen mit anderen Organen in unserem Körper, nur ein kleiner Muskel, und dennoch hängt unser Leben in jeder Sekunde von ihm ab. Diese wenige Gramm wiegende komplizierte Muskelpumpe arbeitet unermüdlich in unserer Brust, um den Blutkreislauf aufrechtzuerhalten und somit unsere Sauerstoffversorgung zu gewährleisten. Pro Minute transportiert das menschliche Herz etwa 4,2 Liter Blut. Der gesamte Blutvorrat des Menschen, etwa fünf bis sechs Liter, wird also in jeder Minute fast ganz „umgewälzt". Pro Tag transportiert das Herz über 6.000 Liter Blut.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehören zu den häufigsten Todesursachen in den Industrienationen. Zu den typischen Funktionsstörungen bei Herz und Kreislauf zählen Verengungen der Herzkranzgefäße (Koronare Herzkrankheit), der Schlaganfall, Bluthochdruck und Verkalkungen unserer Arterien mit allen entsprechenden Folgen. In den Industrienationen stehen Herzerkrankungen an erster Stelle der Todesursachen. Man nimmt an, dass weltweit mehr als zwölf Millionen Menschen jedes Jahr an Herz-Kreislauf-Erkrankungen sterben. Die jährlichen Kosten für die Behandlung – inklusive Operationen, Medikamenten und Rehabilitationsmaßnahmen – sind enorm hoch. Durch die steigende Lebenserwartung werden diese Kosten im Laufe der nächsten Jahrzehnte explodieren.

Betrachtet man die sozialen, medizinischen und wirtschaftlichen Konsequenzen, so gehört die Koronare Herzkrankheit sicherlich zu den bedeutsamsten Erkrankungen in den Industrienationen. Koronare Herzkrankheit (KHK) bedeutet, dass die Blutzufuhr zum Herzen durch Gefäßverengungen oder Gefäßverschlüsse nicht ausreichend ist, um die Sauerstoff- und Nährstoffbedürfnisse des Herzmuskels zu erfüllen. Es kommt dann zu einer Angina pectoris, welche durch plötzlich einsetzende, kurz anhaltende Schmerzen beziehungsweise Druck und Enge im Brustbereich, insbesondere bei körperlicher Anstrengung, charakterisiert ist. Bei fortschreitender Arteriosklerose können die Schmerzattacken schließlich auch in Ruhephasen auftreten. Angina-pectoris-Anfälle sind daher ein deutliches Zeichen für ein erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden.

Arteriosklerose und Bluthochdruck können einen Herzinfarkt, der auf eine akute Minderversorgung des Herzens mit Blut zurückzuführen ist, einen Schlaganfall oder Thrombose verursachen. Trotz Behandlung können diese Erkrankungen extrem starke Auswirkungen auf die Lebensqualität des Betroffenen haben und den Verlust der Unabhängigkeit oder sogar des Lebens selbst bedeuten. Bei vielen Menschen führen diese Erkrankungen dazu, dass sie sich nur noch eingeschränkt körperlich bewegen können und sich frühzeitig aus dem Berufsleben zurückziehen müssen.

Die Gesundheit von Herz und Kreislauf hängt in erster Linie von der Eigenverantwortung des Einzelnen ab. Eine frühe Erkennung und Wahrnehmung von Begleiterkrankungen und vorhandenen Risikofaktoren kann helfen, sowohl die eigene Selbstständigkeit zu bewahren als auch Leben zu retten. Zu den anerkannten Risikofaktoren gehören neben Alter, Geschlecht, familiärer Vorbelastung auch hoher Blutdruck, erhöhte Blutfettwerte, Diabetes, Übergewicht, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum sowie mangelnde körperliche Bewegung.

Der Arzt, aber auch jeder Einzelne, kann viel tun, um das persönliches Risiko zu reduzieren. Ungesunde Lebensweisen und bestehende Risikofaktoren sollten so früh wie möglich entdeckt und demzufolge beseitigt, geändert oder wenn nötig behandelt werden. Durch ein ausführliches Vorgespräch über die bisherigen Beschwerden und Vorerkrankungen kann schon ein recht genaues Bild aufgebaut werden. Bei Männern ist zum Beispiel das Auftreten einer beginnenden Störung der Sexualleistung oft als frühes Zeichen einer Gefäßerkrankung zu verstehen.

Eine sehr gründliche körperliche Untersuchung gibt dem erfahrenen Kliniker weitere Hinweise, die technischen Untersuchungen wie EKG, Röntgen, Ultraschall des Herzens und gegebenenfalls Belastungsuntersuchungen runden das klinische Bild dann vollständig ab und erlauben es dem Arzt, eine gezielte Therapie einzuleiten. Gleichzeitig werden Verhaltensregeln empfohlen, die die Überlebenszeit des Patienten deutlich positiv beeinflussen können.

Der Autor ist Internist und Kardiologe in der Clínica Picasso in Palma, Tel.: 971-22 06 66.