Der Tätowierer war nicht ­besonders geübt. Cristina ­Gomila trägt schon seit 20 Jahren eine etwas verunglückte kleine Sonne inklusive Mondsichel auf dem Oberschenkel. „Zum Glück war sie nicht offen sichtbar", sagt die 39-jährige Mallorquinerin, „ich hatte das Tattoo so gut wie vergessen." Nicht so ihr Mann, der sich immer wieder darüber ärgerte. Auch um ein gutes Vorbild für ihre zwei Töchter zu sein, will die Grundschullehrerin es jetzt wieder wegmachen lassen. „Ich habe Vertrauen in die neue Laser­technologie", sagt sie, und legt sich auf die Patientenliege von Destattoo nieder.

„Es dauert nur 15 Minuten und tut nicht weh", verspricht Studio­besitzerin Estela Fuentes Cano. Die 37-Jährige hat ihre Praxis in Palma erst vor zwei Wochen eröffnet. Das Studio, indem Tätowierungen professionell entfernt werden, heißt ­„Destattoo - porque nada es para siempre" (Destattoo - weil nichts für die Ewigkeit ist). Auf die Idee gebracht hat sie ihr Mann, von dem sie Anfang nächsten Jahres ein Kind erwartet. Juan Ignacio Moreno hatte sich wegen eines Jobs eine kleine Tätowierung am Unterarm entfernen lassen und dafür viel Geld bezahlt. Das müsste doch günstiger zu haben sein, sagten sich die beiden. Bei Destattoo werden bis zu einer Tattoogröße von 10 cm² 39 Euro pro Sitzung gezahlt. Je nach Größe und Zahl der Farben sind drei, sechs oder auch schon mal zwölf Sitzungen notwendig.

Die Nachfrage ist offenbar groß. Seit der Eröffnung, erzählt Estela Fuentes, seien schon viele Passanten in ihre Praxis gekommen, um sich über das Verfahren zu informieren. Manchmal blieben sie gleich zur ersten Sitzung da. Besonders häufig, bis zu viermal pro Tag, sei die Bitte, den Namens des ehemaligen Partners für immer auszuradieren, erzählt Estela Fuentes.

Der Laser, den die gelernte Zahnarzttechnikerin benutzt, ist ein Gerät namens Neodimio-Yag Q-Switched. Wie die unergründliche Bezeichnung schon nahelegt, braucht man für die Bedienung eine Zusatzausbildung. Der Laser sei speziell dafür entwickelt worden, Tattoos, Permanent Makeup oder Pigmentflecken zu entfernen, und das, ohne die Haut zu verbrennen, sagt Estela Fuentes.

Cristina Gomilas Sonne wird gekühlt und desinfiziert. Dann klebt Estela Fuentes ein Schildchen darunter, auf dem Potenz und Frequenz der Laserbehandlung stehen. Sie macht davon ein Foto und dokumentiert so den Verlauf der Behandlung. Im Anschluss kommt Neodimio-Yag zum Einsatz. Estela Fuentes fährt mit dem Lichtstrahl die Linien des Tattoos ab. Das Lasergerät schnalzt laut und ein wenig unangenehm. Auf der Haut bildet sich weißer Schorf, hier und da tritt Blut aus. Estela Fuentes trägt eine Salbe auf, klebt ein Pflaster darauf - und das war´s. Der Schorf werde sich in ein paar Stunden zurückbilden.

„Am Anfang hat es schon ein wenig geziept," berichtet Cristina Gomila. Bei der Bestrahlung wird hohe Energie freigesetzt, die untere Hautschicht erhitzt sich und die nicht natürlichen Pigmente werden nach und nach aufgespalten und vom Körper ausgeschieden. Schwarze oder dunkelfarbige Tattoos sind besonders leicht zu entfernen, helle schwerer. Die Behandlung sei „schnell und wirkungsvoll", sagt Estela ­Fuentes, die schon darüber nachdenkt, eine „Nichts-ist-für-die-Ewigkeit"-Franchisekette aufzubauen.

Zumal ja auch nur Teile des Tattoos entfernt werden können, falls eine Umänderung beziehungsweise Erweiterung gewünscht ist. Das eine oder andere schon längst nicht mehr angesagte Motiv lässt sich so beispielsweise in eine ­trendige japanische Manga-Figur verwandeln. Besonders Hartgesottene könnten sich auf die nach abgeschlossener Behandlung gänzlich gereinigte Haut auch ein ganz neues Tattoo stechen lassen, versichert Estela Fuentes.

Cristina Gomila gehört nicht dazu. Sie hat mit dem Thema Tattoos abgeschlossen. Beschwingt wie sie den Praxisraum betreten hat, verlässt sie ihn auch wieder. Zweimal muss sie noch wiederkommen.

Das Studio Destattoo befindet sich in der C/. Manacor 13 in Palma, Tel.: 971-77 73 55. www.destattoo.es